Supersport-WM Phillip Island: Boxenstopp ist Pflicht!
Obwohl es während der Tests am Montag und Dienstag auf Phillip Island kaum Klagen über die Reifen gab, diese Saison wird in der Supersport-WM erstmals mit Slicks gefahren, wird Alleinausrüster Pirelli im Rennen am Sonntag auf Nummer sicher gehen.
«Unser Reifenmaterial ist eine Neuentwicklung, ich will im ersten Rennen kein Risiko eingehen», sagte Pirelli-Rennchef Giorgio Barbier in Australien zu SPEEDWEEK.com. «Es gibt viele neue Fahrer, und Fahrer auf anderen Motorrädern. Ich weiß, dass die Besten mit den Reifen umgehen können, aber nicht alle. Die zwei Testtage auf Phillip Island sind nicht genug, um alles über die neuen Slicks zu wissen. Ich traue den bisherigen Erkenntnissen nicht und schicke lieber alle Reifen mit mehr als zehn Runden ins Labor und lasse sie genau untersuchen. Dann bekommen wir ein genaues Bild für die Entwicklung in der Zukunft.»
Pirelli einigte sich mit Promoter Dorna und dem Motorrad-Weltverband FIM darauf, dass im Rennen am Sonntag jeder Fahrer verpflichtend zum Boxenstopp und den Hinterreifen wechseln lassen muss. Außerdem wird die Renndistanz von 18 auf 16 Runden verkürzt. So wird garantiert, dass die Fahrer ohne Rücksicht auf die Reifen angreifen können.
Jeder Fahrer muss spätestens in der zehnten Runde zum Boxenstopp kommen. Im Fall eines Regenrennens ist kein Reifenwechsel vorgeschrieben. Diese Regel gibt es bereits das dritte Jahr in Folge. Fahrer, die sich nicht daran halten, werden disqualifiziert und mit schwarzer Flagge aus dem Rennen genommen!
Phillip Island ist für sämtliche Reifenhersteller ein schwieriges Pflaster. Die Mischung aus dem speziellen Streckenlayout mit seinen schnellen Kurven, dem aggressiven Asphalt und den teilweise hohen Temperaturen verlangt den Reifen alles ab.
Das musste auch Bridgestone erfahren, als sie 2013 die MotoGP-Fahrer ausrüsteten. Weil die Reifen keine Renndistanz durchhielten, wurde für das Rennen ein Pflichtboxenstopp mit Reifenwechsel angeordnet. Nach der Überraschung im ersten Jahr, gab es 2014 und 2015 keine Probleme.
Dunlop hat als Monopolist in der Moto3- und Moto2-WM ebenfalls keine Probleme, der heutige MotoGP-Reifenausrüster Michelin seit 2016 auch nicht. Obwohl eine MotoGP-Maschine deutlich mehr Motorleistung als ein Superbike und viel mehr als ein Supersport-Motorrad hat.
Der größte Unterschied zwischen den drei MotoGP-Klassen und der Superbike- und Supersport-WM: In MotoGP wird mit Prototypen-Reifen gefahren, in den Klassen der seriennahen Weltmeisterschaft basieren die Reifen von Pirelli auf Serienmodellen, auch die Dimensionen sind fix. Die Italiener können also keine Reifen bauen, welche auf die speziellen Bedürfnisse in Phillip Island zugeschnitten sind.
«In der Supersport-WM ist die Felgengröße vorgeschrieben», erklärte Barbier. «Um Reifendimensionen mit weniger Radius zu bringen, bräuchten wir andere Felgen. Mit größeren Reifen erreicht man mehr Auflagefläche und erhöht dadurch die Lebensdauer. Es ist nicht damit getan, dass wir eine härtere oder weichere Gummimischung verwenden. Würden wir einen Reifen mit weniger Grip bauen, mit dem Gedanken, dadurch die Lebensdauer zu erhöhen, würden wir genau das Gegenteil erreichen. Durch den weniger Grip würde der Hinterreifen mehr durchdrehen und dadurch schneller kaputtgehen. Das Problem wäre also dasselbe wie jetzt, die Sicherheit der Fahrer wäre durch den geringeren Grip aber gefährdet. Die Fahrer sind es von Pirelli nicht gewöhnt, dass sie keinen Grip haben. Wir können und wollen den Grip nicht verringern, deshalb bevorzugen wir es, einen Boxenstopp vorzuschreiben»