Thomas Gradinger: «Fühlte mich wie der erste Mensch»
Thomas Gradinger in Aragon
2020 hatte Thomas Gradinger gleich doppeltes Pech: Erst einigte er sich mit dem Kiefer-Team für die Supersport-WM, doch der Teamchef zog bereits vor dem Saisonstart den Stecker, weil das Projekt finanziell nicht gesichert war. Und am 24. Mai zog sich der Oberösterreicher beim Training auf dem Red Bull Ring schlimme Beinverletzungen zu, von denen er sich inzwischen weitgehend erholt hat.
Monatelang hatten sich Gradinger und sein Manager Andi Ledermann nach einem Platz in der Supersport-WM 2021 umgehört. Mitte Januar die Erlösung: Tom fährt kommende Saison für das italienische Familienteam DK Yamaha und ist damit neben Randy Krummenacher (EAB Yamaha), Dominique Aegerter (Ten Kate Yamaha) und Philipp Öttl (Puccetti Kawasaki) der vierte Deutschsprachige in der Serie.
Seit Samstag trainiert der 24-Jährige mit einer privaten Yamaha R6 im MotorLand Aragon, wo Ende Mai die Weltmeisterschaft beginnen soll. «Hinten habe ich ein Öhlins-Federbein drin und in der Gabel spezielle Racing-Innereien», beschrieb Gradinger SPEEDWEEK.com seinen fahrbaren Untersatz. «Das ist ein Trainings-Moped und weit weg vom WM-Bike. Da geht einiges ab, aber bei mir ist das derzeit noch egal. Ich habe viel aufzuholen, es taugt mir richtig, dass ich wieder fahren kann. Aber das erste Mal ist brutal. Vor allem in Aragon, das ist keine leichte Strecke, und dann kommt der starke Wind noch dazu. Hier ist alles ziemlich schnell und technisch, mit der Reaktionszeit bin ich noch hintennach, auch mit dem Gefühl für das Motorrad. Am Anfang fühlte ich mich wie der erste Mensch. Bislang fuhr ich 1:57 min, das ist vier Sekunden langsamer als bei meiner Pole-Zeit 2019. Gefühlt habe ich mich, als würde ich 1:50 min fahren. Fahrerisch geht mir noch eine gute Sekunde ab.»
Im November wurde Gradinger erneut am Bein operiert, nach Neujahr saß er in Cartagena erstmals wieder auf dem Motorrad. «Da habe ich mich einen Tag eingerollt, in der Früh des zweiten Tages hatte ich ein technisches Problem und musste das Motorrad im Kies umschmeißen, sonst wäre ich in die Reifenbande gefahren», schilderte der Deutsche Supersport-Meister von 2017. «Da habe ich mich an der Schulter verletzt und konnte nicht mehr fahren – ein richtig gutes Comeback, gleich wieder mit Schmerzen. Für mich ist Aragon jetzt das erste richtige Training.»