Valentino Rossi sucht das Glück

Kawasaki will die 636 einsetzen: Yamaha steht alleine

Von Ivo Schützbach
Die Kawasaki 636 hat sechs Prozent mehr Hubraum als die normale ZX-6R

Die Kawasaki 636 hat sechs Prozent mehr Hubraum als die normale ZX-6R

Das Reglement für die Supersport-WM ab 2022 ist geschrieben und wartet auf Verlautbarung. Während der Yamaha-Rennchef weiter dagegen wettert, sind Kawasaki, MV Agusta, Triumph und Ducati große Befürworter.

Anfang August machte sich Yamaha-Rennchef Eric De Seynes zum wiederholten Mal dafür stark, dass in der Supersport-WM alles so bleibt, wie es ist. Der Franzose will, dass auch weiterhin mit maximal 600 ccm für Vierzylinder-, mit 675 ccm für Dreizylinder- und mit 750 ccm für Zweizylinder-Maschinen gefahren wird. Sein Argument: «Wir brauchen eine gewisse Zeit, um uns vorbereiten zu können. Wenn ein Hersteller meint, dass er mit seinem neuen Motorrad in die Supersport-WM einsteigen will, dann soll er das dafür passende Bike entwickeln. Als Hersteller können wir nicht jeder Regeländerung folgen, die von heute auf morgen beschlossen wird.»

Sachlich findet er im Fahrerlager teilweise Zustimmung, Tatsache bleibt aber, dass die heutigen 600er-Vierzylinder im Markt kaum noch relevant sind und sich deshalb an dieser Meisterschaft interessierte Hersteller wie MV Agusta, Ducati und Triumph mehr Hubraum wünschen.

Selbst Kawasaki hat sich inzwischen zu den neuen Regeln bekannt. Lange hielten sich die Japaner diesbezüglich bedeckt, obwohl es bereits seit 2002 die ZX-6R mit 636 ccm gibt.

«Die Regeln stehen noch nicht 100-prozentig, aber wir gehen diesen Weg mit, um eine neue Option im Rennsport zu haben», sagte Steve Guttridge, Racing-Manager von Kawasaki Europa, im persönlichen Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Historisch gesehen wurde die ZX-6R für den Rennsport entwickelt, deshalb haben wir nie für die 636 gepusht. In einigen Ländern wird die 600er aber seit Jahren nicht mehr verkauft, dort wird bereits mit der 636 gefahren, etwa in BSB oder AMA. Wir müssen schauen, wie wir in dieser Kategorie weiterhin präsent sein können. Unser Ninjas sind Rennmaschinen – und die ZX-6R 636 ist eine Ninja.»

Das neue Reglement betrifft nur Motorräder, die vom derzeitigen Regelwerk abweichen. Für Yamaha ändert sich also nichts, denn die R6 dient als Basis für die Einstufung sämtlicher Bikes, die hinzukommen. Ob die vom Motorrad-Weltverband FIM ausgeklügelte neue Balance-Regel am Ende fair sein wird, steht auf einem anderen Blatt.

«Yamaha hat sein jetziges Rennsport-Programm und sie sind verständlicherweise recht glücklich damit», sagte Kawasaki-Manager Guttridge. «Sie brauchen die Änderung nicht notwendigerweise. Ich kann aber sehen, was die FIM erreichen möchte, um für die mittlere Hubraumkategorie Motorräder zu haben – auch für die nationalen Meisterschaften. Es brauchte auch weiterhin diese mittlere Klasse, damit die Kids aus der 300er-Klasse aufsteigen können. Sie müssen lernen, wie man ein Motorrad abstimmt und damit testet. Ich kann der FIM nur viel Glück wünschen!»

Seit Jahren ist die Supersport-WM ein Yamaha-Cup, nur Kawasaki und MV Agusta sorgen zwischendurch für Abwechslung in den Top-6. Doch es ist fünf Jahre her, seit Kenan Sofuoglu 2016 für Kawasaki den Titel holte. Im gleichen Jahr brachte Yamaha die aktuelle R6, seit 2017 wurden Lucas Mahias, Sandro Cortese, Randy Krummenacher und Andrea Locatelli mit ihr Weltmeister. Auch in der laufenden WM liegen mit Domi Aegerter und Steven Odendaal zwei Yamaha-Piloten vorne, über zwei Drittel des Feldes fahren eine R6.

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