Martyrium des Thomas Gradinger: Jetzt 3 Wirbelbrüche
Thomas Gradinger hätte in Most für das Team Kallio Yamaha fahren sollen
Thomas Gradinger hatte ab 2017 einen bemerkenswerten motorsportlichen Aufstieg. Mit sechs Siegen und zehn Podestplätzen in zwölf Rennen wurde der am 11. August 26-Jährige 2017 Deutscher Supersport-Meister. Seit dem Jahr darauf fuhr er in der Weltmeisterschaft für die Yamaha-Teams Nerds (2018) und Kallio (2019) in 25 Rennen 15 Mal in die Top-10 und siebenmal in die Top-5. In Assen schaffte er es 2019 sogar als Dritter aufs Podest, womit er der erfolgreichste Österreicher in dieser Klasse ist.
Für 2020 hatte sich Gradinger mit dem Kiefer-Team für die Supersport-WM geeinigt, doch Jochen Kiefer zog bereits vor dem Saisonstart den Stecker, weil das Projekt finanziell nicht zu 100 Prozent gesichert war.
Somit stand Gradinger ohne Team da, als die Weltmeisterschaft am 1. März in Australien begann.
Dann kam die fünfmonatige Coronapause.
Am 24. Mai 2020 hatte Gradinger auf dem Red Bull Ring in Spielberg einen verhängnisvollen Trainingssturz, bei dem er sich das rechte Sprunggelenk zertrümmerte und weitere Blessuren zuzog.
2021 bestritt er in der Weltmeisterschaft einen Event für das Hinterbänkler-Team DK Motorsport Yamaha, die Trennung geschah nicht im Guten. Gradinger: «Es hat unterschiedliche Auffassungen gegeben, was die Herangehensweise betrifft. Es war ein Versuch für mich, in der Supersport-WM wieder Fuß zu fassen. Aber leider ist es vorerst nicht dazu gekommen. Trotzdem will ich wieder dorthin und auf WM-Niveau Rennsport betreiben. Das ist mein mittelfristiges Ziel.»
Anschließend heuerte der Österreicher beim Team Eder Racing an, für das er auch dieses Jahr in der IDM Supersport fährt und aktuell auf dem vierten Gesamtrang liegt.
Ende Mai brach sich Thomas bei einem Sturz in Oschersleben den rechten Arm und musste sich operieren lassen. Ende Juni kehrte er in Most zurück und überzeugte mit einem zweiten und ersten Platz.
In Schleiz am vergangenen Wochenende war er endlich wieder komplett fit und trat ohne körperliche Einschränkungen an. Im Hintergrund war bereits alles organisiert, dass Gradinger am kommenden Wochenende bei der Supersport-WM in Most fahren kann – als Ersatz in seinem ehemaligen Team Kallio Yamaha für den verletzten Alessandro Zetti. Es hätte ein erster Schritt zurück in die Weltmeisterschaft sein sollen.
Doch dann geschah der verhängnisvolle Unfall im zweiten freien Training in Schleiz. «Es ist die Senke runter passiert», schilderte Gradingers Teamchef Tom Eder, «im zweiten schnellen Knick.»
Beim Einschlag in die Reifenstapel hat sich der Österreicher nicht nur die Schulter ausgekugelt und eine Lungenprellung zugezogen, sondern auch den dritten, vierten und fünften Brustwirbel gebrochen. Verletzungen, die böse enden können.
Am Sonntagmorgen kam die erlösende Nachricht von Eder: «Tom wurde am Samstag erfolgreich operiert und hat alles gut überstanden.»
Aktuell liegt Gradinger auf der Intensivstation des Klinikums Bad Berka, wo man auf Wirbelsäulenchirurgie spezialisiert ist. Die gebrochenen Brustwirbel wurden verschraubt und fixiert.
Wie es genau weitergeht, wird besprochen, wenn Gradinger auf die Normalstation verlegt werden kann. Nach Gesprächen mit der behandelnden Ärztin sind alle zuversichtlich, dass Thomas bald nach Österreich verlegt werden kann. Nach jetzigem Stand wird er keine bleibenden Schäden davontragen.