Das Ende der 4-Zylinder? Aegerter nennt Gründe dafür
Domi Aegerter (77) hinter zwei Ducati und einer Triumph, hinter ihm fährt eine MV Agusta
Der Schweizer Dominique Aegerter kann am kommenden Samstag zum zweiten Mal Supersport-Champion werden – Vizeweltmeister ist er bereits. Erobert er im ersten Rennen auf der indonesischen Insel Lombok drei Punkte mehr als sein nächster Verfolger Lorenzo Baldassarri (Evan Bros Yamaha), dann ist er schon drei Rennen vor Schluss erneut die Nummer 1 der Welt.
Aegerter und Baldassarri dominieren die Supersport-WM 2022: Der Einzige, der sonst noch ein Rennen gewinnen konnte, ist Triumph-Ass Stefano Manzi.
Aegerter fährt für Ten Kate Yamaha, das erfolgreichste Team dieser Meisterschaft. Und Baldassarri für Evan Bros Yamaha, die in Summe stärkste Truppe seit 2019.
Eventuell ist dieses Jahr die letzte Saison, in welcher ein Fahrer mit einem Reihenvierzylinder mit 600 ccm die Weltmeisterschaft gewinnt. Denn es ist gut möglich, dass Yamaha schon bald einen Nachfolger der R6 präsentiert – im Gespräch ist eine R9 mit einem Dreizylinder-Motor mit 890 ccm.
Kawasaki macht 2023 mit der ZX-6R weiter, Honda kehrt mit der CBR600RR Race Base in die mittlere Hubraumkategorie zurück. Ob die beiden japanischen Hersteller mit ihrem traditionellen Konzept mit einem Reihenvierzylinder und 600 ccm auch in Zukunft gegen Ducati (V2, 955 ccm), MV Agusta (Reihendreizylinder, 800 ccm), Triumph (Reihendreizylinder, 765 ccm) und möglicherweise eine Yamaha R9 anstinken können, darf bezweifelt werden.
Denn die Motorräder mit mehr Hubraum haben trotz der hervorragend arbeitenden Balance-Regel nicht zu leugnende Vorteile. «Diese Hersteller haben mit ihren 200 oder 300 ccm mehr zusätzliches Drehmoment und sie fahren anders», erklärte Aegerter SPEEDWEEK.com. «Wenn ich allein fahren kann, bin ich manchmal eine Sekunde schneller als alle anderen. Dann habe ich meinen Fluss und kann bremsen und durchrollen und Gas geben, wo ich will. Aber wenn ich einen Fahrer von diesen drei Herstellern vor mir habe, dann macht das meinen Rhythmus kaputt.»
«Die Ducati und Triumph können extrem enge Linien fahren», ergänzte der 25-fache Laufsieger. «Und dann kommt hinzu, dass sie in den Kurven so weit herunterbremsen, dass wenn ich ans Gas gehe, ich keine Leistung habe, weil meine Drehzahl viel zu tief ist. Bis mein Motor wieder auf Touren ist, ziehen sie mir davon. Gleichzeitig sieht man aber auch an den Rundenzeiten: Wenn ich anfange zu pushen, dann fallen die runter. Aber wenn Caricasulo vor mir ist, dann fährt er ein schlaues Rennen, weil er genau weiß, dass es für mich sehr schwierig ist, ihn auf der Geraden zu überholen. Der kann dann auf der Innenlinie so langsam fahren, wie er will.»