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Risiko Honda: Wieso sich Mackenzie von Yamaha trennte

Von Ivo Schützbach
In Großbritannien holte Tarran Mackenzie zwei Titel

In Großbritannien holte Tarran Mackenzie zwei Titel

Als zweifacher Britischer Meister hatte Tarran Mackenzie gehofft, von Yamaha für 2023 in die Superbike-WM befördert zu werden. Die Leistungen des 27-Jährigen überzeugten deren Manager nicht – der Brite wechselt zu Honda.

Durch das vorbildliche weltweite Nachwuchsprogramm hat Yamaha inzwischen ein Luxusproblem: Längst nicht alle nach oben strebenden Fahrer können in den Topteams in der Weltmeisterschaft untergebracht werden. Das führt immer wieder dazu, dass Talente abwandern. Nach der Saison 2021 wechselte der starke Supersport-WM-Pilot Manuel Gonzalez in die Moto2-WM, Luca Bernardi ging zu Ducati – keinem von ihnen konnte Yamaha einen Superbike-Platz anbieten.

Tarran Mackenzie ist der nächste Abtrünnige. Der inzwischen 27-Jährige fuhr die vergangenen sechs Saisons für das Team McAMS Yamaha und wurde zweimal Britischer Meister: 2016 in der Supersport-Klasse und 2021 bei den Superbikes.

In der Vorbereitung auf die Saison 2022 stürzte Mackenzie Anfang April in Silverstone in der Woodcote-Kurve schwer: Damit war sein Wildcard-Einsatz bei der Superbike-WM in Assen hinfällig und auch die erfolgreiche Titelverteidigung in der BSB scheiterte mit Platz 7 deutlich. Insgesamt brach er sich dieses Jahr dreimal das linke Bein an verschiedenen Stellen.

Mitte Juli war der Brite bei seinem Heimrennen in Donington Park dabei, kam bei seinem ersten SBK-WM-Einsatz über die Plätze 14 und 15 in den beiden Hauptrennen aber nicht hinaus.

Summa summarum waren seine Darbietungen zu wenig, um Yamaha davon zu überzeugen, ihm für 2023 einen Platz in der Superbike-WM im Giansanti Racing Team zu geben. Denn mit dem zweifachen Supersport-Weltmeister Domi Aegerter und dem ehemaligen Moto2-Champion und diesjährigen MotoGP-Piloten Remy Gardner waren vermeintlich größere Kaliber verfügbar. Auch US-Meister Jake Gagne wurde nicht in Betracht gezogen.

Mackenzie hätte für das Superbike-WM-Team MotoXracing Yamaha unterschreiben können, die Italiener fahren aber nur die Europarennen. Das erschien ihm nicht sehr verlockend, also dockte der aktuelle Britische Meister Bradley Ray dort an.

Stattdessen entschied sich Tarran Mackenzie für den Wechsel zu Honda und in die Supersport-WM – er wird 2023 für das MIE-Team von Midori Moriwaki fahren.

«Unser Plan ist, diesen Ausfallschritt in die Supersport-WM zu machen, um dann hoffentlich den Schritt in die Superbike-WM 2024 zu schaffen», erklärte Mackenzies Manager Michael Laverty gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wir haben eine Option für 2024 für das Superbike-Team von MIE, müssen aber schauen, wie konkurrenzfähig das Paket nächste Saison ist.»

Taylor Mackenzie, der Bruder von Tarran, ist übrigens Manager von Lavertys Moto3-WM-Team Visiontrack Honda.

Insgeheim hofft Tarran, dass er die HRC-Manager mit seinen Leistungen in der Supersport-WM derart beeindruckt, dass sie ihn für 2024 ins Superbike-Werksteam befördern – die Verträge von Iker Lecuona und Xavi Vierge laufen Ende 2023 aus.

Doch was der Brite mit der CBR600RR Race Base zeigen kann, wird maßgeblich von der Honda-Unterstützung für die mittlere Hubraumkategorie abhängen. Teamchefin Midori Moriwaki ist stets bemüht, die Zusammenarbeit mit der Honda Racing Corporation, zuständig für alle Werksauftritte des größten Motorradherstellers, zu verbessern. Dem Vernehmen nach soll ihr Supersport-Team für 2023 HRC-Material erhalten, in der Japanischen Meisterschaft ist das Motorrad bereits sehr erfolgreich.

Garantien für die Zukunft hat Mackenzie von HRC keine, seinen Vertrag schloss er mit MIE. Das Projekt ist in seinen Augen aber so vielversprechend, dass er dafür Yamaha den Rücken kehrt.

«Es ist seit langem mein großes Ziel, in die Weltmeisterschaft zurückzukehren», betont Mackenzie, der 2017 für das Kiefer-Team in der Moto2-Klasse startete. «In der Supersport-WM zu fahren ist der perfekte Weg, um zu lernen und vorwärtszukommen.»

«Tarran hat viel Talent, er war in der BSB sehr gut», lobt Moriwaki. «Ich kenne auch seinen Vater Niall sehr gut. Ich möchte diese Chance einem sehr hungrigen Fahrer geben. Dieses Projekt ist neu für Honda und es wird nicht einfach. Ich brauche einen sehr mutigen Fahrer, der immer alles gibt.»

Teamkollege von Mackenzie wird der Malaysier Adam Norrodin (24).

Teams & Fahrer Supersport-WM 2023:

MV Agusta: Marcel Schrötter (D), Bahattin Sofuoglu (TR)

Kawasaki Puccetti: Can Öncü (TR)
Vince 64 by Puccetti Kawasaki: John McPhee (GB)
Motozoo Kawasaki: Luke Power (AUS), Tom Booth-Amos (GB)
Prodina Kawasaki: Yuta Okaya (J)
MTM Kawasaki: Adrian Huertas (E)

Dynavolt Triumph: Niki Tuuli (FIN), Harry Truelove (GB)

GMT94 Yamaha: Valentin Debise (F)
Ten Kate Yamaha: Jorge Navarro (E), Stefano Manzi (I)
Arco University Yamaha: Alvaro Diaz (E)
Evan Bros Yamaha: Andrea Mantovani (I), noch offen
EAB Yamaha: Glenn van Straalen (NL)
Thailand Yamaha: Zwei Thailänder
VFT Yamaha: Nicholas Spinelli (I), Maiki Abe (J)

MIE MS Honda: Tarran Mackenzie (GB), Adam Norrodin (MAL)

Aruba.it Ducati: Nicolo Bulega (I)
Althea Ducati: Federico Caricasulo (I)
Orelac Ducati: Raffaele De Rosa (I)
D34G Ducati: Oli Bayliss (AUS), Max Kofler (A)
Barni Spark Ducati: Yari Montella (I)

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