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Seltsame Wahl: Evan Bros Yamaha präsentiert die Nr. 1

Von Ivo Schützbach
Andrea Mantovani (Mitte) mit Teamchef Fabio Evangelista (re.)

Andrea Mantovani (Mitte) mit Teamchef Fabio Evangelista (re.)

Seit 2019 beendete das Yamaha-Team Evan Bros die Supersport-WM immer auf Platz 1 oder 2. Experten sind sich einig: Die Aussichten für 2023 sind weniger erfolgversprechend.

Evan-Bros-Teamchef Fabio Evangelista hatte in den vergangenen fünf Jahren ein glückliches Händchen, in dem er sehr schnelle Fahrer verpflichtete, die zudem maßgeblich zum Budget beitrugen – die hervorragenden Plätze bei Evan Bros gelten als die teuersten im Supersport-Fahrerlager.

Seit 2018 gehört das Team Evan Bros Yamaha zu den Besten in der Supersport-Klasse. 2019 wurde Randy Krummenacher Weltmeister, im Jahr darauf Andrea Locatelli. 2021 und 2022 wurden Steven Odendaal und Lorenzo Baldassarri hinter dem überragenden Dominique Aegerter (Ten Kate Yamaha) jeweils Vizeweltmeister.

2022 tritt Evan Bros mit Andrea Mantovani aus Ferrara bei Bologna an, der 28-Jährige wurde am Freitagvormittag offiziell vorgestellt. Erstmals seit 2018 zählt das Team damit nicht zu den Favoriten, denn der Lockenkopf hat international bisher wenig überzeugt.

2021 fuhr Mantovani fünf Läufe in der Superbike-WM in Assen und Jerez und holte als 14. im ersten Rennen in den Niederlanden auf der ehemaligen Puccetti-Kawasaki von Toprak Razgatlioglu seine einzigen WM-Punkte. Bei seinen 14 Einsätzen im Superstock-1000-Cup hatte er es zuvor siebenmal in die Top-10 geschafft. Die vergangenen zwei Saisons fuhr er im MotoE-Weltcup, konnte als 14. und 16. in der Gesamtwertung aber auch keine Bäume ausreißen.

Immerhin: Die Italienische Superbike-Meisterschaft beendete Mantovani dieses Jahr mit vier Podestplätzen auf Rang 4.

«Das ist eine wundervolle Möglichkeit», sagte Mantovani zu seinem Vertrag mit dem Team Evan Bros Yamaha. «Nach einigen Jahren auf der 1000er muss ich mich schnell an die 600er anpassen. Ich bin mir aber sicher, dass wir von Anfang an konkurrenzfähig sein können, wenn wir hart arbeiten. Die Meisterschaft beginnt für mich mit zwei Strecken, die ich nicht kenne. Trotzdem kann ich es kaum erwarten, dass dieses Abenteuer beginnt.»

«Ich bin überzeugt, dass Andrea ein exzellenter Fahrer ist, der unter den richtigen Voraussetzungen sein hohes Potenzial zeigen kann», hielt Teamchef Fabio Evangelista fest. «Natürlich wird er Zeit brauchen, um sich anzupassen. Ich bin mir aber sicher, dass wir zusammen schnell Spaß haben werden und gute Ergebnisse holen.»

Stand heute, wird das Team nächstes Jahr nur einen Fahrer einsetzen.

Experten kritisieren, dass Evan Bros als Spitzenteam zuerst auf die fahrerische Klasse achten sollte, statt auf die Mitgift – auch wenn heute beinahe jedes Team nach Geld fragt.

Denn wenn Evangelistas Fahrer nicht gewinnen, wird mittelfristig auch niemand mehr bereit sein, mehrere hunderttausend Euro mitzubringen. Damit wäre Evangelistas Geschäftsmodell Geschichte.

Vielleicht überrascht Mantovani ja aber auch alle und fährt vorne mit.

Für Locatelli und Baldassarri hat sich die Investition ausbezahlt, ihnen öffneten die Erfolge mit Evan Bros die Türe für die Superbike-WM. Krummenacher und Odendaal hätten hingegen auch weiterhin eine stattliche Mitgift abliefern müssen und zogen sich enttäuscht aus dem SBK-Paddock zurück.

2016 stieg das Team Evan Bros mit einer Honda CBR600RR in die Weltmeisterschaft ein. Vor der Saison 2018 wechselte die Truppe der Evangelista-Brüder Fabio und Paolo von Honda zu Yamaha und verpflichtete mit dem aus der Moto2-WM kommenden Krummenacher einen sehr schnellen Piloten. Der Schweizer bescherte dem Team in Buriram/Thailand den ersten Sieg und war mit drei Podestplätzen am Jahresende WM-Vierter. Damit hatte sich das Team unter den Besten etabliert.

Teams & Fahrer Supersport-WM 2023:

MV Agusta:

Reparto Corse: Marcel Schrötter (D), Bahattin Sofuoglu (TR)

Kawasaki:
Puccetti: Can Öncü (TR)
Vince 64 by Puccetti: John McPhee (GB)
Motozoo: Luke Power (AUS), Tom Booth-Amos (GB)
Prodina: Yuta Okaya (J)
MTM: Adrian Huertas (E)*

Triumph:
Dynavolt: Niki Tuuli (FIN), Harry Truelove (GB)

Yamaha:
GMT94: Valentin Debise (F)
Ten Kate: Jorge Navarro (E), Stefano Manzi (I)*
Arco University: Alvaro Diaz (E)
Evan Bros: Andrea Mantovani (I)
EAB: Glenn van Straalen (NL)
Thailand: Zwei Thailänder*
VFT: Nicholas Spinelli (I)*, Maiki Abe (J)*

Honda:
MIE MS: Tarran Mackenzie (GB), Adam Norrodin (MAL)

Ducati:
Aruba.it: Nicolo Bulega (I)
Althea: Federico Caricasulo (I)
Orelac: Raffaele De Rosa (I)
D34G: Oli Bayliss (AUS), Max Kofler (A)
Barni Spark: Yari Montella (I)

* noch nicht bestätigt

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