Neu: Frauen-Meisterschaft 2024 bei der Superbike-WM
Heute wird in Jerez von der FIM und Dorna eine neue Motorrad-Meisterschaft präsentiert, die Frauen vorbehalten sein wird. Während die elektrische MotoE-Rennserie dem Trend zur E-Mobility Rechnung trug und 2023 erstmals sogar als Weltmeisterschaft ausgetragen wird, spielt bei der neuen «FIM Women’s Motorcycling World Championship» die Diversity eine Rolle. Denn der Motorradsport ist eine der letzten Bastionen, in der es für die weiblichen Teilnehmer keine eigene Meisterschaft gibt – im Gegensatz zum Fußball, Tennis, Radsport, Skisport, Biathlon, Boxsport, Skilanglauf, Skispringen, Leichtathletik, Handball und so weiter.
Aber immer wieder sind schnelle Frauen in diese Männer-Domäne eingedrungen. Die Deutsche Petra Gschwander trat in der 80-ccm-WM-Klasse auf. Amerikanerin Gina Bovaird fuhr sogar in der 500er-WM mit. Die Finnin Taru Rinne (Platz 7 beim Hockenheim-GP 1989) machte in der 125er-WM eine gute Figur, die Japanerin Tomoko Igata schaffte 1995 in Brünn einen siebten Platz in der 125er-WM.
Die blonde Deutsche Katja Poensgen gewann 1995 den ADAC Junior Cup mit einer Suzuki 125 gegen alle männlichen Widersacher und erreichte auch in vielen anderen Kategorien beachtliche Erfolge. Heute nimmt Ana Carrasco an der Moto3-WM teil, Maria Herrera bestreitet die MotoE-WM.
2022 absolvierte Maria Herrera einen Moto3-Wildcard-Einsatz in Aragón und wurde als erste GP-Teilnehmerin von einem vollständig weiblichen Team betreut.
Die neue «FIM Women’s Motorcycling World Championship» wird aller Voraussicht nach als Markencup ausgetragen. Alle im GP-Sport und im Superbike-Paddock vertretenen Hersteller wurden eingeladen, Vorschläge zu den Bikes zu unterbreiten – also Honda, Yamaha, Kawasaki, BMW, Ducati, KTM, Aprilia, Fantic, Triumph, GASGAS, Husqvarna und so weiter.
Aber die Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, GASGAS und Husqvarna hat bereits abgewinkt.
Über den Hubraum und die Zylinderanzahl besteht noch keine Klarheit, aber die neue Rennserie soll sich von der Supersport-WM unterscheiden, sie könnte also zum Beispiel mit 400 oder 500 ccm-Zweizylindern gefahren werden. Aprilia hat dafür passende Motorräder im Angebot, auch Supermoto-Versionen, aber das Interesse von Massimo Rivola fiel in Jerez nicht überschäumend aus.
Die Frauen-Meisterschaft wird im Rahmen der Superbike-WM ausgetragen, allerdings nur bei den Europa-Rennen. Es sollen im ersten Jahr sechs Events stattfinden, jeweils zwei Rennen pro Wochenende; das Startfeld wird auf ca. 18 bis 20 Teilnehmerinnen beschränkt.
Die Organisation wird die Dorna übernehmen mit einem ähnlichen Konzept wie in der MotoE-Weltmeisterschaft. Es wird also ein Zelt für die Boxen geben, die Bikes werden kostenlos an die Teams verteilt.
Aber wer glaubt, es habe noch nie eine Frauen-Meisterschaft existiert, irrt. Katja Poensgen, die als einzige weibliche Rennfahrerin in der 250er-WM gepunktet hat (Platz 14 in Mugello 2001), blickt im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zurück. «Schon zu meiner Zeit gab es in Italien das ‘Campionato Italiano Femminile‘», erinnert sich die Tochter des ehemaligen Suzuki-Vertriebschefs Bert Poensgen, der Talente wie Ken Roczen und Max Neukirchner entdeckt und gefördert hat.
«Kann ich 2024 in dieser Serie mitfahren? Wo bekomme ich ein Motorrad her», erkundigte sich Katja Poensgen (46) am Samstag bei SPEEDWEEK.com. Das Alterslimit liegt wie im GP-Sport bei 50 Jahren.
Die Frauen-Meisterschaft in Italien wird auch heute noch im Rahmen der CIV ausgetragen. Im European Junior Cup, der 2015 und 2016 im Rahmen der SBK mit Honda CBR 650 ausgetragen wurde, gab es eine eigene Damenwertung. Diesen Junior-Cup gewann übrigens der heutige GASGAS-MotoGP-Werkspilot Augusto Fernández im Jahr 2014.