Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Bitter für Evan Bros: Die Prophezeiung erfüllte sich

Von Ivo Schützbach
Als Teamchef Fabio Evangelista für die Supersport-WM 2023 den Italiener Andrea Mantovani unter Vertrag nahm, erntete er einige Kritik. Nach dem siebten Event in Imola haben sich die Parteien einvernehmlich getrennt.

Seit 2018 gehört das Team Evan Bros Yamaha zu den Besten in der Supersport-Klasse und gewann zweimal die Weltmeisterschaft. Doch für das Spitzenmaterial müssen die Fahrer viel Geld mitbringen.

2016 stieg das Team Evan Bros mit einer CBR600RR in die Weltmeisterschaft ein, mit Federico Caricasulo und Christian Gamarino (2017) wurden Achtungserfolge erzielt – herausragend war Caricasulos zweiter Platz beim WM-Start 2016 auf Phillip Island.

Vor der Saison 2018 wechselte die Truppe der Evangelista-Brüder Fabio und Paolo von Hersteller Honda zu Yamaha und verpflichtete mit dem aus der Moto2-WM kommenden Randy Krummenacher einen sehr schnellen Piloten. Der Schweizer bescherte dem Team in Buriram/Thailand den ersten Sieg und war mit drei Podestplätzen am Jahresende WM-Vierter.

Damit hatte sich das Team Bardahl Evan Bros unter den Besten etabliert, 2019 wurde Krummi vor seinem damaligen Teamkollegen Caricasulo Weltmeister.

2020 triumphierte Andrea Locatelli für Evan Bros, 2021 und 2022 wurden Steven Odendaal und Lorenzo Baldassarri jeweils hinter dem überragenden Dominique Aegerter (Ten Kate Yamaha) Vizeweltmeister.

Teamchef Fabio Evangelista hatte stets ein glückliches Händchen, in dem er sehr schnelle Fahrer verpflichtete, die zudem maßgeblich zum Budget beitrugen.

Für Locatelli und Baldassarri ging das Geschäftsmodell auf, ihnen öffneten die Erfolge mit Evan Bros die Türe für die Superbike-WM.

Krummenacher und Odendaal hätten auch weiterhin eine stattliche Mitgift abliefern müssen und zogen sich enttäuscht aus dem SBK-Paddock zurück.

Als Evangelista für die Supersport-WM 2023 den Italiener Andrea Mantovani unter Vertrag nahm, prophezeiten ihm Experten, dass sein Geschäftsmodell so nicht aufrechtzuerhalten sei. Denn wenn Mantovani keinen Erfolg hat, dann wird mittelfristig auch niemand mehr bereit sein, mehrere Hunderttausend Euro mitzubringen.

Mantovani hatte zuvor international nie überzeugt. 2021 fuhr er fünf Läufe in der Superbike-WM in Assen und Jerez und holte als 14. im ersten Rennen in den Niederlanden auf der ehemaligen Puccetti-Kawasaki von Toprak Razgatlioglu seine einzigen WM-Punkte. Bei seinen 14 Einsätzen im Superstock-1000-Cup hatte er es zuvor siebenmal in die Top-10 geschafft. Die vergangenen zwei Saisons fuhr Mantovani im MotoE-Weltcup, konnte als 14. und 16. aber auch keine Bäume ausreißen.

In der MotoE 2023 ist er zur Halbzeit Zehnter, in der Supersport-WM hat er magere neun Punkte zusammengeklaubt und dümpelt auf dem 26. Gesamtrang. Und das, obwohl die R6 seines Teams technisch auf einem ähnlichen Niveau ist wie die Maschine von Imola-Dominator Stefano Manzi, dem WM-Zweiten aus dem Team Ten Kate Yamaha.

In Donington Park verletzte sich Mantovani Mitte Juli bei einem Sturz im FP1 am linken Knie und verpasste die Rennen in England ebenso wie Imola am vergangenen Wochenende.

Am Dienstagmittag teilte das Team Evan Bros Yamaha mit, dass mit Mantovani eine einvernehmliche Trennung vereinbart wurde. Ab den Rennen in Most am letzten Juli-Wochenende wird ein noch unbestätigter Italiener das Motorrad pilotieren.

Dem Vernehmen nach könnte es sich um Lorenzo Dalla Porta handeln, dessen Moto2-Vertrag mit dem Team Pertamina Mandalika SAG im Mai nach nur fünf Grands Prix frühzeitig aufgelöst worden war. Danach kam der Moto3-Weltmeister von 2019 in Mugello und auf dem Sachsenring als Ersatzmann bei Forward in der Moto2-WM zum Einsatz, vor dem ursprünglich geplanten dritten Grand Prix in Assen wurde der Italiener aber ein zweites Mal innerhalb eines Monats am Telefon abserviert.

«Es tut mir natürlich sehr leid, dass es mir gemeinsam mit meinem Team nicht gelungen ist, Andrea Mantovani an die Spitze zu bringen», teilte Evangelista mit. «Gemeinsam haben wir entschieden, dass Aufhören die beste Entscheidung ist. Ich wünsche Andrea alles Gute für die Fortsetzung seiner Karriere.»


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