Pirelli ist mit dem Latein am Ende
Giorgio Barbier (re.) hat viel zu erklären
2012 wurde das Supersport-Rennen auf Phillip Island von 21 auf 15 Runden verkürzt, weil die Reifen ein Sicherheitsrisiko darstellten. Für den Saisonauftakt am Sonntag droht das gleiche.
«Wir fragen uns, wie viele Fahrer wirklich ein Problem damit haben werden, das Rennen zu Ende zu fahren», sagte Pirelli-Rennchef Giorgio Barbier zu SPEEDWEEK.de. «Es wird kein einfaches Rennen, das wissen wir. Wenn die Fahrer meinen, dass eine Renndistanz unmöglich ist, dann müssen wir eine Lösung finden. Es geht nicht darum, ob 20 oder fünf Fahrer ein Problem haben. Wenn es ein Problem gibt, müssen wir darauf reagieren.»
Barbier wertet es nicht als Bankrotterklärung für Pirelli, wenn Rennen wegen der Reifen verkürzt, oder wie letztes Jahr in Monza geschehen, sogar abgesagt werden müssen. «Wir haben uns auf den neuen Asphalt auf Phillip Island so gut eingestellt wie wir konnten. Möglicherweise aber nicht gut genug», räumt der Italiener ein.
Pirelli weißt die Verantwortung von sich
«Wenn die Fans in 15 Runden eine bessere Show sehen als in 21, dann ist es kein Desaster, wenn das Rennen verkürzt wird», meint Barbier. «Als ich mir letztes Jahr die Reifen angeschaut habe, musste ich feststellen, dass die meisten Piloten auch 21 Runden hätten fahren können. Aber wer übernimmt die Verantwortung für diese Entscheidung? Ich kann das nicht machen, wenn auch nur ein Team ein extremes Set-up wählt um sehr schnell zu sein – auf Kosten der Haltbarkeit der Reifen.»
Das ganze Fahrerlager fragt sich, weshalb Pirelli nicht einen Reifen baut, mit dem sie auf der sicheren Seite sind, der eine Renndistanz leicht übersteht. «Das ist nicht so einfach», versichert Barbier. «Idealerweise würden wir einen Reifen bauen, der zwei Sekunden langsamer pro Runde ist. Aber wie sollen wir das machen, wenn wir nicht wissen, was uns erwartet?»
Der Rennchef glaubt nicht, dass es an der Unfähigkeit von Pirelli liegt: «Ich würde gerne sehen, was bei einem MotoGP-Rennen in diesen Temperaturen passiert, wenn sie nicht im Winter fahren würden. Nur, um einen Eindruck zu bekommen. Ich glaube wirklich, dass uns diese Rennstrecke ein Limit setzt. Aber wir bringen jedes Jahr neue Lösungen, versuchen uns zu verbessern.»