Über Laurent Mekies
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Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Laurent Mekies erhielt die Begeisterung für den Motorsport von seinem Vater übertragen und war sich bald im Klaren darüber, dass seine Zukunft im Motorsport liegt – auch wenn sein Uni-Professor ihn davor warnte, dass Racing keine besonders klug gewählte Berufsrichtung sei.Das konnte das Feuer in Laurent nicht löschen, das mit einem Besuch beim Grossen Preis von Frankreich 1988 in Le Castellet entstanden war.
Laurent schloss sein Maschinenbaustudium an der renommierten ESTACA-Schule in Paris ab und verbrachte sein letztes Jahr an der Loughborough University in Grossbritannien, die als Brutstätte für Formel-1-Ingenieure bekannt ist.
Ein Praktikum an der Rennstrecke im Jahr 2000 beim siegreichen Signature-Team in der französischen Formel 3 führte zu einer Stelle als Motoringenieur bei Asiatech, dem Unternehmen, das das Arrows-Team mit seinen Motoren belieferte, und so kam Laurent 2001 zum ersten Mal auf den Geschmack der Formel 1.
Ein Jahr später wechselte er als Renningenieur zu Minardi und blieb für die folgenden 12 Jahre in Faenza. Als das Team 2006 in die Scuderia Toro Rosso umgewandelt wurde, wurde er zum Chefingenieur ernannt und war für alle Vorgänge an der Rennstrecke verantwortlich, von der Konstruktion des Autos in der Fabrik bis hin zum Rennteam an der Rennstrecke. Später wurde er Head of Vehicle Performance und leitete sechs Abteilungen, die sich mit der Kernleistung des Autos befassten.
Laurent wechselte 2014 zur FIA, wo er als Sicherheitsdirektor für alle Sicherheits- und medizinischen Belange des Verbandes in allen Meisterschaften sowie für Forschung und Entwicklung und Homologationsaktivitäten sowohl für die Rennstrecke als auch für die Strasse zuständig war.
Anfang 2017 wurde er zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben zum stellvertretenden F1-Renndirektor ernannt und arbeitete mit Charlie Whiting zusammen. Außerdem war er für alle sportlichen Angelegenheiten in den FIA-Einsitzerkategorien zuständig. Die meisten Insider glaubten: Wenn Whiting abtritt, dann wird Mekies übernehmen. Aber es kam anders.
Im September 2018 wechselte Laurent als Sportlicher Leiter zur Scuderia Ferrari. Im Jahr 2019 übernahm er dort zusätzlich zu seinen bestehenden Aufgaben die Rolle des Head of Track & Performance Area, während er im Jahr 2021 zum Renndirektor befördert wurde.
Im Frühling 2023 wurden beim zweiten Red Bull-Rennstall neben Red Bull Racing die Weichen für die Zukunft gestellt: Franz Tost verabschiedete sich bei AlphaTauri (vormals Toro Rosso) nach dem WM-Finale in Abu Dhabi aus der Teamchef-Rolle. Sein Nachfolger ist seit Anfang 2024 Laurent Mekies.
Als CEO für die heute Visa Cash App Racing Bulls (VCARB) genannte Mannschaft konnte Red Bull den früheren FIA-Generalsekretär Peter Bayer gewinnen. Der Österreicher kümmert sich um die strategische Ausrichtung des Teams, während Mekies das Tagesgeschäft leitet und für die sportlichen Belange zuständig ist.
Ende Juli 2023 entband Ferrari seinen Sportchef Mekies von seinen Aufgaben. Der Franzose blickt zurück: «Als mir klar wurde, dass ich monatelang darauf warten muss, meine neue Aufgabe zu übernehmen, da dachte ich – das ist aber frustrierend. Du willst am liebsten gleich mit dem neuen Job anfangen und etwas beitragen.»
«Aber rückblickend hat die Pause gutgetan: Hätte ich sofort wechseln können, dann hätte mich die Intensität des straffen WM-Programms in Atem gehalten. Auf diese Weise jedoch konnte ich mal innehalten, einen Schritt zurück machen und das grössere Bild betrachten. Ich hatte die Gelegenheit, mir in Ruhe zu überlegen, wie ich meine Aufgaben anpacken will.»
Im Rahmen der VCARB-Präsentation Anfang 2024 in Las Vegas vertiefte Mekies: «Jetzt ist es schön, wieder an der Arbeit zu sein. Wenn du einen so intensiven Rhythmus gewöhnt bist wie in der Formel 1, dann fühlt sich eine solche Pause sehr lang an.»
«Wir haben hier ein einzigartige Chance, auf einer soliden Basis aufzubauen, gleichzeitig aber herrscht Aufbruchstimmung, so als würden wir mit einem weissen Blatt Papier beginnen.»
«Wir haben eine fabelhafte Mannschaft und sehr gute Leute haben erst gerade begonnen und kommen in den kommenden Monaten zu uns. VCARB zeigt, wie wir unsere Aufgaben anpacken wollen. Im Mittelpunkt stehen Mensch und Kultur, alles andere ist eine Konsequenz davon. Ich muss als Teamchef die bestmöglichen Mitarbeiter finden und sie am richtigen Ort arbeiten lassen. Die Verpflichtung von Hochkarätern wie Alan Permane als Sportchef und Tim Goss als leitender Techniker sendet das Signal, wie ernsthaft wir unsere Aufgaben nehmen.»
«Wir sind kein Rennstall wie jeder andere. Wir haben das Rennwagenwerk in Faenza und eine Aussenstelle in Bicester, wo vor allem für die Aerodynamik gearbeitet wird. Diese Aussenstelle versetzen wir nach Milton Keynes in komplett neue Gebäude, um dort Teil des Red Bull-Campus zu sein. Wir können mit diesen zwei Standorten die besten Fachleute aus Europa anlocken.»
«Das Talent in diesem Team ist schon vorhanden. Wir wollen aber die Organisation optimieren und so den Rennstall besser aufstellen. Junge Piloten in der Formel 1 ist noch immer unsere Kernaufgabe, das ist Teil der DNA des Teams.»
«Wir waren eine Weile WM-Letzter während der Saison 2023, wir haben dann in der zweiten Saisonhälfte erheblich zugelegt und sind noch auf Rang 8 vorgerückt. So muss es weitergehen. Die ganzen Veränderungen bedeuten – gewisse Verbesserungen werden erst in der zweiten Saisonhälfte kommen. Wir sind uns dessen bewusst, dass wir uns in den ersten Monaten schwertun könnten.»
«Wir arbeiten mit rund 600 Fachkräften. Das Reglement gibt vor, was genau du als Team selber bauen musst. Abgesehen von Motor, Getriebe und Aufhängungen musst du deinen Wagen selber bauen. Wir haben einen Besitzer, Red Bull, der zwei Rennställe betreibt. Also liegt es auf der Hand, dass man sich im Detail ansieht, welche Teile da bei beiden Autos verbauen können.»
«Wir haben den Vorteil, dass wir dabei mit dem Weltmeister arbeiten können, mit Red Bull Racing. Es gibt auch Kompromisse, die du dabei eingehen musst. Du musst warten, welches Getriebe entsteht, das gibt die Aufhängungspunkte vor, das wiederum hat direkten Einfluss auf die Aerodynamik.»
«Wir treten 2024 mit Daniel Ricciardo und Yuki Tsunoda an. Es gibt nur wenige Fahrer in Feld mit der Erfahrung von Daniel, seine positive Einstellung ist ein Bonus. Daniel stand auf der Wunschliste aller Fahrer, dann hatte er keine einfachen Jahre. Nun erleben wir wieder den früheren Daniel, sozusagen, ich sehe einen extrem motivierten, konzentrieren und erfolgshungrigen Ricciardo.»
«Ich war sehr beeindruckt davon, wie sich Yuki entwickelt hat. Sein Speed war immer da, aber nun hat er auch die Erfahrung und das technische Verständnis, um ein sehr guter Rennfahrer zu sein. Er lebt in Faenza und ist ein harter Arbeiter, der oft im Rennwagenwerk anzutreffen ist. Yuki sitzt nicht in diesem Auto wegen Motorpartner Honda, sondern weil er dieses Cockpit verdient.»
«Ich bin kein Freund von Zahlen und Rängen, wenn es um die Ziele für eine neue Saison geht. Nur so viel – wir wollen weiter vorrücken, wir wollen konkurrenzfähiger sein, wir wollen uns im hart umkämpften Mittelfeld behaupten, wir wollen konstant gute Ergebnisse. Wir sind dabei, den bestmöglichen Rennstall aufzubauen, mal sehen, wohin uns das führt.»
Es führte zu Enttäuschungen und einem erneuten achten Schlussrang im Konstrukteurs-Pokal.
Nach solidem Saisonbeginn rutschten die Racing Bulls hinter Haas und Alpine zurück. Und die Ergebnisse von Daniel Ricciardo waren so enttäuschend, dass Red Bull entschied, den erfahrenen Australier nach dem Singapur-GP gegen den jungen Neuseeländer Liam Lawson auszuwechseln. Yuki Tsunoda beendete die Fahrer-WM auf Platz 12, Daniel Ricciardo auf P17, Liam Lawson auf P21.
Tsunoda bleibt für eine fünfte Saison bei den Racing Bulls, sein neuer Teamgefährte ist der Formel-2-Gesamtzweite von 2024 – der Franzose Isack Hadjar. Der Pariser unterlag beim F2-Finale von Abu Dhabi knapp dem Brasilianer Gabriel Bortoleto (der ebenfalls in die Königsklasse aufsteigt, als Fahrer bei Sauber/Audi).
Teamchef Laurent Mekies: «Wir freuen uns, dass wir Isack an Bord haben, das bringt frischen Wind. Sein Express Richtung Formel 1 war herausragend, er hat erstaunliche Reife bewiesen und fabelhafte Ergebnisse erzielt. Wir sind sicher, er wird sich in der Königsklasse schnell etablieren. Wir haben nun eine gute Mischung aus Jugend und Reife, denn Yuki Tsunoda bringt inzwischen vier Jahre F1-Erfahrung mit, das ist unerlässlich, um unser Ziel 2025 zu erreichen.»
Und das bedeutet: Im heftig umkämpften Mittelfeld vorrücken.