Chinesische Hersteller in SSP300: Wer infrage kommt
Hat Potenzial für den Rennsport: Die QJ Motor SRK 400 RR
In China gibt es zirka 200 Motorradhersteller, die primär für den asiatischen Markt produzieren und namhafte Stückzahlen allenfalls nach Südamerika exportieren. Die chinesischen Hersteller produzieren zirka 20 Mio Motorräder pro Jahr, einzelne Hersteller mehr als eine Million. Zum Vergleich: KTM ist nach Stückzahlen größter europäischer Hersteller mit knapp 330.000 Stück.
In der Regel bauen die großen chinesischen Hersteller ihre Motorräder unter mehreren Markennamen und in mehreren Fabriken. Ebenso sind Kooperationen mit europäischen Herstellern häufig: BMW mit Loncin, KTM mit CF Moto, Fantic und Piaggio mit Zongshen, MV Agusta mit QJ Motor und so weiter.
QJ Motor
QJ Motor gehört wie Benelli zum Konzern Zhejiang Qianjiang und baut zirka 40 Modelle, unter eigenem Namen wie auch als Keeway und Benelli. Zhejiang Qianjiang wiederum gehört Li Shufu, dem Verwaltungsrats-Präsidenten und Besitzer von Volvo sowie größtem Einzelaktionär (knapp 10%) von Daimler.
QJ Motor SRK 250 RS: Einzylinder-Viertakter, 4V DOHC, Flüssigkeitskühlung, Einspritzung, 28 PS bei 9500/min. USD-Gabel, Zentralfederbein, Einarmschwinge. Daraus könnte man etwas machen.
QJ Motor SRK 400 RR: Zweizylinder R2, 4V DOHC, Flüssigkeitskühlung, 45 PS bei 9500/min. USD-Gabel, Zentralfederbein, Zweiarmschwinge. Euro 5. Wäre ebenfalls eine geeignete Basis.
QJ baut den Motor der Kawasaki Z650 nach (R2 mit ca. 693 ccm). Mit diesem Motor wurde auch schon ein Supersport-Motorrad gezeigt. Im Rennsport chancenlos. Dazu baut QJ Motor auch einen Reihen-Vierzylinder mit 82 PS bei 11.000/min. Der wird wohl nie nach Europa kommen. Für Rennsport ist die Leistung viel zu gering.
QJ Motor produziert für Marzocchi.
Benelli hat zwei R2-Motoren, einmal um 500 ccm, einmal mit 754 bis 800 ccm, baut aber mit beiden Motoren keine Sportmaschinen, nur Nakeds und Reise-Enduros. Die MV Agusta Lucky Explorer 5.5 basiert auf QJ Motor SRT 550 X / Benelli TRK 502.
CF Moto
CF Moto wurde 1989 in Hangzhou gegründet, 200 km südlich von Shanghai. Neben Motorrädern bauen sie Quads und leichte Geländewagen. CF Moto hat eine Kooperation mit KTM namens CF Moto KTM R2. KTM hält 49%, CF Moto 51%. Sie bauen für KTM die 790er- und 890er-Modelle. Ebenso baut CF Moto die Duke 200 und die Duke 390 für den chinesischen Markt.
CF Moto baut auch ein Luxus-Tourenmotorrad mit dem V2 von KTM. Dabei nahmen sie wohl den 1190er-Motor und bohrten ihn bis 1279 ccm auf. Dazu bauen sie eine Reise-Enduro mit 790 ccm, der Motor basiert auf dem R2 von KTM. KSR will sie nach Europa bringen.
CF fährt mit KTM in der Moto3-WM.
Es gibt zwei Supersportler, die aber von Importeur KSR nicht nach Europa gebracht werden:
CF Moto 450 SR: 450 ccm, R2, ca. 48 PS. Dieses Motorrad gibt es erst als Prototyp/Ausstellungsstück. Dieser R2-Motor könnte bei KTM den 390er-Einzylinder ersetzen oder mit ca. 500 ccm eine neue Modellreihe zwischen 390er und 790er bilden.
CF Moto 300 SR: Einzylinder 4V DOHC, 29 PS bei 8750/min. Stahlrohrrahmen, USD-Gabel, Zentralfederbein
Zongshen Motor
Zongshen Motor hat einen 250er-Supersportler namens Cyclone RC3, 250ccm, 25 PS. Der Motor hat aber nur OHC, ist immerhin flüssigkeitsgekühlt, dürfte mangels Drehzahl im Rennsport aber nicht konkurrenzfähig sein. Dafür hat die RC3 einen aufwändigen Gitterrohrrahmen.
Cyclone ist die Premium-Marke von Zongshen, Spitzenmodell ist die Reise-Enduro RX4 mit 450er-Einzylindermotor. Mit diesem Motor gibt es kein Supersport-Motorrad.
Zongshen baut die 125er von Aprilia und die Motorräder und Roller von Malaguti, die teilweise mit dem 125er-Motor von Aprilia ausgerüstet sind.
Shineray
Shineray ist in Europa bekannt als Käufer von SWM und des von BMW finanzierten Husqvarna-Werks bei Varese. Sie haben unter dem Namen Shinaray XY 250-5A einen 250er-Supersportler im Programm, mit einem veralteten, luftgekühlten Einzylindermotor.
Fazit:
Derzeit ist der asiatische Markt sehr unübersichtlich, jeder kann mit jedem.
QJ Motor und CF Motor haben allenfalls das Potenzial und eine technische Basis, um in der Supersport-WM 300 mitzumachen. Das würde fürs Marketing Sinn machen. Wenn in Asien ein junger Mann auf einer 300er daherkommt (vorzugsweise eine japanische Marke), dann ist das schon etwas, dann hat er schon etwas erreicht. Ebenso in Südamerika.
Das Potenzial hat sicher auch Zongshen, die technische Basis fehlt, wäre von diesem Riesenkonzern allerdings kurzfristig zu erstellen. Von den japanischen Herstellern wäre allenfalls Suzuki mit der GSX-R 250 bereit, eine technische Basis in Lizenzvereinbarung zur Verfügung zu stellen.
Dann gibt es noch weitere europäische Marken, die in China produzieren lassen: Mash (Frankreich), alle Marken der österreichischen KSR-Group (Motron, Brixton etc.). Da ist nirgends Potenzial für Rennsport, weder technisch noch macht das fürs Marketing Sinn.