Salt Lake City: Chad Reed fällt der Abschied schwer
Ein nachdenklicher Chad Reed
Bereits im Vorfeld der Supercross-WM 2020 kündigte mit Chad Reed einer der ganz Großen der Szene seinen Rücktritt mit Ende der Saison an. Der inzwischen 38-jährige Familienvater kürte sich 2004 und 2008 zum Supercross-Champion in der Königsklasse und ist übrigens auch der Fahrer mit den meisten Main-Event-Starts in der Geschichte der US-Supercross-Serie.
Was hat die #22 zu diesem Schritt bewogen? «Es hat sich einfach richtig angefühlt. Es gibt einige Dinge am Sport, die mir einmal Spaß machten und die ich genoss – und ich habe gemerkt, dass sie mir nicht mehr dasselbe Gefühl vermittelt haben. Die Dinge haben sich verändert. Es gab einmal Sachen, die ich leidenschaftlich gern gemacht habe, aber sie sind nicht mehr dieselben. Ich hatte keinen Spaß mehr – und dann bin ich im Vorjahr einige Autorennen gefahren und alles war neu und aufregend», erzählte der Australier, der 2019 schon Siege im Lamborghini Super Trofeo feierte.
«Ich liebe die Daten und die analytische Seite des Rennfahrens und im Motocross haben wir davon nicht viel, es ist dort auch nicht wirklich verwendbar. Aber klar, auf dem Asphalt ist es das und du kannst zum Beispiel deine Daten über die deines Teamkollegen legen. Es gibt Dinge, die mich mit meinen 38 Jahren mental anregen müssen – und die Autorennen tun das, also habe ich gemerkt, dass die Zeit reif war, um mich vom Motorradsport zurückzuziehen und auf die vier Räder umzusteigen», erklärte Reed.
Unter dem Motto «One last ride» absolvierte der Ex-Champion daher 2020 seine SX-Abschiedstournee – auch für die Fans, wie er und seine Frau Ellie immer wieder betonten. Nach der Corona-bedingten Zwangspause sitzt der Australier, der 2002 nach Amerika ging, nicht mehr auf einer Honda, sondern auf KTM. Mit zwei elften Plätzen sorgte er in Salt Lake City zwar für eine neue Saisonbestleistung, die Geisterrennen sind aber trotzdem nicht nach seinem Geschmack.
Deshalb ist sich Reed auch nicht mehr zu 100 Prozent sicher, ob er am morgigen Sonntag tatsächlich zum letzten Mal als Rennfahrer dabei sein wird. «Das fühlt sich für mich nicht wie Racing an. Das war sicher nicht die Abschiedstour, die ich mir vorgestellt hatte», gestand er vor dem letzten Rennen der Supercross-Saison 2020 bei NBCSN. «Ich weiß es nicht. Ich möchte sagen, dass ist nicht das Ende. Ich will sicher nicht 17 Rennen fahren im nächsten Jahr, aber ich möchte gerne für ein richtiges ‚Goodbye‘ zurückkommen.»