Schräger Sponsor: Dieter Quester im Hasch-Express
Der Schnitzer-BMW von Dieter Quester und Ronnie Peterson in Watkins Glen 1976 – mit Hanf-Blatt
Sponsorgelder sind seit jeher das Schmiermittel, ohne das im großen Motorsport gar nichts geht. Das ist nicht erst heutzutage so, da man sich in dem Puzzle aus Werbeaufschriften auf den Rennautos gar nicht mehr auskennt und die Geldströme so unüberschaubar sind wie die Schaltpläne im Inneren hochkomplexer Elektronik. Die Notwendigkeit größerer Geldmengen für einen ordentlichen Renneinsatz war aber auch schon vorhanden, als in den 70er Jahren etwa Porsche werksseitig als Martini Racing auf den Rennstrecken der Welt reüssierte.
Wir als Motorsport-Konsumenten sollten dankbar sein, dass all die, Castrols, Jägermeisters, Liqui Molys, Red Bulls und Co den großen – und auch den kleineren – Motorsport überhaupt ermöglichen.
Auch Piloten von Weltklasseformat schufen sich via Sponsoren den finanziellen Hintergrund für ihren sportlichen Erfolg. Einer, der es in dieser Disziplin zu besonderer Expertise brachte, war der Österreicher Dieter Quester.
Seine Einsätze waren über Jahre ohne die formatfüllenden «Gösser Bier»-Aufkleber gar nicht denkbar. Und gerade beim cleveren Wiener fällt mir wieder ein, wie breit die Möglichkeiten der Mittelbeschaffung angelegt sind.
Quester fuhr 1976 mit dem Team Schnitzer in der Marken-Weltmeisterschaft. Unter Mithilfe so illustrer Fahrerkollegen wie Ronnie Peterson, Gunnar Nilsson oder Brian Redman brachte er es mit dem 500 PS starken BMW zu nennenswerten Ergebnissen selbst gegen die überlegenen Porsche 935, darunter zwei Siege, am Nürburgring und in Zeltweg.
Solchermaßen ambitioniert plante man einen Einsatz beim WM-Lauf in Watkins Glen/USA. Quester erinnert sich: «Mein Geld von Gösser-reichte dafür aber bei Weitem nicht.»
Da tat sich kurz vor Nennungsschluss ein Geldgeber auf. Was die Geldbeschaffer allerdings zunächst noch nicht wussten, war, dass das Auto mit großen Lettern dafür werben sollte, den Genuss von Marihuana in allen USA-Staaten zu legalisieren.
Der Motorsport-Journalist Jochen von Osterroth, berühmt für seine künstlerische Ader, erinnert sich: «Das Rennauto stand in einer nach allen Seiten offenen Box, und ich erhielt den Auftrag, in großen Buchstaben NORML, das Markenzeichen der entsprechenden Aktion, sowie ein gelbes Blatt aufs Auto zu zaubern. Dann durfte ich erst mal auf die Suche nach Farbe und Pinsel zu gehen. Das waren vielleicht Zeiten …»
Quester und seine Mannen machten sich so gut es ging sachkundig: «Das Unterfangen war nach herrschender Meinung nicht strafbar, und so starteten Ronnie Peterson und ich. Wir wurden immerhin Fünfte mit unserem Hasch-Express.»