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Kann der Straßenrennsport in Nordirland überleben?

Von Helmut Ohner
Road Racing in Nordirland at its best

Road Racing in Nordirland at its best

Der Straßenrennsport steckt in Nordirland in einer veritablen Krise. Die Absage des Ulster GP stellt nur die Spitze des Eisberges dar. Vor allem kleinere Veranstalter stehen vor unlösbaren Problemen.

Die nordirische Road Racing Championship stellte Jahrzehnte den Nährboden für den Nachwuchs für die drei «großen» internationalen Straßenrennen dar. Wer beim North West 200, der Tourist Trophy oder dem Ulster Grand Prix erfolgreich sein wollte, musste sich davor bei den Rennen auf den engen Straßenkursen beweisen.

Aus dieser Szene gingen Größen wie Tom Herron, Norman Brown, Phillip McCallen, Adrian Archibald und Ryan Farquhar oder die Dunlop-Dynastie mit Joey, Jim, Robert, Michael und William hervor.

Noch vor fünf Jahren fanden sich mit Cookstown, Tandragee, Kells, Enniskillen, Skerries, Walderstown, Faugheen, Armoy und Killalane neben dem NW200 und dem Ulster GP unglaubliche neun nationale Road Races im Terminkalender. Von Ende Juni bis Ende Juli wurde an sechs folgenden Wochenenden (!) eine Rennveranstaltung organisiert.

Diese Saison gibt es mit dem Cookstown 100, dem North West 200 und den Armoy Road Races nur noch drei Straßenrennen in Nordirland. Der Ulster Grand Prix fiel ebenso der neuerlichen Absage zum Opfer wie die Traditionsveranstaltung Tandragee 100, wo die Erneuerung des Straßenbelags nicht rechtzeitig organisiert werden konnte.

Seit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Problemen hat sich das Umfeld für die veranstaltenden Klubs gehörig verändert. Vor allem die im letzten Jahr exorbitant gestiegenen Kosten für die Versicherung stellt für sie eine kaum zu überwindende Hürde dar. Auch das nachlassende Interesse der Zuseher ist nicht zu übersehen.

Ein Straßenrennen lässt sich in Nordirland nur durch Sponsoren, den Verkauf von Programmen und Zuschüsse von den Gemeinden, Staat oder Tourismusverbänden finanzieren. Den Veranstaltern ist es im Gegensatz zum Rest von Europa untersagt, von den Zusehern Eintrittsgelder zu verlangen, es sei denn, sie errichten Tribünenplätze.

Selbst das seit 1929 ausgetragene North West 200 kämpft seit einigen Jahren ums wirtschaftliche Überleben und das, obwohl es mit weit über 100.000 Zusehern nach wie vor die größte Freilichtveranstaltung in Nordirland ist und Motorsportfans aus aller Herren Länder in die Region rund um den Giant´s Causeway lockt.

Sich weiterhin auf öffentliche Gelder zu verlassen, ist mittlerweile kein tragfähiges Geschäftsmodell mehr. Es ist für Politiker immer schwerer zu argumentieren, Veranstaltungen, die angesichts der in weiten Teilen der Gesellschaft nicht mehr mit dem gestiegenen Umweltbewusstsein zusammenpassen, weiterhin finanziell zu unterstützen.

Die Aussichten, dass der Straßenrennsport in Nordirland überleben kann, sind deshalb nicht gerade rosig. Vielleicht wäre eine Änderung des Gesetzes, dass die Veranstalter künftig von den Zuschauern an der Strecke Eintritt kassieren dürfen, einer der Auswege, um die Ausrichtung der Rennen zumindest kurzfristig weiter zu gewährleisten.

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