Toni Bou: «Solang es geht»
Die Vertragsverlängerung für Toni Bou bei Repsol Honda, verkündet letzten Dezember, war keine Überraschung. Der Spanier aus Piera in der Nähe von Barcelona hatte immer gesagt, dass er seine Karriere eines Tages in diesem Team beenden würde. Dass es gleich ein Vertrag über vier weitere Jahre werden würde, überraschte dann doch. Bis 2027 werden wir ihn also weiter auf seiner Montesa sehen. Und wenn es nach ihm geht, darf da durchaus noch der eine oder andere WM-Titel dazukommen.
Die Entscheidung über den TrialGP-Titel hat länger gedauert, weil Jaime Busto eine großartige erste Saisonhälfte hatte. X-Trial hast du hingegen von Anfang bis Ende dominiert. Welcher der beiden Titel ist für dich wertvoller?
Die Outdoor-WM, denn es war sehr knapp. Nach den ersten sechs Bewerben waren Jaime Busto und ich punktegleich. Alles war sehr eng, und außerdem war es schwierig, das Motorrad anzupassen. Gegen Saisonhälfte haben wir ein paar gute Änderungen gemacht. Das Team gab mir, was ich brauchte, und so hatten wir ein sehr gutes Saisonende. Darum ist mir der Outdoor-Titel wichtiger.
Immer mehr starke junge Fahrer kommen nach. Wie schaffst du das körperlich?
Seit Beginn meiner Karriere arbeite ich, so hart es nur geht. Mit zunehmendem Alter wird es wichtiger, Verletzungen gut zu behandeln. Das dauert mit meinen 37 Jahren einfach länger als bei den Jungen. In der schnellen Regeneration liegt ihr größter Vorteil. Aber größtenteils war das letzte Jahr gut. Klar, hie und da gibt es kleinere Blessuren, aber das ist normal. Ich bin ein aggressiver Fahrer, da bleibt das nicht aus. Aber ich will mit den Jungen mithalten und sehe das als zusätzlichen Motivationsfaktor.
Seit zwei Jahren arbeitest du mit Takahisa Fujinami. Wie fühlt es sich an, wenn der langjährige Teamkollege zum Teammanager wird?
Mit Fuji ist das einfach. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis, schon, als wir noch gegeneinander gefahren sind. Für mich ist es eine Ehre, für ihn zu fahren. Wir genießen es und haben gemeinsam nun schon vier WM-Titel geholt. Das ist klarerweise auch für ihn toll.
Letzte Saison hast du deinen 33. und 34. WM-Titel geholt. Die Ziele für 2024 liegen also auf der Hand, richtig?
Ich möchte so oft gewinnen, wie es geht und beide Titel verteidigen. Ich habe immer die Verpflichtung, zu gewinnen. Aber ich muss auch realistisch sein. Ich bin seit 17 Jahren am Stück Weltmeister. Eines Tages wird die Serie reißen. Ich genieße es, solange es geht. Wenn ich zurückblicke und sehe, was wir erreicht haben – unglaublich! Ich versuche fit zu sein, mein Bestes zu geben und den Rest meiner aktiven Karriere in vollen Zügen auszukosten.
Du bist der Fahrer mit den meisten Siegen in der Geschichte. Ein Rekord, der dir noch fehlt, sind die meisten Podiums-Platzierungen. Denkst du an solche Dinge, oder sind sie dir egal?
Klar, Rekorde sind aufregend und können ein Motivationsfaktor sein: etwas zu erreichen, das noch nie zuvor jemandem gelungen ist. Aber für mich waren das nie Ziele, die ich aktiv im Auge hatte, seit ich fahre. Ich nehme Bewerb für Bewerb und versuche, Zahlen und Rekorde unterwegs auszublenden. Fokus auf das Wesentliche!
Wie beurteilst du den Fortschritt deines Teamkollegen Gabriel Marcelli? Hältst du Doppelsiege für euch Repsol-Honda-Fahrer in beiden Disziplinen für realistisch?
Das wird sehr schwierig. Aber Gabri entwickelt sich grandios und ich halte ihn für in der Lage, um den WM-Titel zu kämpfen. Auch Jaime Busto (GASGAS) hatte eine gute Saison 2023 und entwickelt sich weiter. Er ist sehr stark, sehr talentiert. Die Jungen fighten zu sehen und selbst auch noch ein Wörtchen mitreden zu können, ist wahnsinnig toll. Gabri war vor allem gegen Ende der letzten Saison sehr stark, besonders Indoor. Ich erwarte ihn 2024 sehr stark.
Nach 17 Jahren bei Repsol Honda hat das Team deinen Vertrag um gleich 4 weitere Jahre verlängert…
Das Team ist wie eine Familie für mich. 17 Jahre lang jedes Jahr gemeinsam Weltmeister zu werden ist magisch. Ich kann es nicht anders sagen. Im Alter von 37 Jahren noch einmal einen Vierjahresvertrag vorgelegt zu bekommen – das würden nur die allerwenigsten Teams machen. Ich möchte das genießen und freue mich auf 2024.
Was macht das mit deinem Selbstvertrauen: Zu wissen, dass dir dein Team das unumschränkte Vertrauen ausspricht?
Es macht mich ruhig. Ich denke aber, dass ich mir dieses Vertrauen im Laufe meiner Karriere verdient habe. Ich vertraue dem Team, sie vertrauen mir. Wir wissen, dass man Weltmeisterschaften auch verlieren kann. Ein paar Mal in unserer Karriere wäre es auch beinahe so weit gewesen, aber wir haben uns jedes Mal am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen. Ich empfinde große Dankbarkeit gegenüber Repsol Honda.
Die Saison 2024 beginnt mit dem X-Trial am 4. Februar in Barcelona. Etwas Spezielles für dich?
Immer. Es ist der Heim-Bewerb, und ich fühle die Liebe der Fans. Das bedeutet immer Extra-Motivation. Außerdem ist es immer gut, schon zu Saisonbeginn ordentlich loszulegen, eine gute Show zu bieten und gleich mal den Standard für die Saison zu setzen.