24h Daytona: Sind die Daytona Prototypen zu schlagen?
Stossverkehr unter Palmen: Die 24h von Daytona
Was erwartet uns bei den 24h von Daytona, dem ersten Rennen der neuen United SportsCar Championship, die das Erbe der ALMS und Grand-Am antritt? Geht man nach den Zeiten aus dem Training, ist die Ausgangslage bei der 52. Ausgabe der 24h von Daytona eindeutig. Die Daytona Prototypen aus der Grand-Am, die mit den LMP2 aus der ALMS um den Gesamtsieg kämpfen, sind den offenen Le-Mans-Prototypen auf der 5,7 km langen High-Speed-Strecke überlegen. Die DPs mit Chevy-Power, allen voran Spirit of Daytona mit Richard Westbrook/Mike Rockenfeller/Michael Valiante und Action Express mit Christian Fittipaldi/Sébastien Bourdais und Joao Barbosa gehen als haushohe Favoriten ins Rennen. Der schnellste LMP2, der Oreca-Nissan von Pickett Racing mit Lucas Luhr/Klaus Graf und Alex Brundle landete im Qualifying auf Rang elf mit 1,5 Sekunden Rückstand.
Doch das Qualifyingergebnis verfälscht das Bild. Lucas Luhr kämpfte mit Problemen an der Servolenkung und bei Pickett Racing gibt man umunwunden zu, dass der Oreca-Nissan für das ALMS-Meisterteam noch so neu ist, das man bisher nur mit den Basics gearbeitet hat und weit davon entfernt ist, das Potenzial des Oreca 03 auszunutzen. Die schnellsten LMP2 im freien Training, die beiden HPD-Honda von Extreme Speed und der Oak-Morgan-Nissan, hatten im Qualifying Motorproblemen. Der geringste Abstand zwischen den DP und LMP2 lag im Training bei1,1 Sekunden.
Pickett Racing erwartet engere Spitze im Rennen
Klaus Graf hat dennoch Hoffnung, im Rennen eine Chance gegen die Daytona Prototypen zu haben: «Wir gehen davon aus, dass die DP und LMP2 im Rennen deutlich enger zusammen liegen werden als im Training und Qualifying. Der Speed der Daytona Prototypen war enorm schnell. Den Speed werden Sie im Rennen aber nicht über einen längeren Zeitraum fahren können. Unter Rennbedingungen sollte es deutlich interessanter werden als wir bisher gesehen haben. Wenn man die absoluten Bestzeiten in den Sessions mal ausser acht lässt und sich die Zeiten aus dem long-runs ansieht, liegen wir in den Top-Fünf und damit können wir gut leben.»
Ein Fragezeichen steht hinter den Rennstrategien. In der neuen United SportsCar Championship ist es entgegen den Regeln in der FIA WEC erlaubt während des Tankvorgangs Reifen zu wechseln. Die Stopps werden so deutlich kürzer ausfallen als zuvor in der ALMS, wo zuerst getankt werden musste. Theoretisch dürften die LMP2 an der Tankstelle einen deutlichen Vorteil haben, doch angesichts unterschiedlicher Tankgrössen und Durchflussmengenbegrenzer für die Benzinmengen am Stopp weiss niemand, wie sich der Faktor Tankstopp im Rennen auswirkt.
Graf: «Welche Rolle der Spritverbrauch im Rennen spielen wird weiss noch niemand. Wir wissen, was wir verbrauchen und wir sind sehr effizient. Allerdings haben wir keine Ahnung wie es bei den Daytona Prototypen aussieht. Die Corvette DP haben keine High-Tech-Rennmotoren und bei 300km/h Topspeed der Daytona Prototypen wird deren Verbrauch enorm sein.»
Sind die Daytona Prototypen zuverlässig?
Eine Frage steht auch noch hinter der Zuverlässigkeit. Graf: «Unser Oreca und auch die HPD und Morgan haben mehrere 24h-Stunden-Rennen ohne Probleme zu Ende gefahren. Wie die Zuverlässigkeit der Daytona Prototypen nach den Technikupdates (Anm: Kohlefaserbremsen, Aerodynamik, Elektronik, Motorleistung) ist, wird sich zeigen. Niemand ist bisher mit einem aufgerüsteten DP mal über einen längeren Zeittraum gefahren.»
Vollkommen offener Kampf bei den GTLM
Die Klasse, die in Daytona mitunter für die grösste Spannung sorgen dürfte, ist die GTLM-Klasse für GTE-Fahrzeuge. Dominik Farnbacher, dessen SRT Viper GTS-R von der Pole startet: «Wir sind mit dem Training sehr zufrieden und gut vorbereitet. Es geht in der Klasse aber unheimlich eng zu. Wie das Kräfteverhältnis wirklich ist, werden wir erst nach einigen Stunden im Rennen wissen, denn im Training lagen alle dicht zusammen.»
Die grösste Klasse: 29 GTD-Renner starten in Daytona
Ähnlich ist die Ausgangssituation in der GTD-Klasse, in der die Vorjahressieger von Audi in der Favoritenrolle sind. Im Qualifying trennten Audi, Ferrari, Aston Martin, SRT Viper, Porsche und BMW eine halbe Sekunde. Polesettter und Audi-Pilot Christopher Haase: «Wir erwarten, dass es im Rennen nochmals enger wird als im Qualifying. Wir werden sicherlich nicht so schnell fahren können wie im Quali. Am wichtigsten ist es anzukommen, und das wird bei dem starken Verkehr hier schon eine sehr grosse Herausforderung. Die schnelleren Prototypen sind beim Überholen sehr kompromisslos, da muss man höllisch aufpassen.»
Warum der R8 LMS von Haase die Klassen-Pole zwischenzeitlich nach einem Problem bei der technischen Abnahme verlor, ist mittlerweile geklärt: Regelhüter IMSA wollte die Endplatten des Heckflügels, ein Einheitsbauteil, in diesem Jahr anders montiert haben als im vergangenen Jahr. Allerdings vergass die IMSA dies schriftlich festzuhalten und teilte es nur mündlich mit, und das auch nicht allen Teams. Nachdem Paul Miller Racing gegen den Wertungsausschluss protestierte, hatte die IMSA ein Einsehen und gab Audi die Pole zurück.
Keine Überraschungen sind beim Wetter zu erwarten. Nach einem Schauer in der Nacht zu Samstag soll es im Rennen trocken bleiben bei Temperaturen zwischen maximal 18 Grad tagsüber und 11 Grad in der Nacht.
Das Rennen startet um 14:10 Uhr (20:10 Uhr MESZ) und wird in Deutschland zum Teil von MotorsTV übertragen. Einen Livestream im Internet wie von der ALMS gewohnt gibt es aus Daytona nur in der Nacht zwischen 03:00 Uhr und 13:00 Uhr deutscher Zeit auf www.imsa.com.