Ken Roczen (Honda): «Mein Körper war am Ende»
Nach seinem überwältigenden Erfolg in Unadilla hoffte Ken Roczen und mit ihm das gesamte HRC-Team, dass der Knoten endgültig geplatzt ist und der Deutsche seinen Aufschwung durch die beiden Laufsiege gleich mit zum nächsten Rennen nach Budds Creek nimmt.
Zu Beginn sah auch alles danach aus, denn Roczen brannte gleich im Training zum 11. und damit vorletzten Lauf der US Nationals die schnellste Rundenzeit in den Boden von Mechanicsville. «In den letzten beiden Läufen habe ich meine Strategie in den Trainingsessions geändert, was sich sehr gut bewährt hat», verriet der Thüringer. «Ich nutze die erste Runde, um die besten Linien auf der Strecke zu finden und suche dann in der zweiten Runde die optimalen Linien in anderen Streckenteilen. In der dritten Runde fahre ich dann voll auf den Linien, die ich mir zuvor ausgesucht habe. Das funktioniert super.»
In Gedenken an den letzte Woche in Unadilla tragisch ums Leben gekommenen 20-jährigen Jonathan Mayzak trug Roczen in Budds Creek ein Logo mit seiner Startnummer 210 auf dem Rennjersey. Mayzak war am Freitag vor dem Rennen in New Berlin von einem offenbar unter Drogeneinfluss stehenden Autofahrer angefahren und getötet worden. Das Jersey wurde nach dem Rennen versteigert. Der volle Erlös wurde der 'Road2Recovery Foundation' gespendet.
Als die Mittagstemperaturen in Mechanicsville die 32-Grad-Grenze überschritten, wurde klar, dass die Rennen erneut zur Hitzeschlacht werden. Roczen geriet in diesem Jahr besonders unter derartigen Bedingungen immer wieder an seine körperlichen Grenzen.
«Selbst bei 100% Fitness ist ein solcher Tag eine echte Herausforderung», grübelte Roczen. Im ersten Lauf konnte er das Tempo der Spitze noch gut mitgehen und wurde mit 14 Sekunden Rückstand Zweiter hinter Eli Tomac (Kawasaki). Auch nach dem Start zum zweiten Lauf hielt Roczen auf P2 hinter Tomac zuerst gut mit. Aber genau zur Hälfte des Rennens brach Roczen völlig ein und wurde zur leichten Beute der nachfolgenden Fahrer. Man sehnte förmlich das Ende herbei, denn es war deutlich, dass sich Roczen nur noch um den Kurs quälte. Eine solche Situation ist darüber hinaus für den Fahrer nicht ungefährlich. Immerhin ging Roczen in den letzten Runden nicht übers Limit und überquerte auf Rang 7 heil aber völlig erschöpft die Ziellinie.
«Ich habe schon im ersten Rennen versucht, mir die Kräfte einzuteilen, um noch genügend Energie für den zweiten Lauf zu haben und bin entsprechend konservativ gefahren.»
Wie erklärt sich Roczen selbst die Einbrüche? «Unglücklicherweise hat mein Körper in der zweiten Hälfte des zweiten Laufs völlig aufgegeben. Ich konnte mich kaum noch auf dem Motorrad halten und bin auf P7 zurückgefallen. Das ist natürlich nicht, was ich gerade nach den Ergebnissen der letzten Woche wollte. Immerhin war es diesmal nicht ganz so krass wie bei den anderen Hitzerennen in diesem Jahr.»
Tatsache ist aber, dass die Bedingungen für alle Fahrer die gleichen sind und immer wieder Roczen durch extreme Leistungseinbrüche auffällt. Die neuerliche Probleme von Roczen in Mechanicsville zeigen, dass Roczen weiterhin mit seiner Physis hadert.
In der Meisterschaft konnte sich der Deutsche entsprechend nicht verbessern. Vor dem Rennen in Budds Creek hatte er nur einen Punkt Rückstand zu Red Bull KTM Werksfahrer Marvin Musquin auf Rang 2. Musquin stand mit zwei dritten Plätzen aber in Budds Creek auf dem Podium und konnte seinen Vorsprung vor dem letzten Rennen wieder auf 5 Punkte ausbauen.
Der Champion 2019 steht mit Eli Tomac (Kawasaki) bereits fest. Sicher ist auch, dass Musquin einen Podiumsplatz erreicht. Jason Anderson (Husqvarna) könnte Roczen theoretisch noch abfangen, da er auf Platz 4 45 Punkte Rückstand hat und noch maximal 50 Punkte vergeben werden. Musquin kann Anderson nicht mehr erreichen, da der Franzose bereits 3 Laufsiege auf seinem Konto hat.
Roczen liegt weiterhin mit 128 Führungsrunden vorn, vor Tomac mit 98 Runden.
Am kommenden Wochenende gehen die US Nationals in ihr Finale beim Ironman National. Zwischen Roczen und Musquin bleibt es jedenfalls bis zum Schluss spannend.
Wichtig ist, dass Roczen das letzte verbleibende Rennen der Saison gut und gesund übersteht und er sich danach neben der dringend notwendigen Regenerationsspause auf die Suche nach den Ursachen seiner gesundheitlichen Probleme begibt.
Gesamtergebnis Budds Creek 450ccm:
1. Eli Tomac (USA), Kawasaki, (1-1)
2. Jason Anderson (USA), Husqvarna, (4-2)
3. Marvin Musquin (FRA), KTM, (3-3)
4. Ken Roczen (GER), Honda, (2-7)
5. Zach Osborne (USA), Husqvarna, (5-4)
Tabellenstand nach 11 von 12 Läufen:
1. Eli Tomac, 476 - vorzeitiger Champion 2019
2. Marvin Musquin, 426, (-50)
3. Ken Roczen, 421, (-55)
4. Jason Anderson, 376, (-100)
5. Zach Osborne, 365, (-111)
6. Cooper Webb, 324, (-152)