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Brian Moreau: «Ich will zurück in die USA»

Von Thoralf Abgarjan
Ob die Track-Crew in Tampa den Zustand des schwer verletzten Moreau verschlimmert hat, wird vorerst ungeklärt bleiben

Ob die Track-Crew in Tampa den Zustand des schwer verletzten Moreau verschlimmert hat, wird vorerst ungeklärt bleiben

Der seit seinem Supercross-Unfall am 15. Februar in Tampa (Florida) querschnittsgelähmte Brian Moreau macht in der Reha-Klinik von Nantes in der Bretagne gute Fortschritte, will aber trotzdem zurück in die USA.

Den 15. Februar 2020 wird Brian Moreau niemals vergessen. Der 18-jährige Franzose drehte nur ein paar Runden in seinem ersten Training im Raymond James Stadion in Tampa (Florida), als er in einer Rhythmus-Sektion über den Lenker abflog und regungslos liegenblieb.

Schnell wurde klar, dass der junge Franzose schwer verletzt war. Von der Strecke wurde er nicht fachmännisch geborgen. Im Krankenhaus von Tampa diagnostizierten die Ärzte einen Bruch des Halswirbels C7, der sofort operativ fixiert wurde. Nach mehreren Tagen intensivmedizinischer Versorgung wurde Moreau Anfang März nach Frankreich überführt, wo er in einem Rehabilitationszentrum untergebracht ist.

Der deutsche Sportfotograf Matthias Schwarz hatte noch im Februar eine Facebook-Spendenaktion zugunsten des Spendenkontos der Stiftung 'Road2Recovery' gestartet, die mit Unterstützung der Leser von SPEEDWEEK.com immerhin einen Betrag von 3.155 € zusammenbrachte. Die Spendenseite ist übrigens weiterhin aktiv. Gegenüber dem US-Magazin RacerX äußerte sich Moreau aktuell aus der Klinik in der Bretagne.

Wie ist dein gegenwärtiger Zustand?
«Seitdem ich wieder etwas Gefühl in den Beinen habe, glaube ich, dass ich mehr mit meinen Beinen statt mit den Händen arbeiten muss. Ich befinde mich zur Zeit in Nantes in einem Rehabilitationszentrum. Die Klinik ist auf Rückenmarksverletzungen spezialisiert. Mir ist ziemlich langweilig hier. Wegen der Corona-Pandemie halten sie uns isoliert. Ich bin bereit, nach Hause zurückzukehren.»

Zurück nach Frankreich?
«Wohin auch immer! Ich will irgendwo hin, nur nicht hier bleiben. Ich würde gerne ein besseres Reha-Zentrum finden. Sobald sich die Lage mit dem Coronavirus entspannt hat, möchte ich in die USA zurückkehren. Ich denke, dass ich eine intensivere Rehabilitation brauche, um die Lähmung zu überwinden. Ich glaube nicht, dass ich das hier in Frankreich schaffen kann. Ich möchte meine Beine besser trainieren. Hier sagt man mir ständig, dass das nicht geht. Aber ich glaube das nicht.»

In den USA kann diese Art der intensiven Rehabilitation sehr kostspielig werden...
«Genau darum geht es jetzt. Meine Beine haben keinen Preis. Ich möchte alles tun, um ihre Beweglichkeit zurückzubekommen. Ich hätte nie gedacht, dass meine Karriere so enden würde oder dass mich in meinem Alter eine solche Verletzung erwischt. Ich versuche immer, positiv zu bleiben. Aber wenn keine Fortschritte zu sehen sind, wird das schwierig. Wenn du nicht so viel tun kannst, wie du möchtest und niemand daran glaubt, dass du wieder aufstehen kannst, ist es sehr hart. Ich war immer jemand, der viele Dinge getan hat und war glücklich damit. Jetzt kann ich nicht viel machen. Ich bin sehr traurig.»

«Ich werde mich aber trotzdem davon nicht herunterziehen lassen. Es war hart und ich bin oft sehr traurig. Aber ich will die Herausforderung annehmen und bin bereit, zu arbeiten. Ich muss nur irgendwohin, wo sie mich besser beschäftigen als hier.»

Du willst also in die USA zurück. Kann die Road2Recovery-Foundation dabei helfen?
«Das kann ich nicht genau sagen. Mathilde [Musquin] und Tyler [Keefe] helfen mir bei diesen Sachen. Ich habe ein Visum, das bis Oktober 2021 gültig ist. Ich will auf keinen Fall hier bleiben. Ich fühlte mich dort in den USA sehr gut aufgehoben. Die Leute dort sind viel positiver als in Frankreich. Ich liebe die Mentalität der Amerikaner. Besonders in meiner Situation brauche ich diese positive Art um mich herum. Ich brauche Therapeuten, die mich dazu drängen, Grenzen zu überschreiten und so viel wie möglich zu arbeiten. Hier ist es jeden Tag dasselbe. Sie erzählen mir, dass sie nicht wissen, wie es weitergeht. Aber wir wissen nie, wie es weitergeht und was in der Zukunft passiert. Sie geben mir keinerlei Optimismus und und sie sagen mir nicht: «Ja, du wirst eines Tages wieder laufen können». Stattdessen erklären sie mir, dass ich niemals wieder laufen werde. Ich denke, dass ich positive Unterstützung brauche und jemanden, der mich antreibt und mich unterstützt, Es ist mental ohnehin schon schwer genug.»

Erinnerst du dich an den Unfallhergang?
«Ja. Ich erinnere mich an alles. Ich war die ganze Zeit bei vollem Bewusstsein. Ich nahm die Doppel-Dreifach-Passage und rutschte beim Absprung weg. Dann berührte ich den Tuffblock und überschlug mich. Ich erinnere mich an alles, wie ich da lag und wie sie mich von der Strecke befördert haben. Ich hatte nach dem Sturz sofort kein Gefühl mehr in den Beinen. Die Streckenhelfer kamen zu mir und ich sagte zu ihnen: «Wartet, ich kann nichts mehr bewegen, ich kann nichts fühlen, ich bin gelähmt.» Ich habe das mehrmals zu ihnen gesagt. Ich war so darauf konzentriert, kein Gefühl mehr in den Beinen zu haben, dass ich nicht merkte, dass in diesem Moment etwas komplett schief lief.»

«Als ich ins Krankenhaus kam und sie meine Hose aufschnitten, nahm Mathilde meine Ausrüstung weg. Ich hatte keinerlei Gefühl in den Gliedmaßen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass es wirklich sehr ernst war. Sie brachten mich in die Chirurgie. Dann wachte ich auf und verbrachte eine Woche auf der Intensivstation. An diese Woche habe ich kaum Erinnerungen. Ich hatte keinerlei Kraft. Als ich mein Handy nehmen konnte, sah ich einige Bilder von der Strecke und dachte mir: Jetzt gibt es ein sehr, sehr großes Problem. Sie haben es wirklich schlimm vermasselt.»

Wie ging es danach weiter?
«Sie haben mich auf den Rollstuhl gesetzt und nach draußen gebracht. Dort habe ich angefangen zu weinen. Alles machte mich traurig. Ich musste zwei Wochen warten, bevor ich einen Flug zurück nach Frankreich bekommen konnte.»

Wie war der Fortschritt im Reha-Zentrum?
«Um ehrlich zu sein, läuft es ziemlich gut. Ich bekomme immer mehr Gefühl in meinen Beinen. Vorher konnte ich nichts unterhalb der Arme spüren. Im Moment kann ich meine Brust immer besser fühlen, auch meinen Bauch und die Rippen. Das Gefühl in meinen Beinen kommt an einigen Stellen. Aber es sind längst nicht alle Bereiche aufgewacht. Viele Bereiche sind weiterhin völlig taub. Es ist noch zu früh, aber ich will einfach weiterarbeiten.»

Sprechen wir ein wenig über die Musquins. Sie haben dich in den USA betreut...
«Ja, Marvin und Mathilde waren seit meiner Ankunft in den USA ständig für mich da. Ich habe mit ihnen gelebt und sie sind weiterhin für mich da und unterstützen mich, wo sie nur können. Es war großartig, sie zu haben. Mathilde war die Erste an meiner Seite im Krankenwagen und im Krankenhaus. Es fehlen mir die Worte, die beschreiben könnten, wie viel sie mir bedeuten. Auch das Team war toll, jeder Einzelne.

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