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Röhrl: «Ein Monte-Sieg ist wichtiger als der Titel»

Von Toni Hoffmann
Der deutsche Doppelweltmeister Walter Röhrl feiert am heutigen Dienstag seinen 70. Geburtstag. Die Rallye-Legende aus Regensburg hat den Rallyesport geprägt wie kaum ein anderer.

Walter Röhrl war zu seiner aktiven Zeit der Michael Schumacher des Rallyesports in Deutschland und trug viel dazu bei, dass der Rallyesport, ja sogar der Motorsport in Deutschland überhaupt bekannt wurde. Mit seiner vielseitigen Betätigung im Motorsport, die ihn auch auf die Rundstrecke, dort speziell in die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft sowie nach Le Mans, aber zum berühmtesten Bergrennen am amerikanischen Pikes Peak führte, schrieb er etliche, mitunter auch sehr erfolgreiche Kapitel.

Der Rallyesport aber war sein Metier. 14 Siege fuhr er in der Rallye-Weltmeisterschaft zusammen mit seinem Stammbeifahrer Christian Geistdörfer für verschiedene Autohersteller ein. Zweimal, 1980 im Fiat 131 Abarth und 1982 im Opel Ascona 400, holte er die WM-Krone nach Deutschland. Er ist der einzige deutsche Weltmeister geblieben und auch der einzige Deutsche, der mehr als zwei WM-Läufe gewann.

Röhrl und die «Monte»

Die Rallye, die ihn prägte und die er prägte, ist die Rallye Monte Carlo. Viermal gewann der Lange aus Regensburg, wie Röhrl auch gerne bezeichnet wird, die «Königin der Rallyes» und das zudem auf vier verschiedenen Fahrzeugen von vier unterschiedlichen Herstellern, was bislang noch kein anderer Pilot geschafft hat. Noch heute schmückt ihn deswegen die Bezeichnung «König von Monte Carlo». 1980 holte er im Fiat 131 Abarth seinen ersten Sieg im Fürstentum. 1982 war sein Siegerfahrzeug der Opel Ascona 400. 1983 saß er im Lancia Rally 037. Ein Jahr später steuerte er den Audi quattro A2 zum Sieg. Röhrl mochte diese Rallye, von der er einmal sagte: «Der Sieg bei der Rallye Monte ist wichtiger als der Titel in der Weltmeisterschaft.»

1987 war sein letzter Start bei der Rallye Monte Carlo, in dem von ihm unbeliebten Audi 200 quattro. Er wurde «nur» Dritter. Kein Ergebnis für einen Herrn Röhrl. Und das wurmte ihn, wie er mir gegenüber im Aufzug im monegassischen Hotel «Beach Plaza» auf dem Weg zur Audi Pressekonferenz gestand. «Das war ein Taxi. Für mich war die Rallye Monte Carlo diesmal eine Rundreise durch die französischen Alpen», diktierte er in mein Tonbandgerät. Bei der Pressekonferenz zeigte er sich aber sehr teamtreu. Er lobte den schweren Audi 200 quattro und das Ergebnis.

Röhrl, der Rallyepapst

Röhrl lag und liegt im Rallyesport sehr die Sicherheit am Herzen. Dafür kämpfte er. Er konnte auch einiges in der oft sturen Landschaft der Rallye-Administration erreichen, wie zum Beispiel die Sicherheitszonen für Zuschauer. Das brachte ihm die Bezeichnung «Rallyepapst» ein.

Der Einstieg in den Rallyesport verlief für den einstigen Fahrer des katholischen Bistums Regensburg ohne großes Tamtam. Der staatlich geprüfte Skilehrer mit dem Ziel, Skirennfahrer zu werden, lernte in seinem Regensburger Skiclub Herbert Marecek kennen, der ihm den Rallyesport schmackhaft machte. Meine erste Begegnung mit dem Meister des Drifts war alles andere als schmeichelhaft. Es war bei der Rallye München 1971, einer Nachtveranstaltung mit den damals noch sehr beliebten Orientierungsaufgaben und Durchfahrtskontrollen. An einer solcher bestätigte ich in frühen Morgenstunden den Teilnehmern mit einem Stempel in die Bordkarte die Passage. Als der Schlusswagen kam, sollte mein Einsatz eigentlich beendet sein. Nicht ganz, denn es kam die Anweisung: «Hinter uns sucht noch einer die Strecke. Warte noch auf den.» Tatsächlich kam noch ein Fahrzeug, ein Fiat 850 Coupé. Diesen damals sehr beliebten Kleinwagen steuerte «unter ferner liefen» ein gewisser Walter Röhrl, neben ihm als Beifahrer Herbert Marecek.

Von unbekannt zu bekannt

Vor dem Olympia-Jahr 1972 war Röhrl ein unbekannter Privatfahrer, der in unterschiedlichen Fahrzeugen bei verschiedenen Rallyes startete. Dies änderte sich schlagartig bei der Olympia-Rallye von Kiel nach München mit einer starken Besetzung. Dort sorgte er für Furore und Bekanntheit. Im privaten Ford Capri führte er bei der größten internationalen Rallye auf deutschem Boden, wenn auch ohne Prädikat, vor den damaligen Stars Hannu Mikkola (Ford Escort) und Jean-Pierre Nicolas (Renault Alpine 110). Ein Motorschaden aber drei Prüfungen vor dem Ziel stoppte diesen Höhenflug.

Mit Opel und Jochen Berger stieg er 1974 im Opel Ascona A in die Rallye-Europameisterschaft ein, die er auch gewann. 1975 folgte sein Einstieg im Opel Ascona in die Rallye-Weltmeisterschaft, seinem späteren Betätigungsfeld. Allerdings war es ein sehr holpriger Einstieg. Bei sechs Rallyes schieden Röhrl/Berger fünfmal aus. Dafür war sein erster WM-Sieg bei der griechischen Rallye Akropolis umso signifikanter, mit mehr als 35 Minuten Vorsprung.

Röhrl und Italien

1977 zog es ihn nach Italien und zu Fiat. Im offiziellen Fiat 131 Abarth, damals das Nonplusultra, gewann er bis 1980 fünf Rallyes und seinen ersten Titel. Nach einem fruchtlosen Jahr mit nur einem Start und einem Nullresultat im Porsche 911 heuerte er 1982 wieder bei Opel an und wurde mit zwei Siegen im Opel Ascona 400 zum zweiten Mal Weltmeister. Nach seinem erneuten italienischen Intermezzo im Lancia Rally 037 mit drei Siegen und dem Titel als Vizeweltmeister fand er ab 1984 seine sportliche Heimat bei Audi, wo er 1987 seine internationale Rallye-Karriere mit 14 Siegen und zwei WM-Titeln beendete.

Zwei Rallyes mochte Röhrl nicht. Einmal Finnland, dort ging er nie an den Start. «Ich lasse mich doch nicht von den Finnen verblasen», so seine Begründung. Die andere war die Rallye Dakar. Kein Team, kein Geld der Welt konnte ihm den Start dort schmackhaft machen. «Das ist eine Rallye nur für Verrückte, das hat mit unserem Sport nichts zu tun», war seine damalige Einstellung, als das Wüstenspekatkel durch Nordafrika in die senegalesische Hauptstadt führte.

Röhrl und die Rundstrecke

Mit dem Audi wechselte auch Röhrl zur Rundstrecke. Im Audi V8 quattro startete er 1990/1991 bei zehn Rennen in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft und erzielte auf dem Nürburgring seinen einzigen Sieg. Nach seiner aktiven Laufbahn 1993 wurde er bei Porsche Testfahrer und ist bis heute noch Repräsentant der Zuffenhausener.

Ab und zu tritt er noch bei Rallyes mit historischen Fahrzeugen an wie in diesem Jahr bei der AvD-Histo-Monte. Er ist Schirmherr beim beliebten ADAC Eifel Rallye Festival. In letzten Dezember wurde er für sein Lebenswerk mit der Ehren-Christophorus des ADAC ausgezeichnet.

Der Naturmensch Röhrl lebt bescheiden und schon fast zurückgezogen in Sankt Englmar im Bayerischen Wald, kinderlos zusammen mit seiner geliebten Frau Monika, mit der er seit 1978 verheiratet ist.

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