Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Portugal: 3. Saisonsieg für Tänak, Ogier WM-Leader

Von Toni Hoffmann
Der siebte Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft in Portugal hat in einer ereignisreichen Schlussphase einige Taktiken platzen lassen, Ott Tänak feiert seinen dritten Saisonsieg, Sébastien Ogier bleibt WM-Leader.

Das erste Fazit - ausnahmsweise am Anfang - aus der ersten Schotterrallye auf europäischem Boden: Der siebte bot reichlich Abwechslung und viel Spannung. Streckenweise war es an der Spitze ziemlich eng. Es war auch kein souveräner Durchmarsch von Tänak, dessen Verfolger sich manchmal auch das Leben selbst schwer machten. Letztlich aber war Tänak in der Kombination mit dem starken Toyota Yaris der verdiente Sieger. Er verwies den Vorjahressieger Thierry Neuville, der in Portugal seinen Horror-Crash in Chile mit dem Hyundai i20 WRC total vergessen ließ, um 15,7 Sekunden auf den Ehrerang. Und Sébastien Ogier kam im Citroën C3 auf Platz drei (+ 57,1), den er gar nicht so recht haben wollte, ins Ziel. Er bleibt in der WM vorne und muss auf Sardinien als Erster auf den italienischen Schotter.

Damit kamen auch die drei in der WM-Führenden in umgekehrter Reihenfolge aufs Siegertreppchen. Titelverteidiger Ogier führt mit 142 Punkten weiter, nur noch zwei Zähler vor Tänak und zehn Punkte vor Neuville.

«Das war einer meiner schwersten Siege überhaupt», meinte Tänak zu seinem achten Gesamtsieg. «Wir mussten wirklich hart kämpfen. Auf der Power Stage ging vor der Ziellinie stark in die Bremsen, um Ogier dort gewinnen zu lassen, damit er auf Sardinien die Rallye eröffnet.»

«Nach meinem Unfall kam ich mit einem guten Gefühl nach Portugal. Es hat mich nicht getäuscht», sagte Neuville.

Fafe fordert Tribut

Turbulentes Ende der Rallye Portugal auf der legendären Prüfung «Fafe», die als Power Stage zweimal im Spitzenfeld unterbrochen werden musste. Zuerst landete Gus Greensmith bei seinem Debüt im Ford Fiesta WRC nach der berühmten Sprungkuppe neben der Strecke. Dann flog der bis dahin drittplatzierte Kris Meeke kurz nach dem Start in eine Böschung und blockierte mit seinem Toyota Yaris WRC die Strecke, was eine weitere Unterbrechung zur Folge hatte.

Der sechsfache Champion Sébastien Ogier wirkte am Finaltag in seinem Citroën C3 WRC zuerst etwas blass. Von seinem alten Kämpfergeist war nicht viel zu sehen. Nach dem Unfall seines Teamkollegen Esapekka Lappi am Sonntagmorgen wieder Alleinkämpfer der Roten dachte er wohl mehr an die Rallye auf den rauen Schotterpisten Sardiniens, auf die nicht unbedingt als erstes Fahrzeug starten möchte. Doch der Ausfall von Meeke passte Ogier nicht in seinen Plan. «Okay - das sind schlechte Nachrichten, weil ich nicht vorhatte, die Straße in Sardinien zu eröffnen», gestand Ogier, der aber auf der Power Stage seine Taktik änderte und dort seine einzige Bestmarke bei der diesjährigen Rallye Portugal setzte, wo er vor zehn Jahre seinen ersten WM-Sieg erzielt hatte. Dort holte er zwei Punkte mehr als Tänak, der dort die drittschnellste Zeit hinter Neuville markierte.

Hyundai bleibt Tabellenführer

Trotz vieler Probleme konnte Hyundai mit 202 Punkten die Führung in der Herstellerwertung dank des zweiten Platzes von Thierry Neuville und 20 Zähler vor Toyota verteidigen. Auf der dritten Entscheidung, der Kult-Prüfung «Arganil» wurde die Mannschaft aus dem unterfränkischen Alzenau arg gebeutelt. Eine defekte Benzinpumpe sorgte mit einem Zeitverlust von mehr als 18 Minuten für einen brutalen Absturz von Dani Sordo von der Spitze ans Ende. Den Rang vor ihm musste Sébastien Loeb einnehmen, der mit dem gleichen Problem mehr 15 Minuten kassierte. Für Loeb, der kurzfristig Andreas Mikkelsen laut Teamorder ersetzte und der zuletzt 2010 in Portugal gewonnen hatte, war der Auftritt beim spanischen Nachbarn schier eine Enttäuschung. Er stellte sich aber in Dienst des Teams und reihte sich am Samstag vor Neuville ein, um für diesen die Schotterpisten stärker zu säubern.

Toyota führte zwar streckenweise mit dem Trio Ott Tänak, Jari-Matti Latvala und Kris Meeke die Rallye an, doch die anfälligen Latvala und Meeke sorgten für den alleinigen Triumph von Tänak. Latvala musste auf der vorletzten Entscheidung am Samstag wegen eines zerstörten Stoßdämpfers aufgeben, erreichte aber durch das Pech anderer am Ende noch achten Platz (+ 11:28,2). Meeke verspielte seinen zweiten Platz am Sonntagvormittag. Wegen eines Drehers auf der vorletzten Prüfung fiel er hinter Neuville. Auf der letzten Prüfung versenkte er den Toyota Yaris an einer Böschung ins endgültige Aus.

M-Sport Ford hatte auch in Portugal nicht unbedingt das Glück an seiner Seite. Auf der fünften Prüfung warf ein Elektrik-Problem am Ford Fiesta WRC Elfyn Evans mit einem Zeitverlust von mehr als vier Minuten vom fünften auf den 20. Rang zurück. Evans erreichte noch den fünften Endplatz (+ 7:08,3) hinter seinem Teamkollegen Teemu Suninen (+ 2:41,5).

Skoda feierte bei der WM-Premiere des neuen Fabia R5 evo mit Kalle Rovanperä, mit 18 Jahren jüngster Pilot in den besten Sechs bei einem WM-Lauf, 1:07,7 Minuten vor Jan Kopecky einen Doppelsieg in der WRC2 Pro. Die private WRC2-Wertung gewann Pierre-Louis Loubet, ebenfalls Skoda, 1:42,1 Minuten vor Emil Bergkvist im Ford Fiesta R5.

Rallye Portugal  – Endstand nach 20 Prüfungen:

Platz

Team/Auto

Zeit/Diff.

1.

Tänak/Järveoja (EE), Toyota

3:20:22,8

2.

Neuville/Gilsoul (B), Hyundai

+ 15,9

3.

Ogier/Ingrassia (F), Citroën

+ 57,1

4.

Suninen/Salminen (FIN), Ford

+ 2:41,5

5.

Evans/Martin (GB), Ford

+ 7:05,3

6.

Rovanperä/Halttunen (FIN), Skoda R5

+ 10:34,2

7.

Kopecky/Dresler (CZ), Skoda R5

+ 11:28,2

8.

Latvala/Anttila (FIN), Toyota

+ 11:41,9

9.

Loubet/Landans (F), Skoda R5

+ 12:46,3

10.

Bergkvist/Barth (S), Ford R5

+ 14:28,4


Stand der Fahrer-WM nach 7 von 14 Läufen:


Platz

Team/Auto

Punkte

1.

Ogier/Ingrassia (F), Citroën

142

2.

Tänak/Järveoja (EE), Toyota

140

3.

Neuville/Gilsoul (B), Hyundai

132

4.

Evans/Martin (GB), Ford

65

5.

Meeke/Marshall (GB), Toyota

55

6.

Suninen/Salminen (FIN), Ford

44

7.

Loeb/Elena (F/MC), Hyundai

39

8.

Latvala/Anttila (FIN), Toyota

38

9.

Mikklesen/Jaeger (N), Hyundai

36

10.

Lappi/Ferm (FIN), Citroën

34


Stand der Herstellerwertung nach 7 von 14 Läufen:


Platz

Team/Auto

Punkte

1.

Hyundai Shell Mobis WRT (i20 WRC)

202

2.

Toyota Gazoo Racing WRT (Yaris WRC)

189

3.

Citroën Total WRT (C3 WRC)

155

4.

M-Sport Ford WRT (Ford Fiesta WRC)

118

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