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Kein Motorsport mehr: Volkswagen zieht den Stecker

Von Andreas Reiners
Sébastien Ogier wurde mit VW von 2013 bis 2016 Weltmeister

Sébastien Ogier wurde mit VW von 2013 bis 2016 Weltmeister

Volkswagen verkündet überraschend den kompletten werksseitigen Ausstieg aus dem Motorsport. Die Mitarbeiter sollen in anderen Bereichen des Konzerns zum Einsatz kommen.

Der nächste Paukenschlag im Hause Volkswagen: Wie der Autobauer mitteilte, zieht sich die Marke komplett aus dem Motorsport zurück. Die Entscheidung gab VW einen Tag nach den Umstrukturierungen bei Audi bekannt.

Die Ingolstädter beenden nach der Saison 2021 das werksseitige Engagement in der Formel E, um stattdessen ab 2022 mit einem Prototypen in der Rallye Dakar anzutreten.

Außerdem kündigte Audi an, dass man sich «intensiv» auf den Einstieg in die neue Sportwagen-Kategorie LMDh mit ihren Highlight-Rennen 24 Stunden von Daytona und Le Mans vorbereite.

Radikaler Schritt

Bei Volkswagen selbst ist der Schritt weitaus radikaler und durchaus überraschend. Vor rund einem Jahr hatte VW angekündigt, keinen werksseitigen Motorsport mehr mit Verbrennungsmotoren zu betreiben. Im August erst hatte VW-Boss Herbert Diess mit einem Beitrag auf der Business-Plattform Linkedin überrascht.

Diess hatte auf ein Essay von Microsoft-Gründer Bill Gates geantwortet, Gates hatte seine Gedanken zur CO2-neutralen Mobilität der Zukunft mitgeteilt. «Meiner persönlichen Meinung nach sollten wir mit Rennsport weitermachen», schrieb Diess.

«Die Formel 1 wird CO2-neutral, indem sie synthetische Kraftstoffe nutzen wird. Sie ist viel aufregender, spaßiger, mehr Rennsport und ein besserer Technik-Wettkampf als die Formel E, die in Stadtzentren ein paar Runden im Spielmodus dreht», so Diess weiter.

Wenige Monate später zieht VW nun komplett den Motorsport-Stecker.

«Die Marke Volkswagen ist auf dem Weg, der führende Anbieter in der nachhaltigen Elektromobilität zu werden. Zu diesem Zweck bündeln wir unsere Kräfte und haben entschieden, eigene Motorsport-Aktivitäten für die Marke Volkswagen einzustellen. Die Motorsport-Belegschaft wird in der Folge in die Volkswagen AG integriert. Die tiefe technische Expertise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie das gewonnene Know-how aus dem ID.R Projekt bleiben dadurch im Unternehmen und werden uns dabei helfen, weitere effiziente Modelle der ID. Familie auf die Straße zu bringen», so Dr. Frank Welsch, Entwicklungsvorstand der Marke Volkswagen.

«Das Team der Volkswagen Motorsport GmbH hat über Jahrzehnte bedeutende sportliche Erfolge für die Marke eingefahren. Für die vielen Siege, Titel und Rekorde rund um den Globus und ihren persönlichen Einsatz gebührt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mein aufrichtiger Dank», sagte Wilfried von Rath, Personalvorstand der Marke Volkswagen.

Bei der Volkswagen Motorsport GmbH in Hannover sind 169 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, die in den kommenden Monaten in die Volkswagen AG in Wolfsburg integriert werden.
Die Ersatzteilversorgung für den Polo GTI R5 sowie den Golf GTI TCR für die Rundstrecke wird langfristig sichergestellt. Die Produktion des Kundensport-Fahrzeugs Polo GTI R5 für den Rallyesport läuft Ende 2020 aus.

Lange Geschichte

Volkswagen Motorsport blickt auf mehr als fünf Jahrzehnte Motorsport-Geschichte zurück. Beginnend mit der Blütezeit der Formel V in den Sechziger- und Siebzigerjahren und den Erfolgen in der Formel 3 engagierte sich Volkswagen mit seriennahen Fahrzeugen wie dem Polo, dem Golf und dem Scirocco auf der Rundstrecke, im Rallycross und im Rallyesport.

Zu den größten Erfolgen der Marke zählen drei Siege bei der Rallye Dakar mit dem Race-Touareg (2009-2011), vier Rallye-Weltmeister-Titel mit dem Polo R WRC (2013-2016), zwei TCR-International-Titel mit dem Golf GTI (2016, 2017) sowie drei Rallycross-Weltmeister-Titel mit dem Polo (2017, 2018, 2020).


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