Märchenhafte Rallye Monte Carlo für Keferböck/Minor
Johannes Keferböck/Ilka Minor
Dennoch schwärmte Johannes Keferböck, nach 2015 zum zweiten Mal bei der Kultrallye am Start, schon am ersten der vier Wettbewerbstage: «Die Stimmung hier ist einfach einzigartig - ich kann nur jedem empfehlen, hier einmal an den Start zu gehen.» Im vom tschechischen Keane Motorsport Team eingesetzten brandneuen Skoda Fabia Rally2 evo saß wie gewohnt Ilka Minor auf dem «heißen Sitz» - und das war diesmal keine Selbstverständlichkeit, ganz im Gegenteil.
Weil Johannes Keferböck streng genommen vor einem Jahr, bei der Jännerrallye 2020 zuletzt «so richtig im Renntempo unterwegs» war, wie er erklärt, war im Vorfeld der Rallye Monte Carlo ein zweitägiger Test vorgesehen. Doch die im Herbst als Lockerungsmaßnahmen eingeführten und seither munter mutierenden Covid19-Verordnungen erschwerten das Vorhaben quasi von Beginn an. Das Gawooni Racing Team beschloss daher, am offiziellen Test am Sonntag vor der Rallye teilzunehmen.
Minor positiv getestet
Doch schon am Freitag vor diesem Test kam die nächste Keule: Ilka Minor wurde nach einem bei einer Auslandsreise verpflichtenden PCR-Test ein positives Testergebnis zugerechnet. Jedoch verspürte sie keinerlei Symptome, weshalb sie sich ordnungsgemäß in Selbstisolation begab und um einen weiteren Test bat. In der Folge wandte sie sich an Michael Fehlmann, den Generalseketär der AMF, der heimischen Motorsportbehörde Austria Motorsport. Es folgte eine gemeinsame Bemühung, der sich auch das Bezirksgesundheitsamt Favoriten nicht verschließen wollte. Mit Erfolg.
Gleich nach der ersten Minor’schen Coronavirushiobsbotschaft musste das Gawooni Racing Team eine Lösung finden, um auch für den drohenden Worst Case gerüstet zu sein. Denn das Team hat Franz Wittmann junior und Christina Ettel für die gerade bei der Monte so wichtige Aufgabe der Eisspione engagieren können. Weil Christina Ettel spontan statt Ilka mit Johannes Keferböck nach Monaco fuhr, konnte sie den Test mit Johannes und auch die ersten beiden Besichtigungstage absolvieren.
So konnte Johannes Keferböck zumindest 40 Testkilometer mit dem brandneuen Skoda Fabia Rally2 evo bestreiten. Ilka Minor fuhr am Dienstagmorgen mit Franz Wittmann junior nach Monaco, um dort am Abend, im Hotelzimmer, mit Christina Ettel den von ihr notierten Aufschrieb durchzuarbeiten.
Am Freitag zeigte sich die Monte 2021 in ihrer ganzen Farbenpracht: Fünf Prüfungen über insgesamt Bestzeitkilometer, welche quasi sämtliche möglichen Streckenbedingungen aufwiesen, die Strecken selbst zudem höchst anspruchsvoll. Selbst die erfahrene Ilka Minor musste zugeben: «Auf diese Art, mit ihren schwierigen und unberechenbaren Bedingungen habe ich die Monte nicht in Erinnerung.»
Immer wieder hatte sich Johannes an den Tagen zuvor richtigen Schnee gewünscht. Als er am Samstagmorgen aus dem Fenster blickt, kommt Freude auf. Es hat geschneit. Prompt gelingt dem Oberösterreicher auf der morgendlichen WP 8 die fünftschnellste WRC3-Zeit. doch die drauffolgende WP 10 sei noch viel mehr nach seinem Geschmack gewesen. Doch ausgerechnet auf dieser SP treffen Keferböck/Minor nach nur 600 Metern auf einen sptzen Stein, der ihnen umgehend beide Reifen der linken Fahrzeughälfte zerstört. «Zum Glück hatten wir auf zwei Ersatzräder an Bord gesetzt, sonst wäre es vorbei gewesen.»
Am letzten Tag der Rallye riskieren nur noch jene Teams, die um wichtige Platzierungen bei geringen Zeitrückständen kämpfen. Keferböck/Minor haben sich längst auf Platz sieben der WRC3 eingependelt, der Rückstand auf den Sechstplatzierten ist aus eigener Kraft heraus nicht mehr gutzumachen, weshalb man sich recht schnell dazu entschließt, den Skoda Fabia Rally2 evo sicher über die vier SP und dann die Verbindungsetappe nach Monaco zur Siegerzeremonie zu pilotieren.
Franz Wittmann junior: «Eisspion-Job ist eine Challenge»
Mit Franz Wittmann junior und Copilotin Christina Ettel hatte Johannes Keferböck prominente Eisspione. Diese fahren Stunden vor der Prüfung über die Strecke und notieren deren Zustand, um dann gemeinsam eine Reifenentscheidung zu treffen. Für Wittmann bedeutete das, an drei Tagen um bereits 2 Uhr das Haus zu verlassen. Wittmann: «Es war ein schwieriger Job, denn es war wichtig, dass Johannes in punkto Reifen immer auf der sicheren Seite fährt und er sich auf sein eigenes Fahren konzentrieren kann.»
«Am letzten Tag war das extrem schwierig. Vor allem dann, wenn sich die Strecke nach unserer Besichtigung noch dramatisch verändert hat. Aber es hat gut geklappt und ich freue mich, dass Johannes es so gut umsetzen konnte.» Für den zweimaligen Monaco-Teilnehmer war es «die schwierigste Monte, die ich gesehen habe - bei dermaßen extremen Bedingungen bekomme ich sogar einen kleinen Comeback-Impuls, den ich sogleich mit einem Paragliderflug abbauen werde.»
Die Frage, mit welchem Programm das Rallyejahr 2021 fortgesetzt wird, konnte Johannes naturgemäß respektive Coronamaßnahmen bedingt nicht beantworten, zunächst blickt der Vzestaatsmeister 2018 auf eine abenteuerliche Rallye Monte Carlo 2021zurück, die sich «wie ein Märchen liest».