Estland-Hattrick für Tabellenführer Rovanperä
Estland bleibt weiter das Land des 22 Jahre alten Finnen Kalle Rovanperä. In seiner einstigen Wahlheimat fuhr er mit seinem Toyota GR Yaris Rally1 die Konkurrenz fast schon in Grund und Boden. Nach 21 teils ultraschnellen Schotterprüfungen fuhr er bei seinem zehnten WRC-Triumph und seinem zweiten Saisonerfolg einen satten Vorsprung von 52,2 Sekunden auf Thierry Neuville und 59,5 Sekunden auf Esapekka Lappi, beide im Hyundai i20 Rally1, heraus. Seit Samstagmorgen gewann er alle Prüfungen, er erzielte 15 von 21 möglichen Bestzeiten.
Der Rallye-«Mozart» ordnete diesen Sieg so ein: «Ein wichtiges Ereignis. Für die Meisterschaft ist es ein wirklich wichtiger Ort, um gute Punkte zu erhalten, und der Plan war genau das. Es ist mein Lieblingsereignis des Kalenders, also wusste ich, dass wir hier pushen mussten, und es lief gut. Dank des Teams, das Auto arbeitete immer gut. Es ist eine Schande, dass wir nicht mit Ott Tänak an diesem Wochenende kämpfen konnten.»
Neuville, der nach der Kenia-Disqualifikation zur alten Stärke zurückfand, fuhr die letzten 16 Rallye-Kilometer ohne die 130 zusätzlichen Hybrid-PS. «Ich habe den Hybrid verloren, also hatte ich für 16 km keinen Hybrid. Nichts, was ich tun konnte, aber ich musste schneller fahren, weil ich nicht wusste, wie viel Zeit ich verlieren würde. Ich bin sehr glücklich, weil ich denke, dass es für uns ein guter Motivationsschub ist.»
Hinter Neuville kämpfte sein Teamkollege Esapekka Lappi gegen den letztjährigen Estland-Zweiten Elfyn Evans (Toyota GR Yaris Rally1) um den letzten Podiumsplatz. Doch letztlich musste sich der Waliser dem Finnen um 7,3 Sekunden beugen.
Lappi war dennoch nicht ganz zufrieden: «Es war ein starkes Wochenende von unserem Team. Ich denke, wir waren Toyota näher als erwartet, aber wir liegen weiter zurück. Wir müssen weiter arbeiten, aber dank des Teams hatten wir keine Probleme, außer der Hybrid, die am Ende meine Schuld war. Wir haben bei der Prüfung und der Entwicklung des Autos gute Arbeit geleistet.»
Evans kritisierte auch in Estland sein Ergebnis: «Wir waren nicht so weit weg, aber nur kleine Details haben wirklich den Unterschied gemacht. Ich denke, wir waren nicht voll und ganz da, also bin ich enttäuscht, es nicht auf das Podium geschafft zu haben. So ist es, wir müssen versuchen, es in Finnland besser zu machen.»
Rovanperä startet in seiner finnischen Heimat beim neunten Lauf Anfang August als klarer Tabellenführer mit 170 Punkte und einen Vorsprung von 55 Zählern auf seinen Teamkollegen Evans und 58 Punkte vor Neuville. Bei den Herstellern baute der Titelverteidiger seine Führung mit dem 82. WRC-Sieg und sechsten Volltreffer 2023 auf 331 Punkte und auf 57 Zählern vor Hyundai aus.
Teemu Suninen beendete seine Jungfernfahrt im dritten Hyundai auf einem sicheren fünften Rang (+ 2:21,1). Hinter ihm aber tobte bis auf den letzten Meter ein verbissen geführter Kampf um den sechsten Platz zwischen Takamoto Katsuta (Toyota GR Yaris) und Pierre-Louis Loubet (Ford Puma). Katsuta war in die abschließende Power Stage mit nur sechs Zehntelsekunden vor Loubet gestartet. Der Korse aber münzte diesen Rückstand in einen Vorsprung von nur drei Zehntelsekunden um und sicherte sich so noch den sechsten Rang (+ 3:09,).
Sein Teampartner Ott Partner Ott Tänak, der mit der Last von fünf Strafminuten wegen Motorenwechsels in sein Heimspiel gestartet war, wollte wenigstens mit ein paar Bestzeiten vor heimischem Publikum glänzen. Es waren sechs Bestmarken und der achte Endrang (+ 6:25,0). Am Freitagabend hätte er ohne die Strafzeit sogar geführt.
In der RC2-Kategorie triumphierte Škoda mit dem Fabia RS auf den ersten zwei Plätzen in der WRC2, die Andreas Mikkelsen 9,7 Sekunden vor Sami Pajari und 1:21,7 Minuten vor dem WRC2-Titelverteidiger Emil Lindholm (Hyundai) gewann.
Estland wird nach vier WRC-Jahren 2024 nach der derzeitigen FIA-Planung durch die WM-Premiere im benachbarten Lettland ersetzt. Und das attestierten die Fahrer der Organisation: «Das war Rallyesport vom feinsten!»
| Endstand nach 21 Prüfungen |
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Pos. | Team/Nat/Fahrzeug | Zeit |
1 | Rovanperä/Halttunen (FIN), Toyota | 2:36:03,1 |
2 | Neuville/Wydaeghe (B), Hyundai | + 52,7 |
3 | Lappi/Ferm (FIN), Hyundai | + 59,5 |
4 | Evans/Martin (GB), Toyota | + 1:06,8 |
1 | Suninen/Markkula (FIN), Hyundai | + 2:21,1 |
6 | Loubet/Gilsoul (F/B), Ford | + 3:09,9 |
7 | Katsuta/Johnston (J/IRL), Toyota | + 3:10,2 |
8 | Tänak/Järveoja (EE), Ford | + 6:25,6 |
9 | Mikkelsen/Eriksen (N), Skoda | + 9:54,1 |
10 | Pajari/Mölkönen (FIN), Skoda | + 10:03,9 |
| Fahrer-WM Stand nach 8 von 13 Läufen |
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Pos. | Team/Nat/Fahrzeug | Punkte |
1 | Kalle Rovanperä (FIN), Toyota | 170 |
2 | Elfyn Evans (GB), Toyota | 115 |
3 | Thierry Neuville (B), Hyundai | 112 |
4 | Ott Tänak (EE), Ford | 104 |
5 | Sébastien Ogier (F), Toyota | 98 |
6 | Esapekka Lappi (FIN), Hyundai | 87 |
7 | Dani Sordo (E), Hyundai | 46 |
8 | Takamoto Katsuta (J), Toyota | 51 |
9 | Pierre-Louis Loubet (F), Ford | 28 |
10 | Craig Breen (IRL), Hyundai | 19 |
| Hersteller-WM Stand nach 8 von 13 Läufen |
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Pos. | Team/Nat/Fahrzeug | Punkte |
1 | Toyota Gazoo Racing WRT | 331 |
2 | Hyundai Shell Mobis WRT | 274 |
3 | M-Sport Ford WRT | 195 |