Valentino Rossi sucht das Glück

Das besondere Flair der Rallye Italien

Von Toni Hoffmann
Die Rallye Italien auf Sardinien bietet nicht nur Motorsport, «Bella Italia» ist allgegenwärtig, Sébastien Ogier in Lauerstellung - auf sein erstes Kind.

Zwischen Yachten, Eiscreme und Abendstimmung, ein spektakulärer Sonnenuntergang, ein Bummel entlang mittelalterlicher Baudenkmäler in Alghero, die beste Eiscreme der Welt auf der Zunge und den Blick zwischen malerischer Marina und geschäftigem Rallye-WM-Servicepark hin und her schweifen lassen – das gibt es nur bei der Rallye Italien. Urlaubsflair hin oder her: Für die Mechaniker und Techniker ist trotz der vielleicht schönsten Aussicht des Rallye-Jahres volle Konzentration gefragt – bei insgesamt acht Service-Aufenthalten und in der Summe 660 Arbeitsminuten für die drei Polo R WRC. Und auch die Fahrer und Beifahrer wissen am Ende jedes Tages, was sie geleistet haben – bei enorm hohen Temperaturen im Cockpit.

Ready, steady, go: Nachwuchs im Hause Ogier erwartet

Da rollt jemand in Richtung Startlinie: Zwischen den Rallyes in Italien und Polen erwarten Sébastien Ogier und seine Ehefrau Andrea Kaiser zum ersten Mal Nachwuchs. Auch wenn der errechnete Geburtstermin nicht auf die Rallye Italien fällt, steigt die Spannung vor dem privaten Großereignis stetig an. Die Kommunikation zwischen Rallye-Auto und Heimat-Basis wird dementsprechend maximalintensiviert und für den Fall der Fälle ist Ogier jederzeit abreisebereit. Eines wird auf jeden Fall nicht leiden: die Motivation, die Prüfungen so schnell wie möglich zu absolvieren. Denn dann ist der werdende Vater schneller wieder erreichbar.

Stimmen vor der Rallye Italien

Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1

«Ich fahre mit viel Selbstvertrauen nach Italien, denn die Saison läuft bislang großartig. Julien und ich waren bei jeder Rallye auf dem Podium und diese Serie möchten wir ausbauen. Auch wenn die Rallye Italien nicht zu meinen absoluten Lieblingsrallyes gehört, habe ich gelernt, sie zu mögen. Die Strecken sind nicht mehr so eng und rau wie früher einmal. Ich bevorzuge ebenere Strecken, bei denen man nicht nur immer das Auto schonen muss. Eine weitere Besonderheit ist ‚Micky’s Jump‘. Er ist einer der höchsten Sprünge der Saison. Aus privater Sicht kommt für mich eine völlig neue Komponente hinzu. Andrea und ich erwarten unser erstes Kind. Eigentlich ist der Geburtstermin nach der Rallye, aber man weiß nie. Sollte es während der Rallye kommen, würde ich mich sofort auf den Weg zu meiner Frau machen. Das ist ein Moment im Leben, den ich nicht verpassen möchte. Das Team unterstützt mich in dieser Entscheidung zu 100 Prozent.»

Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2

«Die Rallye Italien ist großartig. Dort habe ich meinen ersten Sieg auf Schotter gefeiert. Ich freue mich jedes Jahr riesig, nach Sardinien zurückzukehren, auch wenn es dort in den vergangenen Jahren nicht allzu gut für mich lief. Ich habe mir auf Sardinien zuletzt oft einen Plattfuß eingehandelt – vielleicht auch deshalb, weil ich zu sehr ans Limit gegangen bin. Für dieses Jahr habe ich mir fest vorgenommen, besser auf meine Reifen zu achten. Mein Ziel ist es, mal wieder auf das Podium zu fahren. Bei der ersten Durchfahrt ist der Schotter auf Sardinien meist sehr rutschig, meine hohe Startnummer kann ein Vorteil sein. Auf der zweiten Schleife haben dann alle Fahrer in der Regel einen sehr guten Grip. Eine weitere Besonderheit in Italien ist die Hitze: Der Körper verliert durch die hohen Temperaturen viel Energie und Flüssigkeit. Es ist also wichtig, zwischen den Prüfungen ausreichend zu trinken.»

Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9

«Platz zwei in Portugal fühlte sich für Anders und mich fast wie ein Sieg an. Daher reisen wir zuversichtlich zur Rallye Italien. Dennoch wissen wir, dass es wegen des groben Untergrunds eine der schwierigsten Rallyes der Saison ist, bei der jederzeit alles passieren kann. Das haben wir im vergangenen Jahr leider erfahren müssen. Und in diesem Jahr gehen wir als Zweite auf die Strecke – direkt nach Sébastien Ogier, was es nicht leichter macht, da die Prüfungsstrecken nach nur einem Auto immer noch sehr grob sein werden. Dennoch freuen wir uns natürlich, dass wir mit dem Ergebnis in Portugal in der WM-Wertung deutlich an Boden gutmachen und auf den zweiten Platz vorrücken konnten. In jedem Fall ist Italien eine Rallye, die ich sehr mag. Und wir werden auf Sardinien alles daransetzen, ein weiteres gutes Ergebnis einzufahren.»

Zahl zum Rallye-Wochenende in Italien: 16

Volkswagen ist in Italien nicht nur im Gesamtklassement bisher ungeschlagen – auch bei der sogenannten Powerstage. Die meist abschließende Wertungsprüfung einer Rallye, auf der Extra-Zähler für die besten drei vergeben werden, ist nicht nur generell eine Volkswagen Domäne, speziell Italien ist ein gutes Pflaster für den Polo R WRC und seine Besatzungen. Von den 18 im Jahr 2013, 2014 und 2015 vergebenen Extra-Zählern errangen Volkswagen Piloten bisher 16, lediglich 2013 gingen zwei Punkte für Rang zwei an Thierry Neuville (M-Sport-Ford). 2014 und 2015 gingen sämtliche Extra-Punkte nach Wolfsburg.

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