WTCR Ningbo: Chinaknaller eröffnet Saisonendspurt
WTCR Ningbo: Chinaknaller eröffnet Saisonendspurt
Bei der siebten von zehn Meisterschaftsrunden im chinesischen Ningbo hatten einmal mehr die Hyundai-Piloten die Nase vorne – Thed Björk (SWE) gewann Rennen eins und drei, Yvan Muller (FRA) triumphierte im zweiten Heat. Sie und der nach wie vor führende Senior im Feld, Gabriele Tarquini, kristallisieren sich drei Rennwochenende vor Saisonschluss als heiße Meisterschaftskandidaten heraus.
Doch dahinter geht es eng zu. Norbert Michelisz (HUN, Hyundai) ist auf Platz vier bereits bedroht von den deutschen Vertretern im Feld: Yann Ehrlacher (FRA) und Esteban Guerrieri (ARG) gehen auf den Honda des deutschen All-Inkl.com-Teams an den Start.
Teamchef René Münnich bietet zudem seit diesem Rennwochenende einen weiteren Joker auf: Timo Scheider. Der gebürtige Lahnsteiner – Sieger des 24h-Rennens 2003 – unterstützt die Mannschaft im Saisonendspurt und schrammt bei seinem Fronttriebler-Debüt zwei Mal nur knapp an den Punkterängen vorbei.
Rennen 1: Björk widmet den Sieg seinem kranken Sohn
Das beste Ergebnis aus deutscher Sicht brachte bereits der erste Lauf im 4,01 km langen Ningbo Speedpark. Während Thed Björk nach einer starken Trainingsvorstellung einen feinen Start-Ziel-Sieg herausfuhr, ging es hinter ihm turbulent zu. All-inkl.com-Pilot Esteban Guerrieri konnte in seinem Honda Civic Type R TCR beim Start am französischen Audi-Piloten Frédéric Vervisch vorbeigehen und behielt die Position über die gesamte 13-Runden-Distanz bis ins Ziel. Der Argentinier in Diensten des deutschen Teams hatte im Ziel nur knappe 2,4 Sekunden Vorsprung vor dem Belgier, der wiederum bis zuletzt durch Tabellenführer Gabriele Tarquini (ITA, Hyunda) bedrängt wurde.
«Es fühlt sich einfach so gut an», strahlte der siegreiche Schwede im Ziel. «Das Rennen war nicht einfach, aber ich spürte, dass ich es gewinnen kann. Mein kleiner Sohn kämpft zu Hause mit einer Ohreninfektion. Dieser Sieg ist für ihn.» Hinter den Top vier gab es das ganze Rennen über tolle Stoßstangenduelle und jede Menge Action. Nur knapp außerhalb der Punkteränge landete dabei der zweimalige DTM-Champion Timo Scheider, der im ungewohnten Fronttriebler von Position 18 auf Position 11 nach vorne fuhr.
Rennen 2: Familienbande …
Yvan Muller (FRA) war im Hyundai der Beste in Rennen zwei, das traditionell in umgekehrter Reihenfolge des Qualifying-Ergebnisses gestartet wird. Für Muller war es der dritte Saisonsieg, mit der er gleichzeitig die zwischenzeitliche Tabellenführung übernahm. Der aus der zweiten Reihe gestartete Sieger konnte sich schon beim Start an Pole-Sitter Mehdi Bennani (MAR, Volkswagen) vorbeipressen, der anschließend unter Druck durch Yann Ehrlacher im All-Inkl.com-Honda geriet. Aber der Marokkaner wehrte sich tapfer und brachte nach einem spannenden Kampf Platz zwei vor dem Vertreter des deutschen Teams ins Ziel.
Während Muller seinen Vorsprung an der Spitze ausbauen konnte, gab es hinter ihm ein munteres Rennen. Insbesondere um die Plätze fünf bis neun ging es äußerst eng zu, im Ziel trennten die Piloten jeweils weniger als 0,2 Sekunden. Der Sieger konnte sich im Ziel aber gleich doppelt freuen: Muller strahlte einerseits über das Abschneiden seines Teamkollegen Björk in Rennen eins: «Zwei Rennen, zwei Siege und jetzt steht Thed auf der Pole für Rennen 3», freute sich der viermalige Tourenwagen-Weltmeister. Gleichzeitig belegte mit dem drittplatzierten Ehrlacher sein eigener Neffe den dritten Platz im Rennen.
Rennen 3: Björks Doppelschlag in China
Während Muller nach Lauf zwei noch Lachen konnte, lief es im zweiten Sonntagsrennen – dem dritten Lauf des Wochenendes – weniger gut. Schon zur Rennmitte kam das Aus für den Französischen Routinier, während Teamkollege Thed Björk sein starkes Wochenende mit dem zweiten Laufsieg krönen konnte. Vom Ausfall Mullers profitierte Gabriele Tarquini, der als Zweiter die Ziellinie überquerte und dem Markenkollegen die gerade übernommene Tabellenführung wieder abknöpfte.
Die Ehre der Nicht-Hyundai-Teams rettete diesmal Denis Dupont, der im Audi RS 3 LMS als Dritter abgewinkt wurde – sein erster Podestplatz in der FIA WTCR. «Ein fantastischer Start, ein fantastisches Rennen», jubelte Sieger Björk überglücklich. «Es war das letzte Rennen des Wochenendes, also gab ich einfach alles.»
Björk hatte im Qualifying 2 am Sonntagvormittag die Pole erobert und nutzte den Vorteil perfekt. Vor Tarquini, Esteban Guerrieri im Honda Civic von All-Inkl.com und Hyundai-Pilot Norbert Michelisz bog er in die erste Kurve ein. Guerrieri berührte dabei Michelisz bei einem Überholversuch und beendete das Rennen ebenfalls vorzeitig mit gebrochener Radaufhängung. An der Spitze fuhr sich Björk einen Vorsprung auf Tarquini heraus, während sich Muller an sechster Stelle liegend schwertat. In der dritten Runde musste der Franzose die Audi-Piloten Vervisch und Berthon ziehen lassen, eine Runde später attackierte auch noch Jean-Karl Vernay (Audi) Muller.
Dabei kam es in der Schikane zur Kollision, Vernay fiel weit zurück und Muller schied kurz darauf mit Reifenschaden aus. Zusätzliche Action erhielt das Rennen auch durch eine Unterbrechung, bei der ein Randstein repariert werden musste. Nach dem Restart in Runde 10 war Björk nie gefährdet und siegte nach 17 Runden schließlich mit 1,928 Sekunden Vorsprung auf Tarquini. Dupont freute sich über Position drei und damit sein bislang bestes WTCR-Ergebnis, während Teamkollege Vervisch mit Poision vier ebenfalls ein starkes Ergebnis einfuhr.