MotoGP: Empörung über Ducati-Manager

Brad Binder über Ende der Sturzserie: Etwas gefunden

Von Bernhard M. Höhne
Wieder mehr Vertrauen: KTM-Werksfahrer Brad Binder

Wieder mehr Vertrauen: KTM-Werksfahrer Brad Binder

Ein überwiegend unauffälliges MotoGP-Rennen in der «Kathedrale» absolvierte Red Bull-KTM-Pilot Brad Binder am Sonntag in Assen. Der RC16-Racer sammelte endlich wieder WM-Zähler – der Spitze blieb «BB33» aber fern.

Nach Platz 8 in der Startaufstellung fuhr Brad Binder im Sprintrennen auf Rang 6 über die Ziellinie. Die gleiche Platzierung erreichte er auch im Grand Prix am Sonntag, nachdem er durch eine Bestrafung von Marc Márquez nach dem Rennen von Platz 7 auf eben diesen sechsten. Rang vorrücken konnte.

Der Südafrikaner ordnete das Rennen im Anschluss als schwierig ein: «Es war verzwickt. Wir hatten einen guten Start, aber ich konnte zu Beginn keine guten Überholmanöver setzen.» Im weiteren Verlauf musste Binder auch der riskanten Wahl des Hinterreifens Tribut zollen. Bei dieser hatten drei der vier Piloten auf KTM RC16 den weichen Hinterreifen aufgezogen, während der Großteil des Feldes hinten auf den mittelharten Pneu vertraute.

Binder fasste zusammen: «Die Jungs an der Spitze waren unglaublich schnell. Deshalb wusste ich schon nach 10 Runden, dass wir Probleme bekommen würden. Zu diesem Zeitpunkt ließ der weiche Reifen bereits nach und ich wusste, dass ich viel vom Reifen nutzen musste, um einfach nur meine Position zu halten.»

Die gemachten Erfahrungen müsse man nutzen, um in Zukunft besser auftreten zu können: «Wir müssen die Dinge, die wir gelernt haben, mitnehmen. Zum Beispiel die Änderungen am Setup. Denn es ist klar, dass wir einen Schritt nach vorne machen müssen, wenn wir mit den Fahrern in den Top-Positionen konkurrieren wollen.»

Überhaupt die Ziellinie zu sehen, verbuchte der KTM-Pilot, mit einem Augenzwinkern als positiv, nachdem er zuletzt häufig durch Stürze von sich reden machte: «Ich konnte das Rennen beenden und ich hatte das gesamte Wochenende über keinen Crash. Wir haben also offensichtlich etwas gefunden, das mir mehr Vertrauen in den Vorderreifen gibt. Das war zuletzt ein wichtiges Zwischenziel für uns, nachdem ich jedes Wochenende über das Vorderrad weggerutscht bin und nie wusste, weshalb.»

Als Schlüssel für den Rückstand der KTM-Fahrer gegenüber den Ducati-Piloten machte er vor allem die Nutzung des Reifens aus: «Wir sind alle schneller geworden, weil der aktuelle Hinterreifen uns das ermöglicht. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass wir das volle Potenzial trotzdem noch nicht komplett ausschöpfen.» Dies könnte auch ein Weg sein, um die Vibrationen, die mehrere Piloten plagen, auszuräumen, merkte er an.

Sein Team müsse sich dabei noch lernen, wie sich dieses Potenzial besser nutzen ließe und nannte dabei Ducati als Vorbild: «Wir nutzen die Reifen noch nicht aus, wie sie es tun. Darum müssen wir zunächst herausfinden, wie sie das tun und dann einen Weg finden, wie wir das auch tun können.»

Binder selbst sei jedoch überrascht gewesen, dass die Reifenwahl am Vorderrad, trotz mangelnder Erfahrung, keine Probleme verursacht habe: «In all den Jahren hat in Assen keiner den harten Vorderreifen probiert, aber dieses Rennwochenende wurde er von allen Fahrern genutzt. Ich war überrascht, dass wir keine Probleme mit dem Aufwärmen oder der Temperatur generell hatten. Das hat gut funktioniert.»

Angesprochen auf einen Kommentar Enea Bastianinis, dass Binder aufgrund seiner unvorhersehbaren Linienwahl und harten Bremsmanövern besonders schwer zu überholen sei, begründete der Südafrikaner dies mit den Eigenheiten seiner KTM gegenüber den Ducati: «Ich habe dieses Wochenende alles versucht, aber ich kann nicht die gleiche Ideallinie wählen wie die Ducati. Ich muss früher einlenken, denn wenn ich wie sie abbiege, wenn sie (die Ducati-Piloten) – dann verpasse ich die Ideallinie.»

Weitergeholfen habe ihm aber einmal mehr die Qualität seiner KTM RC16 bei Starts, trotz der kurzen Distanz zur ersten Kurve: «Der Start war wirklich verdammt gut, wenn man den kurzen Weg bedenkt. Unsere Starts sind generell unglaublich gut.»

Ergebnisse MotoGP-Rennen Assen (30. Juni):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 26 Runden in 40:07,214 min
2. Jorge Martin (E), Ducati, +3,676 sec
3. Enea Bastianini (I), Ducati, +7,073
4. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +8,299
5. Maverick Vinales* (E), Aprilia, +8,258
6. Brad Binder (ZA), KTM, +16,146
7. Alex Marquez (E), Ducati, +21,236
8. Raul Fernandez (E), Aprilia, +22,509
9. Franco Morbidelli (I), Ducati, +23,413
10. Marc Marquez** (E), Ducati, +23,868
11. Jack Miller (AUS), KTM, +24,004
12. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +24,057
13. Johan Zarco (F), Honda, +42,767
14. Augusto Fernandez (E), KTM, +42,871
15. Miguel Oliveira (P), Aprilia, +44,429
16. Takaaki Nakagami (J), Honda, +46,246
17. Luca Marini (I), Honda, +1:10,937 min
– Pedro Acosta (E), KTM, 1 Runde zurück
– Joan Mir (E), Honda, 20 Runden zurück
– Marco Bezzechi (I), Ducati, 21 Runden zurück
– Alex Rins (E) Yamaha, 26 Runden zurück

* 1 Platz zurück wegen Missachtung der Track-Limits
** 16 sec Strafe wegen zu geringem Druck im Vorderreifen

Ergebnisse MotoGP-Sprint Assen (29. Juni):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 13 Runden in 19:59,090 min
2. Jorge Martin (E), Ducati, +2,355 sec
3. Maverick Vinales (E), Aprilia, +4,103
4. Enea Bastianini (I), Ducati, +6,377
5. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +8,869
6. Brad Binder (ZA), KTM, +9,727
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +10,828
8. Alex Marquez (E), Ducati, +13,196
9. Franco Morbidelli (I), Ducati, +13,560
10. Pedro Acosta (E), KTM, +15,972
11. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +16,036
12. Miguel Oliveira (P), Aprilia, +16,082
13. Jack Miller (AUS), KTM, +18,739
14. Joan Mir (E), Honda, +21,791
15. Augusto Fernandez (E), KTM, +22,450
16. Johann Zarco (F), Honda, +23,690
17. Raul Fernandez (E), Aprilia, +24,430
18. Takaaki Nakagami (J), Honda, +29,568
19. Alex Rins (E), Yamaha, +1:23,553 min
– Aleix Espargaro (E), Aprilia, 1 Runde zurück
– Lorenzo Savadori (I), Aprilia, 9 Runden zurück
– Luca Marini (I), Honda, 9 Runden, zurück
– Marc Marquez (E), Ducati, 12 Runden zurück

WM-Stand nach 16 von 42 Rennen:

1. Martin, 200 Punkte. 2. Bagnaia 190. 3. Marc Marquez 142. 4. Bastianini 136. 5. Vinales 118. 6. Acosta 101. 7. Binder 99. 8. Di Giannantonio 92 9. Aleix Espargaro 82. 10. Alex Marquez 62. 11. Bezzecchi 45. 12. Raul Fernandez 40. 13. Morbidelli 39. 14. Quartararo 39. 15. Miller 32. 16. Oliveira 32. 17. Augusto Fernandez 15. 18. Mir 13. 19. Zarco 12. 20. Rins 8. 21. Nakagami 8. 22. Pedrosa 7.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 278 Punkte. 2. Aprilia 156. 3. KTM 154. 4. Yamaha 43. 5. Honda 22.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 326 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 239. 3. Gresini Racing MotoGP 204. 4. Aprilia Racing 200. 5. Pertamina Enduro VR46 Racing Team 137. 6. Red Bull KTM Factory Racing 131. 7. Red Bull GASGAS Tech3 116. 8. Trackhouse Racing 72. 9. Monster Energy Yamaha MotoGP 47. 10. LCR Honda 20. 11. Repsol Honda 13.

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