Traurige Nachricht: Lotus-Star Reine Wisell gestorben
Seit Silverstone 1950 haben wir 771 Formel-1-Fahrer im Einsatz erlebt aus 41 verschiedenen Ländern. Aber nur 23 davon ist ein ganz besonderes Kabinettstücklein gelungen: Podestplatz gleich im ersten Formel-1-WM-Lauf! Zu dieser elitären Gruppe gehört auch der Schwede Reine Tore Leif Wisell, der am vergangenen Sonntag im Alter von 80 Jahren in seiner Wahlheimat Thailand gestorben ist.
Reine Wisell galt Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre als die zweite grosse Hoffnung der schwedischen Fans neben Ronnie Peterson. Nach seinem fulminanten Start beim Grossen Preis der USA 1970 in Watkins Glen (Rang 3) schien er die Hoffnungen erfüllen zu können, aber letztlich waren die Autos zu wenig gut, und in Sachen Fahrzeugbeherrschung konnte ohnehin niemand Peterson das Wasser reichen.
Wisell hatte sich als schwedischer Formel-3-Meister 1967 für grössere Aufgaben empfohlen, fünf Jahre nach seinem Renndebüt in einem bescheidenen Mini Cooper. 1968 fuhren Wisell und Peterson gemeinsamen für Tecno, Reine international, Ronnie national.
Als Lotus-Chef Colin Chapman Wisell in die Formel 1 holte, um John Miles zu ersetzen, hatte Peterson seinen Landsmann bereits überholt und sein GP-Debüt gegeben. Dann fiel Lotus in ein Loch, Chapman verzettelte sich mit der Entwicklung des Turbinen-Rennwagens, und Wisell konnte nur selten glänzen. Peterson wurde mit March 1971 WM-Zweiter, Wisell konnte lediglich neun Punkte sammeln. In der Formel 2 zeigte Reine, dass er nichts von seinem Speed verloren hatte, so gewann er beispielsweise in Pau.
Colin Chapman erneuerte den Vertrag von Wisell für 1972 nicht, als es wieder bergauf ging und Emerson Fittipaldi den WM-Titel holte. Wisell-Nachfolger Dave Walker enttäuschte Chapman so, dass er Reine für die letzten zwei Rennen der Saison zurückholte – um dann für 1973 bei Lotus ausgerechnet durch Ronnie Peterson ersetzt zu werden!
Die Saison 1972 mit BRM war für den Mann mit dem markanten grünen Helm ein Reinfall. Der Rennstall war mit dem Einsatz von bis zu fünf Fahrzeugen pro Wochenende komplett überfordert. Einziges Highlight des Jahres: Der Sieg im Formel-2-Eifelrennen Ende April.
Wisell bestritt von USA 1970 bis 1974 insgesamt 22 WM-Läufe, 1970 bis 1972 bei Lotus, 1972 bei BRM, 1973 im privaten March-Team der Börsenmakler Clarke, Mordaunt, Guthrie und Durlacher, 1974 bei March. Er wurde 1971 WM-Zwölfter.
Als er in der Königsklasse keinen Wagen mehr fand, bestritt er Sport- und Tourenwagenrennen.
Nach Abschluss seiner Rennkarriere Anfang der 1980er Jahre widmete er sich der Talentförderung und arbeitete als Fahrsicherheitslehrer. Er taucht selten bei Veranstaltungen mit historischen Rennwagen auf.
Dann wanderte er nach Thailand aus und war ab und an Gast beim Grossen Preis von Malaysia.