Stefan Mücke: «Le Mans wird 2018 härter als je zuvor»
Bei der 86. Auflage der 24 Stunden von Le Mans wird es in der GTE-Kategorie einen epischen Fight geben. Die sechs Hersteller Aston Martin, BMW, Corvette, Ferrari, Ford und Porsche stellen insgesamt 17 Werkswagen. Und alle sind sie durchweg mit richtig schnellen Piloten besetzt. Das verspricht enge Duelle und ein Rennen, das wohl erst in den letzten Minuten seinen Höhepunkt erleben wird. Mitten drin ist auch Ford-Pilot Stefan Mücke, der für die Leser von SPEEDWEEK.com eine Einschätzung auf die anstehenden Geschehnisse gibt. «Le Mans ist immer ein absolutes Highlight. Doch 2018 wird es härter als je zuvor. Bei so vielen GTE-Pro-Autos und so vielen verschiedenen Herstellern wird es ein absolutes Sprint-Rennen geben. Also eigentlich so, wie ein Lauf zum ADAC GT Masters über 24 Stunden. Wir werden sehr enge Abstände sehen. Schon in der Qualifikation ging es zwischen den meisten Herstellern mächtig zur Sache. Ich gehe aber davon aus, dass wir erst nach Rennstart sehen werden, was jeder wirklich drauf hat», erklärt Mücke, der sich einen Ford GT mit Olivier Pla und Billy Johnson teilt.
Mückes Ford Werksteam von Chip Ganassi setzt wie in den beiden vergangenen Jahren vier Fahrzeuge in der GTE-Pro-Klasse ein. Einen Weg, den in diesem Jahr auch Porsche eingeschlagen hat. Das bringt natürlich den Vorteil, die Wagen teilweise mit unterschiedlichen Taktiken ins Rennen schicken zu können, um somit viele unerwartete Rennsituationen abfedern zu können. «Doch trotz verschiedener Strategien werden wir immer einen direkten Konkurrenzen um uns herum haben - einfach aufgrund der schieren Masse der vielen GTE-Autos. Wir werden somit ständig im Zweikampf sein. Verschnaufpausen wird es in diesem Jahr nicht geben», stellt Mücke klar.
Um für das 24-Stunden-Rennen gut gerüstet zu sein, stand bei Ford in der Qualifikation die Reifen-Performance im Fokus. «Dabei galt es herauszufinden, zu welchem Zeitpunkt im Rennen welcher Pneu gefahren werden kann», beschreibt Mücke. «In der GTE-Kategorie gibt es drei Mischungen von Trockenreifen. Alle drei haben unterschiedliche Fenster, in denen sie funktionieren. Das ist abhängig von der Temperatur. Ein Reifen arbeitet bis 15 Grad Celsius, der nächste bis 25 Grad und der andere bei den Temperaturen darüber», führt Mücke weiter aus.
«Die Arbeit mit den Reifen ist elementar, hat jedoch einen anderen Stellenwert als bei den normalen 6-Stunden-Rennen der FIA WEC. Denn hier in Le Mans bekommen wir vom Reglement her genügend Sätze zur Verfügung gestellt, sodass wir viel öfter wechseln. Und dadurch, dass wir seit 2018 die Reifen auch gleichzeitig mit dem Tankvorgang austauschen können, kostet der Wechsel beim Boxenstopp auch keine Extra-Zeit mehr. Somit wird es für die GTE-Teams wohl keinen Sinn machen, in der Nacht Dreifachstints zu fahren. Das bringt überhaupt keinen Vorteil mehr», blickt Mücke voraus.
Zusätzlich wurde die Nachtankzeit in diesem Jahr auf minimal 35 Sekunden (für eine komplette Füllung) festgelegt. «Das wird uns beim Fahrerwechsel aber kaum stören», meint Mücke, «In der Trockenübung schaffen wir den Cockpit-Tausch in 16 bis 18 Sekunden. Im Stress des Rennens werden es knapp über zwanzig Sekunden sein. Da bedingt durch das neue Prozedere beim Stopp aber nun mehr am Auto los ist, müssen wir Piloten dieses Jahr konzentrierter Ein-und Aussteigen, um mit niemanden zusammen zu stoßen.»
Durch den großen Aufgalopp an Werkswagen in der GTE-Pro-Klasse können eigentlich alle 17 Fahrzeuge in die Favoriten-Rolle gedrängt werden. Mücke geht jedoch etwas mehr ins Detail. «Wir von Ford beobachten natürlich alle Konkurrenten ganz genau. Aber wir wussten schon seit dem ersten WEC-Rennen in Spa-Francorchamps, dass Porsche unser direkter Konkurrent ist. Uns ist jedoch auch bewusst, dass Ferrari im Rennen kommen wird. Da haben wir keine Illusion. Auch Ferrari ist am Samstag auf unserem Radarschirm.»