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Mike Rockenfeller: «Das wahre Rennen ist in der GTE»

Von Oliver Müller
Mike Rockenfeller vor der Corvette C7.R bei den 24h von Le Mans

Mike Rockenfeller vor der Corvette C7.R bei den 24h von Le Mans

Bei der diesjährigen Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans fährt Mike Rockenfeller die C7.R des Corvette-Werksteams. Der aktuelle DTM-Pilot ist ein echter Le-Mans-Fan, wie er im Interview bei SPEEDWEEK.com verrät.

2010 gelang Mike Rockenfeller der ganz große internationale Durchbruch. Im Audi R15 gewann er gemeinsam mit Timo Bernhard und Romain Dumas die 24 Stunden von Le Mans. Auf den Erfolg folgte ein Jahr später sein ganz persönlicher Le-Mans-Schock, als Rockenfeller einen heftigen Unfall im Überrundungsverkehr hatte. Nach dem Ereignis trat der Mann aus Neuwied nur noch einmal im Jahre 2012 beim Klassiker an der Sarthe an, da der Karriere-Fokus mehr auf die DTM ging, wo er 2013 den Titel holte. Nun ist der inzwischen 34-Jährige zurück in Le Mans, um für Corvette nicht nur um den Sieg in der GTE-Klasse zu kämpfen, sondern auch um eine Reise in seine eigene Vergangenheit zu machen. Rockenfeller, der bereits erstmals 2004 das große 24-Stunden-Rennen bestritt, erhielt aufgrund seiner Le-Mans-Pause von sechs Jahren vom Veranstalter nun jedoch den Status des 'unerfahrenen Piloten', was ihm etwas an Zusatzarbeit bescherte. Mit SPEEDWEEK.com verabredete sich mit Rockenfeller zu einem Interview.

Herr Rockenfeller, wie fühlt es sich an, als ehemaliger Le-Mans-Sieger den Rookie-Test absolvieren zu müssen, um erneut als Fahrer beim großen Klassiker zugelassen zu werden?

Mike Rockenfeller: «Das ist eine Formalie. Aber am Ende ist das doch relativ. Du kannst hier als Rookie gewinnen oder Du kannst schon zwanzig Mal dabei gewesen sein und trotzdem keinen Sieg davon getragen haben. Grundsätzlich ist die Rookie-Regelung aus bestimmten Gründen vom ACO oder der FIA aufgestellt worden. Begeistert bin ich natürlich nicht, dass ich am 23. Mai extra nach Frankreich musste, um in den Simulator zu steigen, um darin hinter einem Safty-Car herzufahren und weitere solche Dinge zu üben. Auf der anderen Seite finde ich es aber auch gut, dass man versucht, den Rookies diese Prozedur aufzuerlegen, um eine Basis zu schaffen, damit jeder ein gewisses Level von Know-how auf der Strecke hat. Ich bin das erste Mal 2004 hier gefahren. Da kann man darüber diskutieren, ob ich das für meine Person nun brauche oder nicht.»

In der GTE-Pro-Klasse geht es mit 17 Wagen diesmal besonders heiß her. Was wird Sie auf der Strecke erwarten?

«Die GTE war für mich schon immer eine tolle Klasse. Wenn ich sehe, wie viele Autos 2018 hier in der Kategorie mit von der Partie sind, ist das jetzt natürlich der absolute Höhepunkt. Auch hinsichtlich der Hersteller ist die Klasse top. Aber die GTE-Am-Klasse ist auch toll besetzt. Das bedeutet, dass das gesamte Feld stark sein wird.»

«Auf der Strecke ist es letztendlich egal, ob Du einen Gegner hast oder 16. Da gibt es keinen großen Unterschied von der Herangehensweise. Bei nur zwei oder drei Gegnern könnte man noch gewinnen, wenn man ein kleines Problem hätte. Doch bei so vielen Autos hat nur derjenige eine Chance, der fehlerfrei durchkommt. Wichtig ist, dass die BoP so ist, dass alle eine faire Siegchance haben. Das wünsche ich mir und ich hoffe, dass sich alle anderen das auch ersehnen. Denn man möchte ja keinen Vorteil aber auch keinen Nachteil haben.»

Obwohl Sie auch Audi-Werkfahrer sind kennen Sie die Corvette-Mannschaft ebenfalls eine Weile. Ist es dadurch einfacher, wieder hier in Le Mans aufzulaufen?

«Es macht natürlich auch mega Spaß. Corvette ist ein geiles Team, mit dem ich nun schon seit 2016 in Amerika unterwegs bin. Das ist absolut cool. Ich bin glücklich, jetzt endlich auch in Le Mans für sie fahren zu können. Prinzipiell finde ich es jedoch schade, dass der Fokus des Fernsehens oder allgemein der Medien bzw. der Öffentlichkeit hier immer nur auf die LMP1 gelegt wird. Denn ich denke, dass das richtige Rennen derzeit hier in der GTE-Klasse stattfinden wird. Also dort, wo die Werke, die Profis und die Masse an Autos ist.»

In der GTE-Klasse werden in Le Mans ebenfalls Low-Downforce-Pakete verwendet. Corvette hatte dieses Kit zuletzt nochmals kurz in den USA getestet. Inwiefern unterscheidet es sich von der Standard Aero-Variante?

«Bei dem Test konnte ich leider nicht mit dabei sein, obwohl ich dafür eingeplant war. Aber ich hatte keine Zeit, da ich kurzfristig die 24h am Nürburgring für Audi fuhr. Schauen Sie sich das Auto an. Es unterscheidet sich kaum. Da reden wir dann von weniger Flügel und dem Ausbalancieren, damit man auf der Geraden schneller ist. Aber es sind nicht wirklich groß andere Teile verbaut. Da geht es wirklich darum, den Wagen mit weniger Abtrieb zu bewegen. Letztendlich ist es nur eine Low-Downforce-Einstellung.»

2011 hatten Sie hier in Le Mans einen schlimmen Unfall gehabt. Was geht in Ihnen vor, wenn Sie an dieser Stelle vorbeikommen?

«Beim Rennen oder im Training 2012 habe ich hier und da in dieser Biegung beim Überholen schon mal eher gezuckt. Ich denke aber nicht, dass mich der Gedanke an den Unfall noch belasten wird. Das ist verjährt.»

Sie fuhren lange Zeit in der Sportwagen-Szene, wechselten dann aber in die DTM. Sehen Sie sich mittelfristig vielleicht doch wieder in Vollzeit auf der Langstrecke?

«In der DTM ist jetzt der Moment des Scheideweges gekommen. Wo wird die Reise hingehen? Die Meisterschaft kann aufblühen. Das hoffen wir natürlich. Es kann aber auch in die andere Richtung gehen. Und dann muss ich mich zwangsläufig anderweitig orientieren. Noch bin ich nicht zu alt, aber ich bin auch nicht mehr der allerjüngste Fahrer. Mit Mitte 30 habe ich jedoch noch ein paar gute Jahre vor mir. Ich habe immer gesagt, dass ich mich im Langstreckensport wohlfühle. Ganz speziell in Amerika. Und da kann ich mir Vieles vorstellen. Aber das muss sich ergeben. Der Fokus ist bei mir Audi und DTM bzw. die Langstrecke mit Corvette. Und das ist eine geile Kombination. Mal sehen, wie die nächstes Jahr aussehen wird. Aber generell würde ich schon gerne mehr Langstreckenrennen fahren. Und das werde ich auch hier wieder merken. Ich fahre die 24 Stunden von Le Mans wieder mit einem GT-Auto. Also genau so, wie ich mal angefangen habe. Von daher ist das ein wenig auch 'back to the roots'. Meine Liebe zu Le Mans ist nie erloschen.»

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