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24h Le Mans: Vorschau auf die privaten LMP1-Vertreter

Von Martina Müller
Der Rebellion R13 könnte bei den 24h von Le Mans abstauben, falls Toyota Probleme bekommt

Der Rebellion R13 könnte bei den 24h von Le Mans abstauben, falls Toyota Probleme bekommt

Bei den 24 Stunden von Le Mans treten 2018 wieder 60 Fahrzeuge an. In der Königsklasse kämpfen acht private LMP1 gegen die beiden Hybrid-Renner von Toyota. Was können Rebellion, Ginetta und BR/Dallara erreichen?

David gegen Goliath, oder kleiner Konstrukteur gegen übermächtigen Hersteller. Das hat schon immer einen gewissen Reiz bei den 24 Stunden von Le Mans ausgeübt. In einer vergleichbaren Situation befindet sich die LMP1-Klasse im Jahre 2018. Auf dem Papier ist die Ausgangslage klar: Toyota ist eigentlich in allen nur denkbar möglichen Bereichen der privaten Konkurrenz von Oreca (Rebellion), Ginetta, BR (Dallara) und ENSO CLM überlegen. Aber dennoch könnte einer der Privatwagen als der ganze große Gewinner nach Hause fahren. Denn bislang strauchelte Toyota in Le Mans regelmäßig. Ganz klar: Eine so gute Chance auf den prestigeträchtigen Le-Mans-Triumph gab es für ein Privatteam letztmals 2005/2006, als Pescarolo Sport gegen die Audi R8/R10 fuhr. Ab 2007 waren immer mindestens zwei Großserienhersteller in der LMP1-Klasse mit von der Partie.

Den bislang besten Eindruck als Toyota-Verfolger hinterließ das Rebellion Team. Die Mannschaft von Alexandre Pesci hat sich bei Oreca mit dem Rebellion R13 ein neues LMP1-Fahrzeug bauen lassen. Dieses ist eine Ableitung des Oreca 07 aus der LMP2-Klasse und auch des R-One, mit dem Rebellion zwischen 2014 und 2016 in der LMP1-Kategorie auflief. Das Oreca-Baukasten-Prinzip könnte sich als der große Erfolgsfaktor herausstellen. Denn eine Vielzahl der im R13 verwendeten Teile sind bereits im Wettbewerb erprobt. Bei einem Rennen, das (falls Toyota scheitert) über die Zuverlässigkeit entschieden wird, ist das nicht die schlechteste Voraussetzung.

Bei der Besetzung der beiden Cockpits hat Rebellion eine andere Strategie verfolgt. Mit Neel Jani/André Lotterer/Bruno Senna sowie Gustavo Menezes/Mathias Beche/Thomas Laurent sind absolute Hochkaräter verpflichtet worden. Sowohl beim Saisonauftakt der FIA WEC in Spa-Francorchamps als auch beim Vortest in Le Mans kam Rebellion den Toyota am nächsten. Nachholbedarf besteht aber noch bei den Boxenstopps. Da hatte das angloschweizer Team in Belgien den ein oder anderen Patzer im Ablauf. Regelmäßig gingen einige Sekunden verloren, weil die Crew noch nicht fertig war, als das Auto schon nachgetankt hätte losfahren können. Dazu kam, dass es immer etwas Zeit brauchte, bis der Motor angeworfen war.

Auch die beiden BR1 von SMP Racing präsentierten sich bislang stark. Die Wagen wurden vom russischen Finanzier Boris Rotenberg bei Dallara in Auftrag gegeben. Beim Le-Mans-Vortest vor Wochenfrist lagen die Boliden nur gut zweieinhalb Sekunden hinter der Spitze. Durch den heftigen Überschlag von Youngster Matevos Isaakyan in Spa-Francorchamps musste die Front-Areo am Low-Downforce-Kit für Le Mans jedoch leicht modifiziert werden. Das kostete etwas an Performanceq. Isaakyan teilt sich einen BR1 mit Stéphane Sarrazin und Egor Orudzhev. Im zweiten SMP-Auto sitzen die Routiniers Mikhail Aleshin, Vitaly Petrov und Jenson Button. Schwachstelle könnte der im Heck verbaute V6-Turbomotor von AER werden. Der hat seit seiner Entstehung selten mit Durchhaltevermögen geglänzt.

Auf einen anderen Antrieb setzt das Kundenteam DragonSpeed. Wie Rebellion ließ auch die Mannschaft von Elton Julian den Gibson 4.5L-V8-Sauger verbauen. Der weiß-blaue BR1 hatte einen schlechten Start in die Saison Pietro Fittipaldi verunfallte in Spa-Francorchamps ausgangs der Eau Rouge massiv. Beim Vortest kam das Fahrertrio Ben Hanley, Henrik Hedman und Renger van der Zande nicht über einen Rückstand von 7,885 Sekunden hinaus. Jedoch dürfte zur Qualifikation hin noch eine ordentliche Verbesserung möglich sein. Denn das Team nutzte den Testtag als besseren Shakedown des neu aufgebauten Chassis und hatte noch nicht wirklich Setup-Arbeit geleistet.

Das Ende des LMP1-Feldes werden wohl die beiden Ginetta bilden, die von Charles Robertson/Mike Simpson/Léo Roussel und Oliver Rowland/Alex Brundle/Oliver Turvey pilotiert werden. Das 6h-Rennen in Spa-Francorchamps mussten die G60-LT-P1 aufgrund eines finanziellen Engpasses auslassen. Das beeinträchtigte die Vorbereitung auf Le Mans natürlich sehr. Inwiefern der aus der Formel 2 abgeleitete Mecachrome V6-Turbomotor die 24-Stunden-Distanz problemfrei übersteht, muss sich auch noch herausstellen. Eine Zielankunft dürfte für die beiden Ginetta schon einen großen Erfolg darstellen.

In einer gesonderten Vorschau blickt SPEEDWEEK.com auf den einzigen in Deutschland beheimateten LMP1 - den ENSO CLM vom ByKolles Racing Team.

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