Von Jägern und Gejagten
Ehre, wem Ehre gebürt
Das Duell zwischen Audi und Peugeot fand dann doch statt. Wenn auch anders, als wir uns alle erhofft haben. Aber wann im Leben tritt schon mal alles so ein wie erhofft? Erhofft hatten wir uns einen Kampf gleichstarker Gegner, am besten bis zur letzten Runde.
Daraus wurde nichts. Stattdessen gab es zu Beginn den Jäger Audi und die Gejagten Peugeot. Später im Rennen wurden die Rollen getauscht. Plötzlich waren die Audi die Gejagten, während der letzte verbliebende Peugeot mit einer Rekordrunde nach der anderen versuchte, das Unmögliche noch zu schaffen. Gereicht hätte es für Wurz/Davidson/Gené aus eigener Kraft wohl kaum, doch sie machten Minute um Minute ihres Rückstands wett und gaben somit Audi keine Luft zum Ausruhen. Aber auch auf diese Art war das Duell megaspannend und unterhielt die 240.000 Zuschauer prächtig. Bis sich die französischen Hoffnungen in Rauch auflösten.
Doch damit ist auch klar: Es war ein absolut verdienter Sieg von Audi! Sie haben es geschafft, ihr Limit über die 24 Stunden zu bringen. Peugeot hat es nicht geschafft! Und es ist nun in Le Mans nicht die Aufgabe 2, 15 oder 22 Stunden zu fahren, sondern 24. Audi hat diese Aufgabe am besten gelöst.
Wenn jemand nun behauptet, der neunte Audi-Sieg wäre reines Glück gewesen, so wäre das nicht nur unfair, sondern peinlich. Sicher war Peugeot schneller, aber eben nur solange sie fuhren. Und wenn Audi mit allen drei R15 den für die Ewigkeit geglaubten Distanzrekord verbessert, dann sollte man nicht von Glück sprechen, sondern sich vor der Leistung der neun Piloten und des gesamten Teams verneigen!
Beide Werke haben sich, vorbehaltlich endgültiger jährlicher Budget-Freigaben, langfristig zu Le Mans bekannt. Bleibt zu hoffen, dass der Peugeot-Vorstand die Bilder der rauchenden Autos schnell vergisst und sich mehr daran erinnert, wie viele Menschen auf der Welt sie mit der tollen Performance des 908 nicht nur 2010 begeistert hat.