24h Le Mans: Einblick in die Zukunft mit Wasserstoff
Der LMPH2G in einer der Boxen der Rennstrecke von Le Mans
Der Le-Mans-Veranstalter ACO (Automobile Club de l’Ouest) befindet sich derzeit in einer äußerst kniffligen Lage. Das für 2020 angedachte Nachfolge-Reglement für die LMP1-Klasse will einfach nicht zünden. Bislang hat sich noch kein großer Automobilhersteller zu einem zukünftigen Engagement in der großen Prototypen-Kategorie bekannt. Als Folge wurden die Regeln zuletzt komplett aufgeweicht und auch der Start von überarbeiteten Straßenautos propagiert. Während sich die Sportwagen-Welt wundert, wie dieser Mischmasch sportlich funktionieren soll, blickt der stolze französische Automobil Club aber schon auf den nächsten Regelzyklus, welcher ab dem Jahre 2024 in Kraft treten soll.
Dann bekommt der Prototypen-Sport den nächsten grünen Anstrich, indem auch Fahrzeuge mit Wasserstoff-Antrieb zugelassen werden. Ziel ist es, diese Boliden auf ein Performance-Niveau zu heben, damit sie ebenfalls um den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans mitkämpfen können. Dies macht die Einstufung der verschiedenen Fahrzeuge an der Spitze des Feldes natürlich nochmals erheblich schwieriger, als sie ab 2020 ohnehin sein wird.
Wie die glorreiche Wasserstoff-Zukunft in Le Mans aussehen könnte, hat sich in diesen Tagen etwas konkretisiert, als der LMPH2G zu einigen Demo-Runden auf den Circuit Bugatti ausrückte. Dieses Fahrzeug entstand aus einer Kooperation zwischen dem ACO und der französisch-schweizer Firma GreenGT, die bereits seit einiger Zeit an motorsportlichen Wasserstoff-Projekten arbeitet.
Der LMPH2G basiert auf einem Kohlefaser-Chassis von LMP3-Konstrukteur Adess. In seiner aktuellen Form leistet der Wagen schon bis zu 650 PS. Die Power wird über vier Elektromotoren auf die Hinterachse gebracht. Die elektrische Energie entsteht in einer Brennstoffzelle, die den mitgeführten Wasserstoff mit Sauerstoff zusammenbringt.
Im Tank des LMPH2G können maximal 8,6 Kilogramm Wasserstoff gespeichert werden. Dieser steht unter einem Druck von circa 700 bar. Das Ganze soll aber bereits Stintlängen ermöglichen, die mit den aktuellen LMP vergleichbar sind. Das Nachtanken ist aktuell jedoch noch mit circa drei Minuten taxiert. Das Gewicht des Rennwagens beläuft sich auf satte 1420 Kilogramm, wobei 40 Prozent auf die Vorderachse und 60 Prozent auf die Hinterachse drücken. Gewichtsreduzierungen stehen im Lastenheft des Projekts jedoch sehr weit oben. Insgesamt schafft der LMPH2G eine Spitzengeschwindigkeit von 300 km/h. Der Sprint von Null auf einhundert km/h gelingt in 3,4 Sekunden.
Der Weg vom LMPH2G hin zu den Boliden, die ab 2024 bei den 24 Stunden von Le Mans antreten, ist natürlich noch sehr lange. Etliche Entwicklungssprünge werden zu bewältigen sein, bis ein adäquates Rennfahrzeug entstanden ist. Doch schon in diesem Jahr soll sich der LMPH2G (außer Konkurrenz) im Wettbewerb beweisen, da Starts im Le Mans Cup (im Rahmenprogramm der European Le Mans Series) angedacht sind.