Wasserstoff-Auto für Le Mans mit Einsatz in Portimão
Der LMPH2G wurde in Portimão in der Boxengasse nachgetankt
Beim Le-Mans-Veranstalter ACO (Automobile Club de l'Ouest) gehen die Blicke bekanntlich ja immer gerne in Richtung Zukunft. Im kommenden Herbst startet das neue Hypercar-Reglement, welches die LMP1-Klasse ablöst. Diese Boliden werden im Juni 2021 erstmals beim Klassiker in Westfrankreich mit dabei sein. Doch der französische Club denkt schon weiter. Ab 2024 wird eine eigene Wasserstoff-Kategorie eingeführt. Und die soll dann gleich schon mit um den Gesamtsieg fahren. Wie dies BoP-technisch bewerkstelligt werden soll, steht aber auf einem anderen Blatt.
Um für die Wasserstoff-Zukunft gerüstet zu sein, hat sich der ACO mit der Firma GreenGT zusammengetan. Unter dem Motto MissionH24 wurde der LMPH2G entwickelt. Dieses Fahrzeug basiert auf einem Kohlefaser-Chassis von LMP3-Konstrukteur Adess. In seiner aktuellen Form leistet der Wagen bis zu 650 PS. Die Power wird über vier Elektromotoren auf die Hinterachse gebracht. Die elektrische Energie entsteht in einer Brennstoffzelle, die den mitgeführten Wasserstoff mit Sauerstoff zusammenbringt.
Nach diversen Einzeltestfahren ging der LMPH2G beim Rennwochenende der ELMS (European Le Mans Series) in Spa-Francorchamps erstmals auch gemeinsam mit Wettbewerbern auf die Strecke. Dies geschah beim freien Training des Le Mans Cups, der ELMS-Rahmenrennserie für LMP3 und GT3. Damals fand das Nachtanken des Wasserstoffs jedoch noch im Fahrerlager statt.
Das Programm wird am aktuellen Wochenende in Portimão nun fortgesetzt. Und im Gegensatz zum Auftritt in Belgien wurde der LMPH2G diesmal sogar in der Boxengasse (besser gesagt, vor der Anfahrt zu den ersten Boxen) platziert. Damit kann das Arbeiten unter Rennbedingungen natürlich viel besser nachgestellt und einstudiert werden.
Am Steuer des LMPH2G sitzen in Portimão wieder die beiden Franzosen Norman Nato und Olivier Lombard, die bereits in Spa-Francorchamps Gas gaben. Bislang wurden auf der 4,653 Kilometer langen Strecke an der Algarve insgesamt elf Runden abgespult. Die Bestzeit des LMPH2G verbuchte Nato mit 1:53,966 Minuten.
Dieser Wert muss natürlich im Vergleich zu den anderen Klassen gesehen werden. Die LMP3-Bestzeit ging im Le Mans Cup mit 1:41,438 Minuten an einen Norma M30. Der schnellste GT3 erreichte 1:43,549 Minuten. Dabei handelte es sich um einen Mercedes-AMG GT3 vom deutschen Team SPS Automotive Performance. Mit dem Oreca 07 von Cool Racing schaffte der beste LMP2 (aus der ELMS) bereits eine Zeit von 1:32,105 Minuten und war damit über 20 Sekunden schneller als der LMPH2G.
Auch der Blick auf den Top-Speed ist interessant. Die LMP2 (ELMS) kamen auf maximal 304,2 km/h, die LMP3 des Le Mans Cups erreichten 272 km/h, die GT3 268,7 km/h und der LMPH2G 240 km/h. Bis der Wasserstoff-Renner auf ein Niveau kommt, um bei den 24h von Le Mans tatsächlich um den Gesamtsieg zu kämpfen, wird also noch viel Wasser die französische Sarthe herunter fließen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist aber gemacht.