24h Le Mans: Erinnerungen an Allan Simonsen
Allan Simonsen
GT-Ass, Motorsport-Globetrotter, Charismatiker: Für Allan Simonsen, der am Samstagnachmittag bei einem Unfall in Le Mans im Werks-Aston Martin Vantage sein Leben verlor, gibt es viele zutreffende Bezeichnungen. Der Däne gehörte vielleicht zu den am meisten unterschätzten GT-Rennfahrern. Unglaublich schnell auf allem, was vier Räder hat, dazu ein toller und überall im Fahrerlager beliebter Charakter, einfach ein feiner Kerl. Simonsen war nicht nur humorvoll, unkompliziert und grossartiger Teamplayer sondern machte aus seinem Herzen nie eine Mördergrube.
Simonsen war kein grosser Redner. Aber was er sagte, hatte immer Substanz. Mit markanter Stimme bekam man immer eine markige und zutiefst ehrliche Antwort, Kraftausdrücke inklusive. Simonsen fuhr alles und überall, jederzeit. Der 34-Jährige, der seit einigen Jahren in Monaco lebte, war im Schnitt knapp 40 Wochenende im Jahr unterwegs. In ganz Europa, und in seiner grossen Liebe, in Australien. Britische GT-Meisterschaft, Le Mans Series, Australische GT-Meisterschaft und V8- Supercar, dazu durfte es auch gerne mal eine Rallye in seiner dänischen Heimat oder in Australien sein.
Seine motorsportlichen Anfänge machte Simonsen im Formelsport in seiner Heimat, bevor es ihn nach England zog. Nachdem sich kein Budget für eine Formelkarriere mehr auftrieben liess, wechselte er in den GT-Sport und wurde zu einem der schnellste GT-Piloten, wenn ihm auch der richtige internationale Durchbruch nie gelang.
In diesem Jahr startete Simonsen für Aston Martin Racing in der Sportwagen-WM, dazu in der britischen GT-Meisterschaft und im ADAC GT Masters bei seinem Langzeit-Team Farnbacher Racing, mit dem ihm wie mit so vielen im Fahrerlager eine lange und tiefe Freundschaft verband. Im GT-Sport fuhr Simonsen für Werks- oder werksunterstützte Team etwa bei Aston Martin oder Audi, aber auch oft gemeinsam mit Gentlemenfahrern. «Die Einsätze mit Amateurfahrern machen mir immer viel Spass», grinste mich Simonsen noch kürzlich entwaffnend ehrlich an und klopfte sich dabei aufs Portmonee.
Simonsen strotzte vor Stolz über seine im vergangenen Jahr geborene Tochter Mie-Mai, die bei seiner langjährigen Lebensgefährtin Carina in Dänemark lebt. Noch am Donnerstag erzählte Simonsen freudestrahlend von seinen Plänen in diesem Jahr und freute sich diebisch auf drei geplante Einsätze in der australischen V8-Supercar-Meisterschaft.
Am Freitagabend genoss er es, sich im Dänen-Camp an der Strecke von seinen Landleuten für die Pole Position in der GTE-Am-Klasse feiern zu lassen. Keine 24h später liess er in Führung liegend bei seiner grössten Leidenschaft sein Leben in der Tertre Rouge.