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Proton: Wie bringt man einen Hollywood-Star unter?

Von Oliver Runschke
Dempsey-Mania bei Proton Competition: US-Schauspieler Patrick Dempsey erlebte bei den 24h von Le Mans einen schwäbischen Kulturschock.

Das Fahrerlager in Le Mans ist ein Ort, an den nicht jeder Fan kommt. Der Zugang ist Fahrern, Teammitgliedern, Journalisten und den unvermeidbaren Vips vorbehalten. Dazu kommt ein Haufen von Personen, bei denen man sich immer fragt, welchen Torwächter sie wohl bestochen haben. Der limitierte Zugang verhinderte nicht, dass vor dem Zelt von Proton Competition zu jeder Tag- und Nachtzeit Grüppchen meist weiblicher Fans auf der Lauer lagen, um einen Blick auf US-Schauspieler Patrick Dempsey zu werfen. Der Mime hatte sich bei dem einzigen deutschen Privatteam in der Sportwagen-WM und bei den 24h von Le Mans einen Porsche 911 GT3 RSR gemietet. Verblüffend: Während sich für den Star einer Ärzteserie («Grey´s Anatomy») in den USA bei Grand-Am oder ALMS-Läufen kaum eine Seele interessiert und sich Dempsey dort frei im Fahrerlager bewegen kann, wird er in Europa wie ein Popstar verehrt.

Wie bringt man denn einen Hollywoodstar im Team unter? «Patrick ist total pflegeleicht, er macht keinen Unterschied zu einem anderen Rennfahrer, ist nett und unkompliziert», sagt Proton Competition-Teamchef Christian Ried im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er hat allerdings stets ziemlich viele Personen im Schlepptau, dass macht es teilweise nicht gerade einfach.»

Enormer Medienandrang bei Proton

Wer an diesem Wochenende zu Proton ins Zelt wollte, musste sich erst einmal mit einem Türsteher herumschlagen. Security verwehrte den Einlass zum Teamzelt und zur Box. «Es geht leider nicht anders», sagt Ried, der auch im Vorfeld nicht mit einem so grossen Rummel gerechnet hatte. «Wir werden ansonsten komplett überrannt. Schon jetzt ist es nicht gerade einfach mit so vielen Kamerateams in der Box.»

Das grosse Medieninteresse führte auch in der Boxengasse zu skurrilen Szenen. «Als ich nach meinen zweiten Stint das Auto an Patrick übergeben habe, sind wir von Fotografen komplett überrannt worden», sagte Porsche-Werksfahrer Patrick Long, der sich den Porsche 911 GT3 RSR mit Dempsey und Joe Foster teilte. «Unsere Mechaniker hatten überhaupt keinen Platz mehr um die Reifen zu wechseln. Da habe ich die Fotografen erst einmal zurückgedrängt. Ich habe mich etwas gefühlt wie ein Quarterback beim Football».

Schwäbische Küche für Dempsey

Eine Extra-Wurst wurde Dempsey bei Proton nicht gebraten. «Patrick hat mir vor dem Rennen gesagt, das Wichtigste ist ihm ein gutes Auto zu haben. Auf sämtlichen Schnick-Schnack kann er gut verzichten», so Ried. «Das einzige, was wir geändert haben, ist das Design unseres zweiten Porsche von unserer Hausfarbe blau auf silber. Patrick wollte in Silber gefahren und da haben wir es angeglichen, damit es einheitlich aussieht. Sonderwünsche gibt es keine. Er verbringt seine Zeit im Teamzelt und isst gemeinsam mit dem Team Maultaschen und Linsen und Spätzle.»

Interview gab Dempsey in Le Mans keine, das hatte der Le-Mans-Veranstalter ACO bereits drei Wochen vor dem Rennen verkündet. «Patrick hat hier permanent drei Kamera-Teams um sich, dazu Verpflichtungen beim Veranstalter und muss auch noch ein Rennen fahren. Da kann ich gut nachvollziehen, wenn er keine Interviews gibt», so Ried.

Platz vier macht Lust auf mehr

Im Rennen lief es für das US-Trio Dempsey, Long und Foster gut, der Porsche kam problemlos über die Distanz und verpasste nach 24h das Podium in der GTE-Am-Klasse für Privatteam nur um 90 Sekunden.

Hat die Kooperation zwischen Proton und Dempsey eine Zukunft? Ried: «Patrick hat mich bereits vor Le Mans gefragt, ob wir uns weitere Einsätze mit ihm vorstellen können. Wir wollten aber erst einmal das Rennwochenende abwarten, bevor wir mit ihm über die Zukunft sprechen, schliesslich muss er auch erst einmal Zeit haben, den schwäbischen Kulturschock bei uns zu verarbeiten».

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