Mission 2014: Porsche in Le Mans zu alter Gloria?
Porsche blieb dem Marathon 16 Jahre lang fern, Audi war in jüngster Vergangenheit sehr präsent. Dennoch: Der Le Mans Mythos heißt Porsche.
Es ist ja nicht so, dass Audi keinen Ankratz hätte an der Sarthe. Keineswegs. Aber an der Le Mans-Strecke, da gibt es einen Dunlop- Bogen, und der hat so seine Tradition. Und da gibt es eine Porsche-Kurve, die hat einen Ruf und einen ganz schönen noch dazu. Sogar eine Ford-Kurve gibt es, obwohl die Amis dort gerade mal vier Mal zwischen 1966 und 1969 mit dem GT 40 gewannen. Da kann auch ein Dorfplatz in Saint-Saturnin, nördlich von Le Mans, nach seiner Umtaufe auf Place Dr. Ullrich - dem höchst erfolgreichen Audi-Sportchef - nicht mithalten. Obwohl Audi ja eigentlich schon seit Jahren propagiert, dass Le Mans die Heimat des quattro sei. Wie er halt so seine Heimat auch an anderen Rennstrecken in der Welt oder an Skipisten allenthalben hat, der Audi. Aber eine Kurve hat er noch nicht
Porsche-Treffen, Porsche-Festival, Porsche-Erinnerung
Sie hat schon was, die Porsche-Manie, auch bei unseren Nachbarn von der Insel, die immer rund 40 Prozent der Le Mans Zuschauer stellen. Und weil sie so schön viele sind und ordentlich viel Bier und Wein und anderes verzehren, organisiert die Gemeinde Saint-Saturnin, mit besagtem Ullrich-Platz, alljährlich ein Classic British Welcome. So auch am 13. Juni dieses Jahres, und das Motto lautet - nicht wie man annehmen könnte - Bentley, Morgan, MG, Ginetta, Lotus oder Threewheeler der merkwürdigsten Konstrukteure – nein, es heißt Porsche.
Auf den allenthalben ausgehängten Werbeplakaten sieht man vom 356 bis zum 917 K und diversen anderen Rennwagen nichts als Porsche. Und lesen kann man, dass der Ehrengast dieser Eintritts- und Parkgebühren-freien Veranstaltung ein gewisser Jürgen Barth sein wird: «Ich trage hier Bart, um nicht zu sehr meinem auch hier noch gut bekannten Vater zu ähneln». Weißhaarig kann man ihn auch anderswo erleben, den Sieger von 1977, der sich damals einen Porsche 936 mit Hurley Haywood und Jackie Ickx teilte.
Vom Fahrerlager ins Museum
Schlendert man durch das Fahrerlager, dann erkennt man manche der bewährten Porsche-Soldaten aus großer Vergangenheit, auferstanden nach 16-jährigem Le Mans-Schlaf: Roland Kussmaul, der 911-Guru, erscheint endlich wieder in Werksuniform. Herbert Linge doziert Weisheiten. Natürlich auch Norbert Singer - heute zwar in Diensten des ACO und Ehrenbürger von Le Mans. Der bewährte Doc ist da. Der die sogenannte Schwarzwaldklinik hinter den Boxen betrieb und wieder betreibt, und mehr. Überlebende eines Mythos.
Am Abend vor dem ersten Training fand im berühmten Museum der 24 h eine Abendveranstaltung statt – Thema: Erinnerung an Porsche. Jürgen Barth berichtete von seinem ersten Besuch in Le Mans als junger Schrauber anno 1969, Norbert Singer lieferte seine beste Erinnerung an Le Mans: «Es war 1982, wir kamen mit drei neuen Autos. Keiner gab uns eine Chance. Als wir heimfuhren hatten wir die Plätze eins, zwei und drei kassiert - mit den Wagen Nummer 1,2 und 3».
Fragte man herum unter den Besuchern des Museums, die eigentlich zur Ausstellung «Matra, Frankreich gewinnt an der Sarthe» gekommen waren, dann erinnerte sich kaum ein Mensch an die drei Matra-Siege von 1972 bis 1974 – aber fast jeder wusste von Porsche. Entsprechend fielen die Kommentare aus. Die regionale Zeitung «Le Maine» befragte einige der Museums- Besucher und hörte oft Ähnliches: «Porsche sollte siegen – ich stehe auf deren GT und dem 919». Oder: «Webber mit dem Porsche ist an der Reihe».
Michel Aly, 62, aus Bordeaux wird abschließend mit den Worten zitiert: «Porsche müsste siegen, denn deren Prototypen haben uns die letzten Jahre sehr gefehlt». Dass zu Ehren der Zuffenhausener auch gleich eine Ausstellung mit dem Titel «Porsche Spirit of Le Mans» mit zehn Fahrzeugen mitten im Le Mans- Renngelände aufgebaut wurde, erscheint nahezu selbstverständlich: der 917 von Derek Bell anno 1971 ist dort ebenso zu bewundern wie der 936 von Jacky Ickx aus dem Jahre 1976. Das Allerbeste aber: Eintritt frei!