Le Mans: Audi - Das wenigste Pech gehabt
Um 6:58 Uhr schien der Traum vom dritten Le-Mans-Sieg von André Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Tréluyer geplatzt. Fässler brachte den Audi R18 e-tron quattro in Führung liegend an die Box, der Turbolader am V6-Diesel musste getauscht werden. 23 Minuten und damit fünf Runden gingen verloren, ehe Fässler die Fahrt fortsetzen konnte. «Ich konnte es nicht glauben, dass der Turbolader getauscht wurden musste, das ist ein Teil, das nie kaputtgeht», wunderte sich Lotterer.
Über das Turboproblem wunderte sich nicht nur Lotterer sondern auch Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich. «Das Problem mit dem Turbolader hat uns sehr überrascht, denn wir fahren diesen Motor im dritten Jahr, wenn jetzt auch mit etwas mehr Hubraum, und hatten noch nie ein Problem mit dem Turbo. Nach dem ersten Schaden haben wir den Lader analysiert und sofort gesehen, was passiert ist. Dieses Problem hat uns sehr überrascht.»
Den Lader musste Audi auch am Schwesterauto tauschen, überhaupt hatte Audi in diesem Jahr ungewöhnlich viele technische Probleme. Nicht nur die beiden Lader mussten getauscht werden, am R18 von Kristensen/Di Grassi/Gené wurden auch die Einspritzdüsen gewechselt, was die #1 zusammen mit dem Laderwechsel den Sieg kostete.
Der Lotterer/Fässler/Treluyer-Audi rutschte durch den Laderwechsel am frühen Sonntag auf Rang drei ab. Lotterer: «Die Arbeit der Mechaniker hat mich motiviert, als ich dann das Auto von Marcel übernommen habe, habe ich voll attackiert. Man weiss nie, was in Le Mans noch passiert.» Lotterer holte mit einem grandiosen Vierfachstint auf den führenden Porsche auf, schon in der Nacht beeindruckte Marcel Fässler mit starker Fahrt. Fässler: «Wir haben Toyota in der Nacht viel Druck gemacht und so viel Gas gegeben, wie nur möglich. Das war nicht einfach, denn man musste auch immer etwas nach dem Spritverbrauch schauen und aufpassen, im Fenster zu bleiben.»
Ohne die Probleme des führenden Toyota von Wurz/Nakajima/Sarrazin wäre es mit dem 13. Le Mans-Sieg von Audi allerdings schwer geworden. Ullrich: «Es war unmöglich dem Toyota zu folgen, erst in der Nacht konnten wir annähernd die gleichen Rundenzeiten gehen, doch da lag der Toyota schon weit in Führung. Es war aber nicht das erste Mal, dass wir nicht das schnellste Auto hatten und sind mit einer entsprechenden Strategie ins Rennen gegangen.»
«Es war ein bisschen wie 2011 gegen Peugeot», erinnert sich Tréluyer. «Damals hatten wir auch nicht das schnellste Auto. Wir haben darauf hingearbeitet am Sonntagmorgen noch ein gutes Auto zu haben um dann anzugreifen und noch etwas Glück zu haben. Die Taktik ist aufgegangen.»
Lotterer fasst seinen dritten Le-Mans-Sieg so zusammen: «Wir hatten am wenigsten Pech und am Ende ist alles gut gegangen.»