Toyota in Le Mans: «Sicher nicht die Schnellsten»
Toyota setzt in Le Mans auf klassische Langstreckentugenden
Welch ein Unterschied zwölf Monate machen können. Im vergangenen Jahr schien es, nichts und niemand könne Toyota in Le Mans stoppen, so überlegen waren die TS040. Doch dann scheiterte Toyota an der Technik und wurde wieder einmal nur Zweiter. Aus der Überlegenheit der Saison 2014 ist mittlerweile ein gehöriger Rückstand geworden. Das wurde in Spa offensichtlich, das zeigte sich auch am Le Mans Testtag. Für Le Mans gibt sich Toyota keinen Illusionen hin.
«Wir werden bei den 24h nicht die Schnellsten sein, sagt Toyota-Technikchef Pascal Vasselon. «Wir werden näher an der Konkurrenz liegen als in Spa, aber wir gehen nicht davon aus, die Schnellsten zu sein. Wir setzten auf eine andere Strategie und auf die klassischen Langstreckentugenden: Zuverlässigkeit, richtige Reifenwahl, gute Boxenstopps. Wenn man im Rennen in jeder Runde eine Sekunden verliert, summiert sich das auf einen Rückstand von mehr als sechs Minuten über die Renndistanz. Der Sieger-Audi aus dem vergangenen Jahr stand allerdings 25 Minuten lang für Reparaturen in der Box. Audi hätte also ohne Probleme mit der Zuverlässigkeit mehr als drei Sekunden in jeder Runde langsamer sein können und hätte dennoch gewonnen.»
Doch wie konnte Toyota so abstürzen und in die Situation kommen, aus der Defensive zu reagieren? Vasselon: «Wir wußten, dass wir unseren Vorsprung aus dem vergangenen Jahr irgendwann los sind, wir wußten nur nicht wann das passiert. Wir haben nun einmal geringere Ressourcen als unsere Gegner, in einer Klasse, die ein Schaukasten von Hoch-Technologie ist. Wir wussten, dass der Tag kommt, an dem die Konkurrenz uns einholt.»
«Im Winter dachten wir, dass unser derzeitiges Technikpaket für eine weitere Saison sehr wettbewerbsfähig ist, denn wir haben gute Fortschritte gemacht. Schon beim ersten Tag waren wir mit dem neuen Auto 2,5 Sekunden schneller. Überall, wo wir getestet haben, in Le Castellet oder in Aragon, hat sich das bestätigt. Auch in Silverstone waren wir beim ersten Rennen 2,5 Sekunden schneller als im Jahr zuvor und in Spa haben wir einen Sprung von drei Sekunden gemacht. Der Sprung ist sehr gross. Wir waren zufrieden mit unseren Fortschritten. Doch nun sprechen wir davon, dass die Klasse regelrecht explodiert ist und die Konkurrenz Sprünge von vier Sekunden gemacht hat. Es ist fantastisch, dieses hohe Entwicklungstempo ist aber auch sehr erschreckend.»