40 Jahre und kein bisschen langsam: Allan McNish
Sein Blick ist immer nach vorn: Allan McNish
Er ist schnell, sehr schnell. Dazu aggressiv und ehrgeizig. Und wird heute 40: [*Person Allan McNish*]. Kaum jemand ist in der Lage, während eines Langstreckenrennens das Rennauto über die komplette Distanz dermassen nah am Limit zu bewegen wie der kleine Schotte. In Sebring im letzten März demoralisierte er die Crew von Peugeot, als er das bis dahin ausgeglichene Duell mit einem phänomenalen Schluss-Stint für Audi entschied. «Wir haben heute nicht gegen Audi, sondern gegen McNish verloren» sprachen sich die damals sichtlich angefressenen Franzosen selbst Mut zu.
Keiner überrundet auf der Langstrecke so aggressiv wie der Franzose. Er ist die Messlatte vom Renntempo im Team von Audi, auch wenn sein langjähriger Partner Tom Kristensen der insgesamt erfolgreichere Pilot ist. Mike Rockenfeller sagte nach seinem ersten Stint in Le Mans 2009, als er nur wenige Sekunden hinter McNish den R15 an der Box übergab: «So lange dicht hinter Allan zu bleiben, bedeutet mir schon was»
McNish ist, obwohl vorbildlicher Teamplayer, immer motiviert bis in die Haarspitzen, zweite Ränge bedeuten ihm nichts. Als ich ihn in Road Atlanta nach dem Qualifying fragte, ob er wegen des überraschend grossen Abstands zu Peugeot besonders enttäuscht sei, meinte er nur: «Es spielt keine Rolle, ob die eine Sekunde oder ein Zehntel zu langsam bist, wenn du zu langsam bist, bist du zu langsam!» Im Rennen bewies er mit zwei Drehern unter schwierigen Bedingungen, dass er auch nur ein Mensch ist. Dass er die ausschliesslich auf seine Kappe nahm und keine Ausreden suchte, macht ihn nur noch mehr sympathisch. Nicht nur beim Team!
Zwei Siege konnte er in Le Mans einfahren, 1998 für Porsche und zehn Jahre später für Audi. Dazu steht er in den Siegerlisten aller grossen Langstrecken-Klassiker, egal ob Sebring, Nürburgring, Silverstone oder dem «Petit Le Mans». Nur in der Formel 1 blieb ihm der grosse Durchbruch verwehrt.
In einem Fachforum wählten ihn Fans kürzlich in einer inoffiziellen Abstimmung zum besten Langstrecken-Fahrer des Jahrzehntes. Der in Monaco lebende nur 58kg wiegende Schotte ist auch neben der Piste ein hervorragender Botschafter, nicht nur für seinen Arbeitgeber Audi, sondern auch für den Motorsport allgemein. Er ist Präsident des «Scottish Motor Racing Club» und unterstützt auch die berühmte« Jim Russel Racing School»