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Le Mans: Sturheit und Wucherpreise

Kolumne von Günther Wiesinger
Nicky Hayden in Le Mans: die Idylle täuscht

Nicky Hayden in Le Mans: die Idylle täuscht

Der Motorrad-GP in Le Mans ist für die Fans nicht sonderlich attraktiv. Die deutschsprachigen Fans sind in Mugello oder Misano besser aufgehoben.
Le Mans kann man mögen. Oder auch nicht. Der Circuit Bugatti und die ganze Gegend an der Sarthe haben durchaus ihren Charme, vor allem, wenn man ein Stück aufs Land rausfährt. Ein Paradies für Pferde, sogar die Eltern des in Le Mans ansässigen Moto2-Pilot Louis Rossi betreiben eine Pferdezucht. Aber bei den Fahrern, Teammitgliedern ist Le Mans um diese Jahreszeit in erster Linie wegen seines Regen gefürchtet. Und grosse Teile der Stadt hinterlassen einen verwahrlosten Eindruck.
 


Als ich heute früh kurz vor 8 Uhr mit dem Peugeot-208-Leihwagen vom Hotel Mercure an die Strecke fuhr, zeigte der Bordcomputer 8 Grad Aussentemperatur an.

Man muss sich nicht wundern, wenn sich in Le Mans jene Funktionäre, die beim Aus- und Eingang zum Fahrerlager die Strichcodes auf den permanenten Ausweisen scannen, einen überdachten Standplatz eingerichtet haben. Keiner will sich drei Tage lang auf den Kopf regnen lassen.

Le Mans ist aussergewöhnlich. Als ich am Donnerstag gegen 17 Uhr Richtung Fahrerlager rollte, auf derselben Route wie in den letzten zehn Jahren, stand ich 500 Meter vor dem Paddock plötzlich vor einem Fahrverbotsschild. Also drehte ich um und versuchte die Anfahrt über eine Parallelstrasse. Mit durchschlagendem Erfolg. Auch Freitagfrüh kam ich auf dieser Strasse klaglos duch.

Heute früh stand dort ein Renault-Kleinbus mit zehn Polizisten, zum Aussteigen war es ihnen zu kalt, sie deuteten nur durch das geschlossene Fenster: heute Fahrverbot.

Also 5 km zurück, neuer Versuch auf der am Donnerstag gesperrt gewesenen Zufahrtsstrasse. Wunderbar, merci, heute war sie aufgesperrt. Wie es morgen aussieht, wissen die Götter.

Immerhin sind die Belästigungen durch betrunkene Fans am Abend beim Wegfahren aus dem Paddock geringer geworden. Weil die Fans früher gern ein bisschen über den Durst getrunken haben, darf jetzt offenbar kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden. Fotograf Waldemar Da Rin: «Selbst 6 km vom Fahrerlager entfernt, im Chinesen-Restaurant in einem Industriegebiet, habe ich am Freitagabend kein Feierabendbier bekommen.»

Der sture Aufpasser
Als ich am Donnerstag, Freitagfrüh und heute früh auf den üblichen P1-Parkplatz einbiegen wollte, wurde mir die Zufahrt verwehrt. 500 Meter weiter, dann links, liess mich der Parkwächter unmissverständlich wissen. Aber da stehen doch nur 30 Autos, für 500 weitere wäre Platz, sagte ich. Zweitens haben alle Autos, die dort parken, einen P1-Kleber – wie ich. Der gute Mann genoss seine Machtposition, stritt sich lieber mit jedem zweiten Parkplatzsuchenden, Hauptsache, sein Parkplatz bleibt vier Tage praktisch leer.

In solchen Augenblicken wächst das Verständnis für jene GP-Mitglieder, die im Fahrerlager übernachten. Sie ersparen sich diesen ganzen Ärger.

Die Nieto-Familie hat vor einigen Jahren die «GP Rooms» erfunden, das sind Lkw-Auflieger mit Räumlichkeeten in verschiedenen Grössen. Die Appartements beginnen bei kargen 10 Quadratmeter-Zimmern, das kostet 20.000 Euro für die Europa-Rennen. Dann gibt es Suiten, die 30.000 Euro für die Saison kosten – Marc Márquez leistet sich so eine.

Andere MotoGP-Fahrer lassen sich vom Belgier Paul Sannen komfortable amerikanische Motorhomes in den Paddock stellen – das kostet bis zu 55.000 Euro für die Europa-Saison. Die Fahrer müssen sich um nichts kümmern – ein Chaffeur kutschiert die Gefährte von Rennen zu Rennen, reinigt sie, füllt bei Bedarf den Kühlschrank auf und kümmert sich um die Technik. So ein Fahrzeug leistet sich auch Stefan Bradl – das LCR-Honda-Team beteiligt sich an den Kosten.

Im Untermietzimmer von Domi Aegerter herrscht Platzmangel. Ein Doppelbett am Boden, davor ein Flachbild-Fernseher, eine kleine Nasszelle mit Dusche. «Internet habe ich auch, ich kann mich hier vor den Trainings und Rennen umziehen und ausruhen», sagt Aegerter. «Teamkollege Randy wohnt jeweils im Hotel und zieht sich im Teamtruck um. Aber wenn ich ins Hotel gehe, brauche ich ein Leihauto, muss früher aufstehen und stehe womöglich im Stau. Mir ist dieses System lieber.»

Der Platz im Paddock reicht nicht
Jetzt dürfen nur noch die MotoGP-Piloten eigene Motorhomes im Fahrerlager haben; für die Fahrer der Moto3 und Moto2 gibt es 2013 erstmals Motorhome-Verbot – der Platz im Paddock reicht wegen der vielen Hospitalitys nicht mehr aus.

Das erhöht den Umsatz für die Hotels. Sie verdreifachen am GP-Wochenende die Preise. Ein Mini-Zimmer im Mercure kostet 189 Euro pro Nacht; es ist aber so winzig, dass für einen Schrank oder eine Ablage kein Platz ist. Den Koffer kann man auch nicht aufklappen.

SPEEDWEEK.com-Mitarbeiter Nereo Balanzin macht diesen Wucher nicht mit. «Ich fahre lieber in der Früh und am Abend eine Stunde mit dem Auto, dafür zahle ich nur 75 Euro pro Nacht», erzählte er.

Vom Parkplatz P1 stiefelt man nachher noch eine knappe halbe Stunde Richtung Media Centre. Und wenn man von hier auf dem schnellsten Weg in die Yamaha-Hospitality will, die Luftlinie 150 Meter entfernt ist, muss man den Ausweis dreimal scannen lassen.

Aber wir beklagen uns nicht. Es hat jetzt um 10 Uhr bereits 11 Grad. Und es hat seit einigen Stunden nicht geregnet. Der Regenschirm, die Regenjacke, die Kopfbedeckung und die Regenschuhe liegen aber griffbereit. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung.

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