Ratel: GT-Konvergenz war ein einziges Desaster
In der GT3-Klasse bleibt die Technik unverändert
Totgesagte leben länger: Nachdem die GT-Konvergenzgespräche über eine Neuordnung der GT-Klassen ab dem Jahr 2016 im Mai gescheitert sind, hat die GT3-Klasse wieder Rückenwind bekommen. Niemand ist darüber glücklicher als Stéphane Ratel, Promoter der Blancpain GT Serien, der die GT3-Klasse 2005 erfunden hat und sich stets vehement gegen die Neuordnung der GT-Klassen ausgesprochen hat. Ziel der GT-Konvergenzgespräche war ab 2016 die bisherige GTE-Klasse und GT3-Klasse durch zwei neue GT-Klasse unter dem Arbeitstitel «GT plus» und «GT» abzulösen, die auf einer gemeinsamen technischen Basis aufbauen sollten. Während sich ACO und FIA mit dem im GT-Sport vertretenen Herstellern darüber einig waren, wie zukünftig das Chassis auszusehen hat, scheiterten die Verhandlungen an der Frage, wie die Motoren kontrolliert und restriktiert werden sollten. Nach dem Scheitern der Verhandlungen ändert sich in den GT-Klassen vorerst wenig. Die GT3-Klasse, das «Baby» von Ratel bleibt auf absehbare Zeit technisch unverändert, in der GTE-Klasse ist allerdings für 2016 eine Änderung des Chassisreglements zu erwarten.
«Die GT-Konvergenzgespräche waren von Anfang an ein einziges Desaster und zum Scheitern verurteilt», erklärt Ratel im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Es war vollkommen unnötig, die sehr gut funktionierende GT3-Klasse in Frage zu stellen und ich denke, für den Sport ist es am besten, dass sich nichts ändert. Die GT-Konvergenzgespräche haben in den vergangenen zwei Jahren den GT3-Sport in seiner Entwicklung gelähmt. Nach dem Scheitern der Gespräche entwickeln plötzlich alle Hersteller wieder neue GT3-Autos. Lamborghini kommt im nächsten Jahr mit dem neuen Huracan, ich habe gehört dass BMW ein neues Auto entwickelt, Audi baut einen neuen R8 und Lexus kommt neu in die Klasse.»
Um die Zukunft der Klasse macht sich Ratel auf absehbare Zeit wenig Sorgen: «Die Hersteller sind gekommen um zu bleiben, haben ihre Geschäftsmodelle etabliert und Kundensportprogramme aufgebaut. Ich sehe keinen Hersteller, der die Klasse verlassen wird, ganz im Gegenteil, es kommen weiter neue Hersteller dazu. Ein Grossteil der Hersteller, die aktuell in der Klasse vertreten sind, entwickeln gerade neue Autos.»
Ein heiss diskutiertes Thema war in den vergangenen Jahren die Kostenexplosion in der GT3-Klasse. Kostspielige Updates der GT3-Fahrzeuge dürfen mittlerweile nur noch alle zwei Jahre gemacht werden, doch Preise für Neufahrzeuge liegen mittlerweile an der Marke von 400.000 Euro oder sogar darüber - für Kundensport fast schon astronomische Summen.
McLaren bietet den neuen 650S GT3 für rund 411.000 Euro an, der Bentley Continental GT3 liegt bei mehr als 450.000 Euro. Ratel sieht auf der Seite der Kosten aber keine Gefahr, auch wenn in den kommenden zwei Jahren viele Hersteller im GT3-Sport vor einem Modellwechsel stehen. «Ich sehe keine Gefahr, dass die Kosten weiter steigen und erwarte, dass der Sport in den kommenden Jahren nicht deutlich teurer wird. Audi hat mit versichert, dass der neue R8 nicht wesentlich teurer wird als das aktuelle Modell, bei anderen Herstellern ist es das Gleiche. Eine Ausnahme ist vielleicht Bentley, doch die sind ein Sonderfall und mussten aufgrund der aussergewöhnlichen technischen Basis auch ein sehr aufwendiges Auto bauen und das kostet nun einmal Geld. Auf der Seite der Kosten sehe ich für die Zukunft allerdings kein Problem.»