Jakub Smrz: «Mein Ziel ist der Showdown»
Jakub Smrz
Jakub, in sechs BSB-Läufen konntest du dich nur einmal in den Top-10 platzieren. Besonders für die für tschechischen Fans ist das eine Enttäuschung, denn sie haben von dir als ehemaligen Superbike-WM-Piloten Podiumsplätze erwartet.
«Sicher gab es noch keinen Grund zum Jubeln, das ist klar. Es gibt aber verschiedenen Ursachen dafür, warum es nicht optimal läuft. Der Teamwechsel kam viel zu spät. Wir absolvierten nur einige Testtage und das bei niedrigen Temperaturen und auf nassen Belag. Außerdem bin ich bisher mit Ducati gefahren, außer bei einigen Rennen mit Aprilia. Ich fahre jetzt eine Honda, mit völlig anderer Motorcharakteristik, anderem Chassis und ohne Elektronik. Dass ist meiner Meinung nach das Problem. Ich komme mit dem neuen Bike einfach noch nicht richtig zurecht. Ich bin viel zu aggressiv beim Anbremsen in langsame Kurven, das Hinterrad steigt ständig hoch.»
Zum Showdown fehlen dir 23 Punkten. Ist es möglich, diesen Rückstand aufzuholen?
«Sicher, in der Britischen Superbike-Meisterschaft sind die Leistungsunterschiede nicht so gravierend. Am Beginn der Saison haben wir im Team abgesprochen, dass ich erst richtig Gas gebe, wenn ich mich gut fühle. Mein Ziel ist der Showdown, also die Top-6.»
Wie schaut es mit den Finanzen aus?
«Unterstützung bekomme ich von meinem Bruder Matej, er ist Besitzer der Firma Smrz-Moto und privaten Sponsoren. Ich habe alles in Griff. Natürlich hat der Rückzug von Splitlath-Redmond die ganze Situation nicht einfacher gemacht. Aber ich fahre dort, wo ich fahren wollte und das ist wichtig. Das Team sucht noch immer Sponsoren, um uns bessere Renntechnik leisten zu können.»
Wie groß ist der Unterschied zwischen deinem Bike und den Hondas von Lowes oder Kiyonari?
«Kiyo und Alex fahren die neusten Modelle mit Werksunterstützung. Das Team Samsung Honda verfügt natürlich auch über ein anderes Budget als wir. Die Samsung-Honda hat mehr Motorleistung und dazu einen höheren Topspeed. Aber das ist nicht unser Hauptproblem. Wir befinden uns immer noch in einer Entwicklungsphase.»
Glaubst du an eine Steigerung den auf Pisten, die du bereits kennst?
«Ich freue mich besonders auf Donington, Silverstone, Assen und Brands Hatch GP. Alle diese Strecke kenne ich ganz gut. Für die anderen, wie Brands Hatch Indy, Thruxton und Oulton Park ist sehr viel Erfahrungen und Streckenkenntnis erforderlich. Dort kämpfe ich nicht nur mit dem Bike, sondern auch mit der Strecke.»
Worin liegen die Besonderheiten der britischen Strecken?
«Wer Cadwell, Oulton, Thruxton oder Knockhill nicht gesehen hat, kann das sicher nicht verstehen. Das sind Strecken, wo es eigentlich keine Geraden gibt, die Kurven sind teilweise überhöht. Du fährst über 200 km/h mit dem Vorderrad in der Luft und hast keinen Augenblick zum Verschnaufen. Wenn du nicht jeden Meter kennst, machst du einen Fehler nach dem anderen und du verlierst sofort den Rhythmus. Aber ich bin froh, in der BSB zu sein. Hier Rennen zu fahren ist zwar hart, aber macht auch wirklich Spaß.»
Verfolgs du die Superbike-WM und bist du nicht enttäuscht, dass du nicht dort im Paddock bist?
«Wenn ich frei habe, dann schaue ich mir das an. In Monza hätte ich für den verletzten Lundh bei Pedercini einspringen können. Doch ohne ein konkurrenzfähiges Motorrad ist das sinnlos. Ich bereue meine Entscheidung nicht, da jeder, der in der Superbike-WM das Rennen zu Ende fährt, meist auch Punkte erhält. Ich will vorn mitfahren und nicht um die Plätze 7 bis 15 kämpfen. Ich konzentriere mich voll auf die BSB. Sollte sich der Erfolg einstellen, steigen auch meine Chancen auf einen Platz in einem guten WSBK-Team. Ich muss alles dafür tun, um 2014 eine BSB-Werksmaschine zu bekommen.»
Mit deinem ehemaligen Teamkollegen Sylvain Guintoli bist du meist auf gleichem Leistungsniveau bei Effenbert Liberty gefahren. Jetzt ist er WM-Leader! Was sagst du dazu?
«Sylvain war mir immer ein bisschen voraus. Er hat nicht nur die bessere Crew, sondern auch besseres Material gehabt. Nun sieht man, wozu er in einem Spitzenteam fähig ist. Ich bin 2010 gleich bei meinem zweiten Rennen auf der Aprilia nur wenige Sekunden hinter den Top-3 gelegen. Das sind alles Super-Piloten auf ähnlichem Niveau, also entscheidet oft das Glück, bei welchem Team du fährst. Ich lebe leider nicht in den Ländern wie England, Spanien, Italien, Japan oder Frankreich, wo es einen großen Motorradmarkt gibt. Das heißt, der Weg zu Erfolgen in Top-Championats ist sehr schwierig, außer wenn man genug Geld besitzt.»