Dakar: Peugeot nicht zu stoppen
Stéphane Peterhansel übernahm mit dem zweiten Tagessieg die Führung
Im letzten Jahr ging Peugeot beim «Dakar»-Comeback mit den drei 2008 DKR förmlich baden, brachte kein Team unter die Top 10. In diesem Jahr aber haben die «Löwen» ihre Hausaufgaben bestens gemacht und die Konkurrenz muss die Peugeot-Stärke neidlos anerkennen. Peugeot belegte auf der Königsprüfung, mit 542 Kilometern die längste Entscheidung der 38. Rallye Dakar auf der 723 km langen Schleife um das bolivianische Uyuni, zum fünften Mal in Folge in der Tageswertung die beiden ersten Plätze. In der Gesamtwertung führt Peugeot weiter mit einem Trio.
Der «Dakar»-Debütant Sébastien Loeb, der bislang überraschend den Marathon-Klassiker anführte, musste, fast schon wie erwartet auf der Königsprüfung Federn lassen, wahrscheinlich mehr als ihm lieb war. Die Prognose stimmte. Insider tippten bei dieser Entscheidung, die auf Höhen zwischen 3.500 und 4.200 Metern ausgetragen wurde, auf eine große Vorstellung von «Mr. Dakar» Stéphane Peterhansel. Der elffache Rekord-Sieger bei der Rallye Dakar spielte auf dieser Schleife um den Salar de Uyuni, der mit 10.000 Quadratkilometer größten Salzpfanne und zum Glück ohne große Niederschläge, seine ganze Erfahrung aus.
Er schaffte hier nicht nur seinen zweiten Tagessieg, sondern er drückte hier seinem Teamkollegen Loeb gleich 8:15 Minuten Rückstand in der Tageswertung auf. Damit verdrängte er um 27 Sekunden den neunfachen Rallye-Rekordchampion Loeb vom Platz an der Sonne auf den Ehrenrang und übernahm erstmals die Führung. Die Dreifach-Führung von Peugeot komplettierte Carlos Sainz, der auf der Prüfung nur 17 Sekunden hinter Peterhansel lag, in der Gesamtwertung als Dritter einen Rückstand von 5:55 Minuten hatte. Den dritten Dreifach-Triumph von Peugeot in der Tageswertung verhinderten überraschend Yazeed Al Rajhi und sein deutscher Beifahrer Timo Gottschalk, die sich im Toyota Hilux um 58 Sekunden auf den dritten Platz vor Loeb schoben.
Peterhansel, im letzten Jahr von etlichen Problemen am damals neuen Peugeot 2008 DKR gequält, wusste, dass er in diesem Jahr mit dem total überarbeiteten 2008 wieder vorne mitreden würde. Er legte beim Start der Königsprüfung, die wie für die «alten Dakar-Hassen» mit den wechselnden Bedingungen zwischen sandig und felsig geschaffen war, einen perfekten Start hin. Schon am ersten Wegpunkt lag er vor seinen Teamkollegen Sainz und Loeb, die vor ihm gestartet waren. Während Sainz, Sieger von 2010, noch ziemlich das Tempo von Peterhansel bis ins Ziel mitgehen konnte, fiel Loeb stetig weiter ab. Bis zum elften Messpunkt hielt er, wenn auch mit 3:27 Minuten Rückstand zu Peterhansel, seinen dritten Tagesplatz. Dann aber wurde er eine Beute von Al Rajhi/Gottschalk, die ihn um 58 Sekunden auf den vierten Etappenrang verdrängten. In der Gesamtwertung rückten sie auf den achten Platz vor.
«Das war heute ein perfekter Tag für uns», meinte Peterhansel. «Ich habe heute keinen gesehen. Manchmal sah ich Staub. Ich sah Sébastien auf den letzten 20 km vor dem Ende. Er hatte einen Reifenschaden und ich überholte ihn. Ich habe mich ganz auf die Strecke konzentriert, weil es eine lange Prüfung war. Hier gab es keine Dünen und keinen weichen Sand, da hätte einiges passieren können. Und das Auto ist noch nicht alt. Wir werden sehen.»
«Wir hatten heute einen ziemlich komplizierten Tag», berichtete Loeb. «Ich fing mir meinen ersten Reifenschaden ein. Dann musste ich 80 km fahren mit einem Gaspedal, das bei Vollgas blockierte. Es war wirklich schwer zu fahren. Am Ende fing ich mir wieder einen Reifenschaden ein und wir mussten noch einmal wechseln. Hoffentlich haben wir nun bessere Tage. Für uns war es sehr wichtig, unsere Führung so groß wie möglich auszubauen. Am Ende aber verloren unseren Platz. Die Rallye ist noch lang.»
Peugeot scheint bislang der 38. Rallye Dakar das bessere Konzept mit seinem heckgetriebenen, aber 350 PS starken 2008 DKR und auch mit dem bedeutend geringeren Gewicht zu haben. Die Allradler, die 500 bis 700 kg schwerer als der Peugeot sind, konnten bisher noch keine Glanzpunkte setzen, die gerade auf den Bergprüfungen erwartet worden waren. Bester Allradler ist weiterhin der Vorjahressieger Nasser Al-Attiyah, der im Mini um 15:19 Minuten etwas leicht abgeschlagen auf dem vierten Platz rangierte. Giniel de Villiers und sein deutscher Beifahrer Dirk von Zitzewitz haben sich am sechsten Tag mit ihrem Toyota Hilux wieder etwas gefangen und schoben sich mit einem Rückstand von 29:21 Minuten auf den fünften Platz, 30 Sekunden vor dem zweiten «Dakar»-Neuling Mikko Hirvonen im zweiten Mini des deutschen X-raid-Teams.
Ergebnis nach der 6. von 13 Etappen:
1. Peterhansel/Cottret (F), Peugeot 2008 DKR, 18:36:20 h.
2. Loeb/Elena (F/MC). Peugeot 2008 DKR, + 27 sec.
3. Sainz/Cruz (E), Peugeot 2008 DKR, + 5:55 min.
4. Al-Attiyah/Baumel (QA/F), Mini ALL4 Racing, + 15:19
5. De Villiers/Von Zitzewitz (ZA/D), Toyota Hilux, + 29:21
6. Hirvonen/Perin (FIN/F), Mini All4 Racing, + 29:51
7. Poulter/Howie (ZA), Toyota Hilux, + 34:27
8. Al Rajhi/Gottschalk (SAU/D), Toyota Hilux, + 37:14
9. Vasilyev/Zhiltsov (RUS), Toyota Hilux, + 42:27
10. Spataro/Lozada (RA), Renault, + 57:32
Etappenwertung (542 km):
1. Peterhansel/Cottret (F), Peugeot 2008 DKR, 5:01,07 h.
2. Sainz/Cruz (E), Peugeot 2008 DKR, + 17 sec.
3. Al Rajhi/Gottschalk (SAU/D), Toyota Hilux, + 7:19 min
4. Loeb/Elena (F/MC). Peugeot 2008 DKR, + 8:155. Al-Attiyah/Baumel (QA/F), Mini All4 Racing, + 8:51
6. Roma/Haro Bravo (E), Mini All4 Racing, + 11:017. Terranova/Graue (RA), Mini All4 Racing, + 13:068
7. Hirvonen/Perin (FIN/F), Mini All4 Racing, + 14:15
9. De Villiers/Von Zotzewitz (ZA/D), Toyota Hilux, + 15:14
10. Van loon/Rosegaar (NL), Mini All4 Racing, + 16:45