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Matthias Kahle: Vom Bagger- zum Buggy-Fahrer

Von Toni Hoffmann
HS RallyeTeam Dakar PM06 1 dppi

HS RallyeTeam Dakar PM06 1 dppi

Bei der Rallye Dakar 2010 tritt der deutsche Rekord-Rallyemeister erneut mit seinem zweiradgetriebenen Buggy an.

Vom Sandkasten in die Wüste: Vor 20 steuerte Matthias Kahle einen Schürfkübelbagger durch den Tagebau Reichwalde in der Oberlausitz. Heute pilotiert der Görlitzer einen Fast&Speed-Buggy des HS RallyeTeams bei der Rallye Dakar. Was seine Motorsportkarriere betrifft, ist Matthias Kahle ein echter Spätstarter. Als der gebürtige Görlitzer seine erste Rallye fuhr, war er 24 Jahre alt. Zum Vergleich: Der finnische Rallyefahrer Jari-Matti Latvala ist heute so alt wie Kahle bei seinem Rallyedebüt 1993. Der Finne ist Werkspilot bei Ford, hat 77 WM-Rallyes bestritten und dabei zwei Siege errungen.

Kahle Motorsportlaufbahn mag zwar spät gestartet haben, dafür nahm sie einen umso steileren Verlauf. Im zweiten Jahr wurde er Amateur-Rallyemeister, und nur ein Jahr später folgte der wichtigste Moment in der Karriere des Sachsen. Im Herbst 1995 wurde Kahle zu einer Nachwuchssichtung von Toyota Deutschland nach Passau eingeladen. Bei der Sichtung setzte sich der damals noch unbekannte Matthias Kahle gegen bekannte Fahrer wie Uwe Nittel und Armin Kremer durch und erhielt den begehrten Werksvertrag bei Toyota. «Das war für mich der Sprung zum Profi», beschreibt Kahle. «Ich wusste sofort: Jetzt geht’s los! Das ist so ein Gefühl, wie wenn man bei ‚Deutschland sucht den Superstar’ gewinnt.»

Bei Toyota hielt der Nachwuchsfahrer, was man sich von ihm versprochen hatte: In seiner ersten Saison in der Deutschen Rallye-Meisterschaft (DRM) wurde er Sechster, im Jahr darauf holte Kahle sogar den Titel. Nach seinem Wechsel zu Seat und später zu Skoda folgten fünf weitere Meisterschaften. Mit sechs Titeln und fast 50 Rallyesiegen ist der Sachse der erfolgreichste Pilot in der Geschichte der DRM. Seit 2004 setzt der Rallyeprofi seine eigene Erfolgsgeschichte bei Wüstenrallyes fort. Seine Bilanz für das HS RallyeTeam: Drei Klassensiege und zweimal Platz Zwei bei sechs Einsätzen.

Doch wie lautet das Kahles Erfolgsgeheimnis? «Ein Geheimnis gibt es nicht», erklärt der mittlerweile 40-jährige Familienvater. «Ich bin früher sehr viel Fahrrad und Motocross gefahren, bestimmt zwei bis drei Stunden am Tag. Daher habe ich sicher mein Gefühl für Bewegung und Traktion. Es war schon immer mein Wunschtraum, Rallyefahrer zu werden und ich glaube, diesen Willen braucht man, um ganz vorne dabei zu sein.»

Kahle konnte sich schon immer für all das begeistern, was zwei oder vier Räder hatte. Im Alter von zehn Jahren sass er am Steuer des Trabants seiner Grosseltern und brachte Gäste einer Weihnachtsfeier nach Hause – natürlich bei Nacht und im Schnee, wie es sich für einen Rallyefahrer gehört. Ein Trabant war auch Kahles erstes Auto. 1989 zahlte er 10.000 DDR-Mark für ein mehr als zehn Jahre altes Modell, das entspricht in etwa seinem damaligen Jahresgehalt als Grossgeräteführer im Tagebau Reichwalde.

In der Tat hat das unwirtliche Tagebaugebiet in der Oberlausitz gewisse Ähnlichkeiten zu Kahles aktuellem Arbeitsumfeld: die kargen Landschaften der Atacama-Wüste, die der Rallyeprofi bei der Rallye Dakar durchquert. Die Unterschiede bei seinen Arbeitsgeräten können aber kaum grösser ausfallen: Statt eines 600 Tonnen schweren Schürfkübelbaggers fährt Kahle gemeinsam mit Copilot Dr. Thomas M. Schünemann den 295 PS starken Fast&Speed-Buggy des HS RallyeTeams.

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