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Timo Scheider und das Aus bei Audi: Was ist passiert?

Von Andreas Reiners
Timo Scheider

Timo Scheider

Am Samstag verkündete Timo Scheider das Ende seiner DTM-Karriere. Vorwürfe für miesen Stil gab es im Anschluss für Audi. Wie ist es denn nun abgelaufen?

Timo Scheider wollte gar nicht groß ins Detail gehen. Kurz vor dem Saisonfinale in Hockenheim habe man ihm mitgeteilt, dass man nicht mehr mit ihm plane. Am Telefon. Die Entrüstung im Fahrerlager war groß. Ein telefonischer Rausschmiss? Nach 16 Jahren in der DTM und elf bei Audi?

Seine Verlobte Jessica Hinterseer wetterte bei Facebook, und auch sein Kumpel Timo Glock zeigte, freundlich ausgedrückt, wenig Verständnis. Beide repräsentierten dabei den Großteil der Meinung im Fahrerlager, dass man mit einem verdienten Fahrer so nicht umgeht. Wie gesagt, Scheider hielt sich bei den Details bedeckt. Dafür sprach Audis DTM-Leiter Dieter Gass, wie das Ganze abgelaufen sein soll.

Demnach hatten Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich und er am Mittwoch mit Scheider telefoniert und um ein persönliches Treffen gebeten. Da Ullrich allerdings am Donnerstag nach Fuji zur WEC reiste und Scheider sich bei seinem Phoenix-Team auf das Saisonfinale vorbereitete, kam das Treffen wenig überraschend so kurzfristig nicht zustande.

«Dadurch sind wir in eine Situation gekommen, in der wir nur zwischen Pest und Cholera wählen konnten. In meinen Augen konnte man keine gute Lösung finden», sagte Gass: «Es gab zwei Möglichkeiten: Wir machen es am Telefon und geben ihm die Möglichkeit, ein bisschen Abschied zu feiern. Oder wir bringen die Saison zu Ende und teilen den Abschied per Pressemitteilung mit. Aber wir können einen Fahrer wie Timo Scheider nicht einfach mit einer Pressemitteilung verabschieden.»

Die Pressekonferenz war allerdings auch nur eine höchst suboptimale Lösung. Doch wie kam es überhaupt zu der kurzfristigen Entscheidung, nicht mehr mit Scheider weiterzumachen?

Der 37-Jährige hatte einen Dreijahresvertrag, der nach dieser Saison ausläuft. Audi hatte dabei eine Option auf eine Verlängerung um zwei weitere Jahre. In Gesprächen vor einigen Wochen hatte man Scheider bereits erklärt, dass man die Option erst einmal nicht ziehen wolle. «Wir wollten uns die Option offenhalten, sie noch zu ziehen», sagte Gass. Heißt: Für Scheider kam das mögliche Ende nicht komplett überraschend, angesichts der möglichen Reduzierung des Fahrerfeldes auf sechs Autos pro Hersteller war es aber auch schon zuvor nicht komplett unwahrscheinlich.

«Diese Gespräche waren sicher schon richtungweisend», sagte Gass. Man habe Scheider anschließend die Chance geben wollen, sich nach unbestritten eher mageren sportlichen Auftritten in der jüngeren Vergangenheit zu beweisen. «Deshalb war es jetzt sehr spät. Aber Mitte des Jahres zu sagen, es geht nicht weiter, wäre auch nicht fair gewesen», so Gass.

Zwischen dem vorletzten Wochenende in Budapest und Hockenheim fiel dann die endgültige Entscheidung zuungunsten Scheiders. Wobei sich die Frage stellt, auf was man bei Audi noch gewartet hat. Die grundsätzlichen Probleme bei Phoenix waren bekannt, auch Scheiders Teamkollege Mike Rockenfeller bekam wenig bis gar nichts auf die Reihe. Immerhin er bekam in Hockenheim mit dem kurzfristigen Wechsel zu Abt die Chance zu zeigen, dass er es nicht verlernt hat. Außerdem dürfte man nach elf Jahren Scheider genug kennen um zu wissen, was man an ihm hat. Oder auch nicht. Von den sportlichen Gründen mal abgesehen, ob nachvollziehbar oder nicht, hätte eine frühzeitigere Entscheidung zumindest zu einem versöhnlicheren Ende geführt.

«Timo ist ein Verlust für uns, aber auch für die DTM. Wir haben aber gesehen, dass die Leistung in den letzten Jahren nicht mehr so da war», sagte Gass, will die Tür für Scheider aber nicht komplett verschließen. «Das war ein Abschied von der DTM, nicht von Audi», meinte er und bestätigte, dass ihm auch schon eine Aufgabe für den zweimaligen Champion vorschwebt. Gass: «Da bedarf es intern aber noch ein bisschen Abstimmungsarbeit.»

Scheider äußerte sich ein wenig defensiver, wollte noch etwas abwarten und das Geschehen sacken lassen. Sein großer Wunsch, sich gebührend verabschieden zu können, wurde ihm nicht erfüllt. Und seine Verlobte hatte am Sonntag für weitere Spekulationen gesorgt, als sie auf Facebook schrieb: «Übrigens, wir wissen was wirklich passiert ist und das wird rauskommen!! Versprochen!!». Das letzte Wort ist da offenbar noch nicht gesprochen.

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