Timo Glock: DTM-Niveau höher als in der Formel 1
Timo Glock
Das Thema passte ohne Frage ein wenig zum Anlass. Der erste Auftritt von Rückkehrer Pascal Wehrlein in der DTM, und es wurde unter anderem über Paydriver in der Formel 1 abgelästert. Zum einen hatte Marco Wittmann zuletzt erklärt, das DTM-Fahrerfeld sei in seiner kompletten Vielfalt besser als das der Formel 1. Zum anderen wurde Wehrlein nach zwei Jahren in der Königsklasse auch von Fahrern verdrängt, die besser betucht waren und ging deshalb den Schritt zurück zum Tourenwagen.
«Die können alle Auto und eine Runde schnell fahren, aber es gehört einiges mehr dazu. Einige Fahrer im Mittelfeld oder weiter hinten können sich ihr Cockpit eben kaufen», sagte Wehrlein.
Ähnlich sieht es auch Timo Glock. Der frühere Formel-1-Fahrer ist inzwischen Experte beim Fernsehsender RTL und ist in dieser Funktion immer noch nah dran. Zuletzt war er erst beim GP in Bahrain. «Es gibt den einen oder anderen Fahrer, der mit sehr viel Kleingeld in die Formel 1 gekommen ist», so Glock. Das ziehe sich auch durch die Nachwuchsklassen, «weil sie ein gutes Budget hatten, um sich dort in die besten Teams einzukaufen.» Aber: «Man muss auch sagen, dass sie immer abgeliefert haben.»
Wie zum Beispiel Lance Stroll, wohl aktuell das prominenteste Beispiel eines Paydrivers. Vater Lance ist Milliardär und pumpte viel Geld in die Karriere seines Sohnes, auch, damit der Filius viel und oft fahren konnte, weit mehr als die Konkurrenz. In dem Alter ein unbezahlbarer Vorteil.
Nun ist Stroll in der Formel 1 angekommen, sein Teamkollege Sergey Sirotkin stach vor der Saison unter anderem Robert Kubica aus, auch aufgrund seiner Sponsoren-Mitgift. Ein Paydriver-Doppel sozusagen. Eines mit Problemen, beide sind noch ohne einen Punkt.
Denn das Duo ist für Glock ein gutes Beispiel. «Wenn wir uns das Beispiel Williams gnadenlos anschauen, sprechen die Fakten klar dagegen. Die jungen Kollegen sind vielleicht schnell, aber es gehört auch dazu, ein Auto in die richtige Richtung zu entwickeln. Die haben in Bahrain das ganze Wochenende extreme Probleme gehabt und sind nicht von der Stelle gekommen. Da fehlt es bei ihnen an Erfahrung», sagte Glock.
Generell stimmt Glock seinem BMW-Kollegen Wittmann zu, was die Fahrerfelder der DTM und der Formel 1 betrifft. Vor allem in der Breite. «Jeder, der in der DTM antritt, hat die Chance um den Titel zu fahren. Das Fahrerniveau hier ist sehr hoch», sagte Glock.
Er hat es am eigenen Leib zu spüren bekommen, als er 2013 von der Formel 1 in die DTM kam. «Mit viel Selbstvertrauen und habe für mich gesagt: In die Top 10 oder Top 5 sollte es schon gehen.» Pustekuchen. Im ersten Qualifying war er früh raus. «Du denkst, dass du alles richtiggemacht hast und es eine mega Runde war. Aber dein Ingenieur sagt dir: „Timo, Platz 17“...»
Glock fügte dann aber noch etwas hinzu, um nicht missverstanden zu werden. «Nicht, dass es nachher heißt, Sebastian Vettel und Fernando Alonso können kein Auto fahren. Vettel hat in Bahrain bewiesen, warum er viermal Weltmeister wurde. Die Top-10-Piloten sind ganz hohes Niveau. Beim allem, was dahinter kommt, habe ich allerdings einige Fragezeichen», so Glock.
Meister René Rast fasste treffend zusammen: «Man sagt, die Formel 1 ist die Königsklasse des Motorsports. Aber wenn die beiden sagen, dass die DTM vom Fahrerischen her auf einem höheren Level ist, dann muss die DTM das höchste sein, das es gibt.» Für Wehrlein kann es da nur eine Konsequenz geben. Der 23-Jährige mit einem Augenzwinkern: «Ich finde, das sollte dann auch fürs Gehalt gelten!»