DTM 2018: Die schwierige Suche nach Mr. X
Wer holt sich den Titel?
Rene Rast: Keine Frage: Als Titelverteidiger gehört man automatisch zu den Titelkandidaten. Vor allem, weil Audi in den vergangenen Jahren immer das beste Auto hatte. Ob das nach den Änderungen an der Aerodynamik (die Stärke Audis) weiterhin so sein wird, bleibt abzuwarten. Er sagt: «Ich starte in die Saison und weiß, dass ich in der Lage bin oder war, vorne mitzufahren und die Meisterschaft zu gewinnen. Ich kann entspannter in das Jahr gehen, aber werde genauso weiterarbeiten und die gleichen Dinge tun, die ich letztes Jahr auch gemacht habe.» Hart arbeiten also, damit es etwas wird mit der Titelverteidigung.
Lucas Auer: Nein, forsche Töne hört man von ihm nicht. Zumindest nicht, wenn es um den Titel geht. Denn der Österreicher weiß selbst, wie schnell es in der DTM gehen kann. Nach zwei Siegen in den ersten vier Rennen 2017 war er praktisch schon Meister, am Ende war es aber mit deutlichem Abstand zur Spitze nur Rang sechs. Aber klar: Der Neffe von Gerhard Berger will den Titel, denn er will am liebsten in die Formel 1. Und der Titel im Abschiedsjahr von Mercedes ist eine mögliche Eintrittskarte.
Pascal Wehrlein: Das weiß auch Rückkehrer Pascal Wehrlein. Der 23-Jährige bekam für 2018 kein Cockpit in der Königsklasse und macht den Schritt zurück, um im Idealfall wieder den Sprung in die Formel 1 zu schaffen. Bei ihm ist es der Faktor Zeit: Ist Auers Teamkollege schnell genug wieder auf Tempo, um konstant ganz vorne mitzufahren? Ist das der Fall, gehört zu den heißesten Titelkandidaten.
Timo Glock: Er ist wie ein Rotwein: Je älter, desto besser. Sagt sein Chef bei BMW, Jens Marquardt. Er selbst will gar nicht so sehr vorpreschen, bleibt eher zurückhaltend. Vollmundige Titelansagen? Fehlanzeige. Klar: Es soll sein Jahr werden, immerhin ist es sein sechstes in der DTM. Deshalb weiß der 36-Jährige aber auch: Es geht eng zu in der Tourenwagenserie, die ja bekanntlich noch nie ein Wunschkonzert war.
Marco Wittmann: 2014: Meister. 2016: Meister. Heißt: Auch 2018 Meister? Abwarten. Klar ist: Wenn man über Favoriten spricht, gehört der BMW-Mann immer dazu. «Wenn man in die Kader der anderen schaut, muss Marco Wittmann von BMW ein Titelkandidat sein», sagte Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz. Und was sagt der Gelobte selbst? «Ich habe schon zwei Mal den Titel gewonnen, also ist es auch mein Ziel, in diesem Jahr daran anzuknüpfen. Von daher sehe ich mich schon weit vorne.»
Mike Rockenfeller: Nach zwei schwachen Jahren fuhr der Meister von 2013 im vergangenen Jahr endlich mal wieder vorne mit, am Ende wurde der Audi-Routinier Gesamtvierter. Er gehört zu denjenigen, die besonders gut mit den Reifen umgehen können. Heißt: Auch er gehört wieder zu denjenigen, mit denen zu rechnen sein wird.
Jamie Green: Wird 2018 das Jahr des Jamie Green? Man wünscht es ihm fast schon, nachdem er schon mehrere Male nah dran war und dann doch scheiterte. Wie 2017, als am Ende sechs Punkte auf Meister Rene Rast fehlten. Rasts Teamkollege war in den vergangenen beiden Jahren der Pechvogel mit gleich zwei Getriebeschäden, die in der DTM äußerst selten vorkommen. Hat er nur ein bisschen mehr Glück, kann es sein Jahr werden.
Gary Paffett: Er wartet zwar seit Ewigkeiten, genauer gesagt seit 2013, auf einen Sieg in der DTM. Aber mit dem Mercedes-Oldie muss man immer rechnen. Er kann immer noch außergewöhnliche Rennen fahren, vor allem im Regen. Kommt er in einen Flow, könnte er um seinen zweiten DTM-Titel nach 2005 kämpfen.
Robin Frijns: Nicht wenige sagen, er könnte ein zweiter Rene Rast werden. Sprich: Ein Rookie, der Meister wird. Wobei der Niederländer ja wie Rast kein Rookie, sondern ein Neuling ist. Er ist 26 Jahre alt, also kein Anfänger mehr. Er hat seine Vielseitigkeit in diversen Autos und Serien bereits unter Beweis gestellt. Warum nicht auch im Tourenwagen?
Mr. X: Das macht die DTM aus: Dass neben den bereits genannten Fahrern auch ohne Probleme einer aus dem restlichen Feld mehr oder weniger überraschend eine starke Saison fahren und den Titel holen kann. Auf die Konstanz kommt es am Ende an. Denn fahrerisch ist das Feld ganz eng beisammen.