Paffett über Kumpel Wickens: «Es ist grauenvoll»
Gary Paffett und Robert Wickens
Es ist gut und schlecht, wenn man nah dran ist. Gary Paffett bekommt alle Informationen über den Gesundheitszustand seines Kumpels Robert Wickens aus erster Hand. Ob nun durch dessen Verlobte oder durch den Bruder. Beide versorgen den DTM-Star mit allen Updates.
Heißt aber auch: Bei jedem Anruf, bei jeder SMS ist Paffett in Habachtstellung. Es könnte eine schlechte Nachricht sein. Am DTM-Wochenende in Misano war es nach zahlreichen Operationen, unter anderem an der Wirbelsäule, eine gute: Wickens atmet selbstständig und ist wieder ansprechbar.
Für Paffett waren es heftige Tage, nachdem sich Wickens beim Horrorcrash im Rahmen der IndyCar-Serie auf dem Pocono Raceway am 19. August schwer verletzte.
«Als Fahrer hat man immer diese Gefühle, wenn ein Kollege einen schweren Unfall hat. Es ist grauenvoll. Wir kennen die Risiken unseres Sports. Die IndyCar-Fahrer kennen auch die extra Risiken. Leider können diese Unfälle passieren», sagte Paffett SPEEDWEEK.com. Als Fahrerkollege. Bei Wickens ist der große Unterschied, dass sie seit ihrer gemeinsamen DTM-Zeit gut befreundet sind.
«Als Freund ist es noch viel härter. Es war eine harte Zeit und es werden harte Wochen folgen. Es ist sehr schwierig, auch, weil ich ihn nicht sehen kann. Wir denken alle an ihn», so Paffett. In Misano gab es ein Gruß-Plakat an den Kanadier, dazu trugen alle Mercedes-Fahrer die Wickens-Kappe aus dem Vorjahr. Ein Film mit Grüßen aus der DTM wurde ebenfalls produziert. #GetWellWickens war eines der Mottos in Misano.
Auch die Teamkollegen traf es hart: «Ich war schockiert. Da merkst du erst einmal, was es ausmacht, dass man drei Jahre lang zusammen in einem Team war. Mit ihm Spaß gehabt hast, gelacht hast. Das macht viel aus. Das ist echt brutal», sagte Lucas Auer.
Pascal Wehrlein meinte: «Ich war mega geschockt. Die Bilder sind heftig. Wir hoffen alle, dass er so schnell wie möglich wieder gut geht und zurückkommt und wieder Rennen fahren kann. Und so schnell wie möglich der alte Robert sein wird.»
Ändern wird sich durch so einen Unfall aber nichts bei den Kollegen. «Ich denke an ihn, aber für mich ändert sich nichts. Als Rennfahrer ist man sich der Gefahr immer bewusst», so Auer.
Wehrlein weiß selbst, welche komplizierten Folgen Unfälle haben können. Er war beim Race of Champions im Januar 2017 verunglückt und hatte sich den Rücken gebrochen. Sogar die Karriere war in Gefahr.
«Ich könnte heute im Rollstuhl sitzen. Wir wissen alle, dass es gefährlich ist. Auch wenn es noch so viel Spaß macht und auch wenn es noch so sicher ist, gibt es immer ein Risiko. Aber als Rennfahrer akzeptiert man das und denkt auch gar nicht darüber nach. Es sind Kleinigkeiten und Sekunden, die schlimme Auswirkungen haben können. Speziell im Motorsport, wo man Entscheidungen in Zehntelsekunden treffen muss», sagte Wehrlein.