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Mercedes-Drama um Paffett: Wendepunkt im Titelkampf?

Von Andreas Reiners
Gary Paffett

Gary Paffett

Bislang lief es bei Gary Paffett wie im Schnürchen. Doch beim siebten DTM-Rennwochenende in Misano ging gar nichts, der Brite fuhr einen kompletten Nuller ein. Der Wendepunkt im Titelkampf?

Gary Paffett hat immer tief gestapelt. Dieses «Von Rennen zu Rennen schauen» kann zwar niemand mehr hören. Es ist langweilig. Es ist übervorsichtig. Langweilig. Es ist allerdings manchmal die richtige Herangehensweise. Wenn man so lange in der DTM unterwegs ist wie der Brite, dann weiß man, dass das Pendel schnell umschlagen kann. Dass es schnell geht in der DTM, dass es ein kurzer Weg ist vom Himmel in die Hölle. Dass es eben nicht immer nach Plan verläuft. Dass auch Rennen kommen können, wo alles schiefgeht. Oder ganze Wochenenden.

Bei Paffett war es in Misano ein ganzes Wochenende, das schiefging. Von vorne bis hinten.

Im Regenchaos wurde der Mercedes-Pilot von der Spitze der Gesamtwertung gespült. Null Punkte. Zwei Kollisionen mit Teamkollegen. Dazu eine von ihm selbst eher durchwachsene Leistung. Keine Frage: Es gab schon bessere Wochenenden.

«Wir haben uns das Wochenende selber schwierig gemacht. Das Auto war super, aber um mich herum sind viele Dinge passiert, die wir nun aufarbeiten müssen. Es war nicht das erste Regenrennen in der DTM, das ist also keine Entschuldigung. Ich wollte Punkte sammeln, das ist mir nicht gelungen», äußerte sich Paffett, der DTM-Champion von 2005, enttäuscht.

Seit dem Samstagsrennen am Norisring hatte Paffett Platz eins in der Fahrerwertung inne. Nun übernahm sein Teamkollege Paul di Resta die Führung, der Schotte hat 186 Punkte auf dem Konto, Paffett 177. Di Resta sammelte in Misano immerhin 38 Punkte. Er hat sowieso bislang nur einen einzigen Nuller in dieser Saison eingefahren. Konstanz war schon in den vergangenen Jahren der Schlüssel zum Titel. Also auch dann punkten, wenn nach ganz vorne nicht viel geht.

Besonders bitter: Samstag kollidierte Paffett mit Edoardo Mortara, er schied aus. Wobei er sich bei dem Crash an die eigene Nase fassen muss. Sonntag wurde er von Daniel Juncadella gedreht. Vorher hatte ein irrer Boxenstopp-Fauxpas ihn aus den Punkten geworfen: In dem Regenchaos kamen in Runde acht 14 der 19 Fahrer zum Reifenwechsel in die Box, wollten Slicks aufziehen, so auch Paffett und Pascal Wehrlein, die von einem Team abgefertigt werden.

Aber: Paffett überholte Wehrlein im letzten Sektor vor dem Wechsel, so dass Paffett die für Wehrlein vorgesehenen Reifen erhielt. Beide verloren viel Zeit, Paffett rund 20, Wehrlein sogar mehr als 30 im Vergleich zu dem schnellsten Stopp zu dem Zeitpunkt. Hat man kein Glück, kommt auch noch Pech hinzu.

Stellt sich nun die Frage: Wie geht man mit solchen Tiefschlägen um? «Was für ein Desaster», schrieb Paffett auf Instagram. Sein Foto, das ihn kauernd, nachdenklich und enttäuscht zeigt, spricht Bände. «Jetzt ist Zeit für Besinnung, Entspannung und Pause.»

Es wäre nicht das erste Mal, dass sich eine Negativspirale entwickelt. Dass auf einmal nichts mehr läuft, das Glück sich verabschiedet. Di Resta erlebt im Moment das genaue Gegenteil, feierte zuletzt zwei Siege und holte auch im Megachaos am Sonntag zehn solide Punkte. Und: Mortara eilt heran, hat mit 138 Punkten durchaus noch Chancen auf einen Angriff. Bei sechs noch ausstehenden Rennen ist die aktuelle Phase entscheidend.

Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz stellte bei SPEEDWEEK.com klar, dass so ein Wochenende durchaus dazu gehöre. «Jetzt gehört es dazu, dass er es abschüttelt und stark zurückkommt. Er kann das, ohne Frage, aber klar: Das Wochenende war super unglücklich. Seine große Stärke ist, dass er immer positiv ist. Das dauert normalerweise ein, zwei Stunden, in denen er niedergeschlagen ist und mit seinem Schicksal hadert, aber am Ende rappelt er sich immer wieder auf.»

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